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Wirtschaft

Äthiopien – Der Weg zum afrikanischen Tigerstaat

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Vom korrupten sozialistischen Armenhaus der 80er-Jahre, aus dem schockierende Bilder verhungernder Kinder um die Welt gingen, hat sich Äthiopien zu einem aufstrebenden Staat mit wachsendem ökonomischem Potenzial entwickelt. (Foto: rtr)

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Ein Junge steht vor Windturbinen - rtr
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Die Zeiten von „Live Aid“, in denen das Land am Horn von Afrika weltweit als Symbol für Armut, Misswirtschaft und Hunger galt, sind vorüber. Äthiopien packt sein Schicksal eigenhändig an. Es überzeugte in den vergangenen Jahren mit einer beachtlichen Entwicklung der Wirtschaft und wies in der letzten Dekade zweistellige Zuwachsraten aus. Möglichkeiten für einen weiteren Aufschwung gibt es vor allem in der Landwirtschaft.

Äthiopien ist eigentlich ein reiches Land. Es gibt wertvolle mineralische Rohstoffe, darunter Gold und Platin. Fruchtbarer Boden und ausreichend Regenfälle bieten dem Land gute Voraussetzungen. Landwirtschaft und Viehzucht sind prädestiniert zu florieren. Das wichtigste und bekannteste Exportgut der Äthiopier ist der Kaffee.

Doch es tut sich noch mehr in dem ostafrikanischen Land. In den letzten 5 Jahren kämpfte sich Äthiopien mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 8,7 Prozent aus dem Sumpf der Armut. Äthiopien konnte seine Armutsquote stark von 56% im Jahr 2000 auf 31% im Jahr 2010 reduzieren – verglichen mit einem Durchschnitt von 49% in Subsahara-Afrika. Natürlich ist die soziale Armut immer noch ein Problem, doch das heutige Äthiopien ist weit entfernt von den Bildern der Hungersnöte der 1980er- und 1990er-Jahre, die vor allem in unseren Breiten bei einigen noch präsent sind. Der Lebensstandard der Bürger Äthiopiens bewegte sich sichtlich nach oben.

Liberale Kräfte etablieren sich im Land

Äthiopien ist seit Jahren die Volkswirtschaft mit den höchsten Wachstumsraten in der afrikanischen Subsahara. Das liegt vor allem an der Liberalisierung und Expansion des Agrarsektors und des Dienstleistungssektors, nachdem die 1974 eingeführte sozialistische Planwirtschaft schrittweise gelockert wurde. Es gelang der äthiopischen Regierung nach Jahren politischer Unruhen, nun für wirtschaftliche Stabilität zu sorgen. Im Vergleich mit der Situation einiger Nachbarländer, etwa des weitgehend anarchisch strukturierten Somalia, ist dies eine beachtliche Leistung.

Dringend notwendige Infrastrukturprojekte wie Elektrifizierung, Straßenausbau und die Konstruktion einer Bahnlinie zwischen Äthiopien und Kenia wurden auf den Weg gebracht, um das Land auf eine erfolgreiche Zukunft vorzubereiten.  Davon werden sowohl die Industrie als auch der Agrarsektor profitieren. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf ca. 30% des BIP.

Von den Infrastrukturprojekten profitiert aber auch die Wirtschaft. Ausländische Importe erhalten einen besseren Zugang ins Land. Auch können die Äthiopier auf noch bessere Absätze ihrer bisherigen Exportschlager Kaffee und Pflanzen hoffen. 15 Millionen Menschen leben vom Kaffeesektor. Kaffee- und Blumenexporte haben einen Exportanteil von 40 Prozent. Damit ist Äthiopien der größte Kaffeeexporteur Afrikas. Äthiopiens Landwirtschaft  hat dank des guten Wasserzugangs auch ein stark ausbaufähiges Potenzial.

Die Wirtschaft erlebt, auch dank staatlicher Unterstützung, zudem eine zunehmende Diversifizierung. Gleichzeitig dürfte der Export von Elektrizität und Gold ansteigen.

2025 will man zur Volkswirtschaft mit mittlerem Einkommen aufsteigen

Es ist zu erwarten, dass Äthiopien auch eine Schlüsselrolle als Produzent und Exporteur von Strom einnehmen wird. Erst im Oktober beschloss man in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba den Bau eines Erdwärmekraftwerks im Wert von vier Milliarden Dollar. Es soll eine Kapazität von 1000 Megawatt haben, was der Leistung eines Atomreaktors entspricht.

Die Verstädterung schreitet rasch voran, und besonders in den Städten bildet sich eine Mittelschicht. Eine recht große Oberschicht scheint ebenfalls zu entstehen: Äthiopien wird als das afrikanische Land angesehen, in dem die Anzahl von USD-Millionären am schnellsten wächst – von 2700 im Jahr 2012 auf 4700 im Jahr 2020 nach Angaben von New World Wealth. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung extrem jung ist. Das Durchschnittsalter liegt in Äthiopien bei 17,5 Jahren.

Äthiopiens Ziel ist es, bis 2025 eine Volkwirtschaft mit mittlerem Einkommensniveau zu werden. Hierzu muss sich vor allem ein funktionierender Privatsektor entwickeln. Der Staat erkannte dies, privatisiert zu diesem Zweck seit Jahren zahlreiche Unternehmen und hat sogar einige Sektoren für ausländische Investoren freigegeben.

Die wachsenden ausländischen Direktinvestitionen, die laut offiziellen Prognosen 2014 bei 1 Milliarde Dollar liegen werden,  sind auf die guten Wachstumschancen in Sektoren wie z. B. dem Agrarsektor, der Infrastruktur, Konsumgütern, dem verarbeitenden Gewerbe, Erdöl und Gas zurückzuführen.

Äthiopien ist in der Region zudem ein wichtiger Verbündeter des Westens und setzt sich aktiv im Kampf gegen den Terrorismus ein. So entsandte es sowohl 1996 als auch 2006 Truppen in das bürgerkriegsgeschüttelte und von Al-Qaida-Einheiten heimgesuchte Somalia.