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Wirtschaft

Kernkraftwerk an der türkischen Mittelmeerküste: ODTÜ warnt vor Bau

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Umweltpolitische Vorbehalte gegen den Bau des KKWs in Akkuyu werden seitens eines Meeresbiologen der ODTÜ geäußert. Regierung und Investoren zeigen sich unbeeindruckt und kontern mit einem Sensibilisierungstraining in Punkto Umweltbewusstsein. (Foto: cihan)

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Ein Bericht der Technischen Universität des Mittleren Ostens (ODTÜ) in Ankara warnt vor dem Kernkraftwerksprojekt in Akkuyu (Provinz Mersin), dessen Baubeginn für Mitte 2015 geplant ist.

Daten eines umstrittenen Umweltverträglichkeitsberichts (ÇED) zufolge soll der Bau unkalkulierbare Folgen für das Ökosystem der Region entfalten. Dies sagte Ali Cemal Gücü, Professor für Meeresbiologie an der ODTÜ. „Wenn man die Daten betrachtet, schreien diese geradezu ‚Das soll nicht gebaut werden‘“, so Gücü.

Es wäre unmöglich, auszuschließen, dass die Freisetzung von Millionen Kubikmetern 35 Grad warmen Kühlwasser pro Stunde ins Meer für die kommenden 60 Jahre irgendwelche Auswirkungen auf die Umwelt hätte.

Dem 3600 Seiten langen Bericht zufolge, der im Laufe der letzten drei Jahre drei Mal zur Überarbeitung zurückgewiesen worden war, soll der Temperaturanstieg im Mittelmeer, aus dem Wasser für die vier Reaktoren bezogen werden und wo dieses wieder hineingeleitet werden soll, um nicht mehr als 0,5° steigen und somit keine Auswirkungen auf Organismen im Meer haben, zu denen unter anderem die Unechte Karettschildkröte und Mönchsrobben gehören.

Die russische Firma Rosatom soll das für eine Leistung von 4800 MW ausgerichtete Kraftwerk bauen. Vorbild für den bau ist das Kernkraftwerk Leningrad (Foto) in St. Petersburg. Regierungsbeauftragte und Sprecher der Investoren wiesen die Darstellungen über eine mögliche Gefährdung zurück.

Suezkanalöffnung hat Artenzusammensetzung verändert

Gücü hält die Daten im Bericht für nicht stichhaltig. Kraftwerke, die Warmwasser ins Meer leiten, seien eher für Meere mit höherer Wassertemperatur geeignet, etwa in den Baltischen Staaten, Russland oder Finnland. „Die gleiche Schlussfolgerung, die mit Blick auf ein 17 Grad kaltes Meer gemacht wird, muss nicht zwingend auch für ein fast tropisches mit 31 Grad gelten“, so Gücü.

Die Strände zwischen Mersin und İskenderun seien nach der Öffnung des Suezkanals von Arten überflutet worden, die aus dem Roten Meer kamen, was zum Aussterben heimischer Spezies geführt hätte. Eine Erwärmung des Meeres würde diesen Prozess beschleunigen. Auch die Mönchsrobben seien im gesamten Mittelmeer auf dem Rückzug.

Die Regierung betont, es werde ein Sensibilisierungstraining in Punkto Umweltbewusstsein für alle Personen geben, die mit der Errichtung des Kraftwerks zu tun hätten. Eine Baugenehmigung steht bis dato noch aus. Die Regierung möchte, dass bis 2023 alle vier Reaktoren in Betrieb sind.