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Politik

Al-Bab: Türkische Soldaten durch russischen Luftschlag getötet, erstmals Kämpfe mit Assad-Truppen

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Der russische Luftangriff soll dem IS in Syrien gelten, doch die Bomben töten türkische Soldaten. Erst im vergangenen Jahr hatten sich Moskau und Ankara ausgesöhnt – nachdem die Türkei ein russisches Flugzeug im Einsatz über Nordsyrien abgeschossen hatte.

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Russischer Luftschlag in Syrien
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Die russische Luftwaffe hat in Nordsyrien versehentlich türkische Truppen bombardiert und drei Soldaten getötet. Der Luftschlag vom Donnerstag habe eigentlich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegolten, teilten die türkischen Streitkräfte mit. Elf Soldaten seien beim Luftangriff auf ein Gebäude verwundet worden, einer davon schwer. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte den Tod von drei türkischen Soldaten „als Folge des unabsichtlichen Angriffs eines russischen Flugzeugs“.

Für Verwirrung sorgt indessen, dass der Kreml der Türkei die Schuld für den tödlichen Zwischenfall gibt. Die russischen Piloten hätten genau das Zielquadrat angegriffen, dessen Koordinaten ihnen vom türkischen Militär übermittelt worden seien, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. „Innerhalb dieses Quadrats hätte kein türkischer Soldat sein sollen“, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Gestern teilte Kreml noch mit, der russische Präsident Wladimir Putin habe seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan sein Beileid wegen des tragischen Zwischenfalls ausgedrückt. Bei dem Telefonat sei ein Ausbau der militärischen Zusammenarbeit gegen den IS und andere extremistische Gruppen in Syrien vereinbart worden.

Al-Bab weiterhin umkämpft

Die Nachrichtenagentur DHA hatte zuvor gemeldet, am Donnerstag seien bei Al-Bab mindestens fünf türkische Soldaten getötet worden. Unklar war zunächst, ob die Toten des Luftschlags darin enthalten waren. Bereits am Mittwoch waren bei den Kämpfen in der Region fünf türkische Soldaten gefallen. Seit dem Einmarsch in Nordsyrien im August sind damit mehr als 60 türkische Soldaten getötet worden.

Südwestlich von Al-Bab brachen erstmals Gefechte zwischen türkischen Truppen und Kräften der syrischen Regierung aus, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Aus lokalen Rebellenkreisen hieß es, türkische Artillerie habe Beschuss der Regierungskräfte erwidert. Die Türkei und Rebellen liefern sich mit der Armee und ihren Verbündeten seit Tagen ein Wettrennen um Al-Bab. Die Stadt wird vom IS kontrolliert.

Die Türkei gehört zu den schärfsten Gegnern der Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der von Russland unterstützt wird. Ankara treibt aber gemeinsam mit Moskau die Bemühungen um Friedensverhandlungen in Syrien voran. Der Kreml teilte nach dem irrtümlichen Bombardement mit, Russland und die Türkei wollten an diesen Bemühungen festhalten. In Syrien gilt seit Ende Dezember eine von den beiden Schutzmächten ausgehandelte Waffenruhe, von der der IS und andere extremistische Gruppen aber ausgenommen sind.

Wechselhafte türkisch-russische Beziehungen

Nach einer monatelangen Krise wegen des Abschusses eines russischen Kampfjets durch die Türkei hatten sich Putin und Erdoğan im vergangenen Sommer ausgesöhnt. Im Dezember war der russische Botschafter in Ankara erschossen worden. Bei dem Attentäter hatte es sich um einen Polizisten gehandelt.

Der neue Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, Mike Pompeo, traf am Donnerstag bei seiner ersten Auslandsreise in der türkischen Hauptstadt Ankara ein. Er wollte bei seinem Besuch auch Erdoğan sprechen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Dabei dürfte es auch um den Bürgerkrieg in Syrien gehen.

Mit der Operation „Schutzschild Euphrat“ unterstützten die türkischen Streitkräfte Rebellen in Syrien. Den Verbündeten gelang es zügig, den IS von der türkisch-syrischen Grenze zu verdrängen. Bei Al-Bab geriet die Offensive aber bereits im Dezember ins Stocken, die türkische Armee liefert sich hier die bisher schwersten Gefechte seit dem türkischen Einmarsch am 24. August. Seitdem ist die Stadt schwer umkämpft. Die Türkei geht in Nordsyrien zugleich gegen die Kurdenmilizen der YPG vor, die eng mit der türkisch-kurdischen Terrororganisation PKK verbunden sind. (dpa/dtj)