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Wirtschaft

52 neue Windräder in Balıkesir eingeweiht

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Die Türkei setzt auf eine größere Diversifizierung ihrer Energieträger. Als Zeichen dafür wurde am Wochenende ein neuer Windpark in Balıkesir eingeweiht. Im Unterschied zu Deutschland hält man die Atomenergie allerdings für unverzichtbar. (Foto: ap)

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52 neue Windräder in Balıkesir eingeweiht
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Das deutsch-türkische Joint Venture Enerjisa, bestehend aus dem Energieriesen E.ON und dem Mischkonzern Sabanci Holding, eröffnete am Samstag in der türkischen Provinz Balıkesir feierlich einen Windpark, der den bisher als einseitig geltenden Energiehaushalt des Landes mit grüner Energie diversifizieren soll.

Erneuerbare Energien spielen auch in der Türkei eine zunehmend größere Rolle. Die türkische Regierung gibt derzeit für erneuerbare Energieträger mehr Geld aus als je zuvor. Damit gehört das Land international gesehen zu den Vorreitern, denn bislang war grüne Energie weitgehend eine auf Deutschland und einzelne weitere Industriestaaten beschränkte Angelegenheit. Vor allem gehört die Bundesrepublik auf internationaler Ebene zur Avantgarde, wenn es um die Diversifikation des eigenen Energie-Warenkorbes geht. Mit großem Interesse beobachtet die Türkei die deutschen Bemühungen, seine 80 Millionen energiehungrigen EInwohner immer unabhängiger vom Schwarzen Gold zu machen.

Deutschland will es schaffen, von Jahr zu Jahr weniger von ausländischem Erdöl oder Erdgas importieren zu müssen. Man erkannte früh, dass eine Diversifikation des Energiehaushaltes bitter nötig ist, wenn man langfristig erfolgreich sein möchte. Die Abhängigkeit von ausländischem Öl und Gas gilt als die größte wirtschaftsstrategische Schwäche der Türkei.  

Deutschland gibt der Türkei Starthilfe in Sachen grüner Energie

Nun will Deutschland auch der Türkei Starthilfe geben. Das Land am Bosporus investiert seit Jahren gewaltige Summen in seine Infrastruktur und macht gewaltige Schritte auf dem Weg zu einer starken Industrienation. Insgesamt soll das Gemeinschaftsunternehmen Enerjisa 153 Millionen Euro gekostet haben. Damit wurden 52 neue Windräder in der nordwestlichen Provinz der Türkei in Balıkesir errichtet. Die 143-MW-Anlage soll Prognosen zufolge die Kapazität haben, bis zu 170.000 türkische Haushalte zu versorgen. Einen Energieträger in dieser Größe hat es bisher im Land noch nicht gegeben, bisher prägten eher konventionelle, fossile Energieträger das Energiebild der Türkei. Es existieren zwar zwei kleinere Windparkanlagen, doch sie weisen beide zusammen lediglich eine Kapazität von 69 Megawatt auf. Damit besitzen die beiden Windparkanlagen nicht mal die Hälfte der Kapazität der neuen Anlage in Balıkesir.

Die Eigentumsverhältnisse am Joint Venture zerfallen in Anteile von jeweils 50%, die E.ON und die Sabanci Holding halten. Nachdem die Sabanci Gruppe das Energieprojekt Enerjisa 2007 mit dem österreichischen Energieproduzenten Verbund gegründet hatte, zog sich Letzterer nach einem Asset- Tausch im Jahr 2012 mit E.ON aus dem Geschäft zurück. Seitdem investierten beide Partner 10 Milliarden Dollar in Enerjisa. Die Investitionstätigkeit beider Partner steht allerdings erst am Anfang. So kündigte E.ON-Chef Johannes Teyssen an, dass Enerjisa bis 2020 mindestens 10 Prozent des türkischen Erzeugermarktes halten werde. Das würde einer Leistung von rund 8.000 Megawatt entsprechen.

Atomkraft bleibt Schwerpunkt türkischer Energiepolitik

Bis 2023 erhofft sich die Türkei, zu den Top 10 der einflussreichsten Industrienationen zu gehören. Um dieses Ziel erreichen zu können, bedarf es aber einer ausgewogenen Energiepolitik. Deswegen setzte sich auch der Staat in diesem Zusammenhang hohe Ziele. Güler Sabanci, Geschäftsführerin der Sabanci Holding, konkretisierte die Absicht des Staates und der in die grünen Energien investierenden Unternehmen: „Unser Ziel ist es, bis 2023 die Windenergie auf eine Kapazität von 23.000 Megawatt zu steigern.“

Im gleichen Atemzug betont der türkische Energieminister Taner Yildiz jedoch die nicht von der Hand zu weisende Signifikanz auch der atomaren Energie für die Zukunft des Landes. So argumentierte er auf der Einweihungsfeier des neuen Windparks am Samstag mit deutlichem Nachdruck: „Das Wachstum der Türkei ist schneller als das Wachstum der Investitionen in erneuerbare Energien.“

Ungeachtet der ablehnenden Haltung, die vor allem Deutschland mit Blick auf die Atomenergie an den Tag legt, beharrt die türkische Regierung darauf, Atomenergie als Kern der heimischen Energieproduktion anzusehen. Gefahren, die mit dieser Art der Energiegewinnung einhergehen können, betrachtet sie wie immer mehr andere Industrieländer in aller Welt auch als beherrschbar. Ankara plant, durch den Bau von drei Atomreaktoren milliardenschwere Einsparungen im Bereich der Energieimporte zu erreichen.