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Gesellschaft

Albaner: Terrorist, Opfer und auch Heldin von Wien

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Der Terrorist, der letzten Montag vier Menschen getötet hat, hatte albanische Wurzeln. Einer seiner Opfer ebenso. Doch auch eine Polizistin, die ihm hinterherjagte.

Der Terror in Wien beschäftigt seit Tagen die österreichische Öffentlichkeit. Mindestens genauso heiß diskutiert wird er in einigen Balkanländern, insbesondere in Albanien. Kein Wunder, weil gleich nach wenigen Stunden kursierte der Name des Terroristen in den sozialen Medien.

Kujtim F. ist in Österreich geboren, spielte hier Fußball und besuchte die hoch angesehene Ingenieurschule HTL. Wenn jemand den „Milchbubi“ auf den Jugendfotos sieht und dann das Video, das er am Tag des Attentats aufgenommen hat, ist es für viele nicht zu fassen. Wie konnte es zu dieser Wandlung kommen? Wie konnte dieser Junge vier unschuldige Menschen töten? Die Antwort wird aus vielen Studien und anderen Fällen ersichtlich: Naivität, Sinnsuche, falsche Freunde und natürlich eine verbrecherische Religionslehre.

Seine Familie stammt aus Nordmazedonien und hat albanische Vorfahren. Lange dauerte es am Montagabend nicht, bis Rechtsextreme seine Wurzeln in den Vordergrund stellten. „Schon wieder diese Ausländer“, hieß es. Menschen wurden in „sie“ und „wir“ unterteilt. Und zwar nicht so, wie der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz es tat, nämlich wir, die Frieden wollen und sie, die sich den Krieg wünschen. Nein, viele haben sich der bekannten rassistischen Ressentiments bedient.

Muslim tötet Muslim

Niemand wusste da noch, dass einer der vier Opfer Nedzip heißt, wie der Täter ein engagierter Fußballspieler war und aus Nordmazedonien stammte. Der 21-Jährige wollte vor dem Lokal „Alev Alev“ einfach eine Zigarette rauchen, als er von seinem Landsmann brutal niedergeschossen wurde. Der albanische Politiker Bardhyl Mahmuti kritisierte am Tag nach der Tat, dass die Medien die Herkunft des Täters überproportional oft nennen, während sie über Nedzip meist überhaupt nicht berichten.

Wir wissen nicht, wie der Terrorist Kujtim reagieren würde, wenn er wüsste, dass er seinen „Bruder“ niedergeschossen hat. Vielleicht hätte er ihn als Kollateralschaden betrachtet, vielleicht aber auch als ein Ziel, da IS-Anhänger auch einige gemäßigte oder andersdenkende Muslime meist als „Kafir“ bezeichnen.

Polizistin mit albanischen Wurzeln

Eine junge Frau würde er mit Sicherheit hasserfüllt anvisieren, wenn er es nur könnte. Denn Doruntina Miroci, ebenso mit albanischen Wurzeln, ist eine Beamtin der österreichischen Polizei. Sie hatte an jenem Abend Dienst und jagte den Terroristen. Beqe Cufaj, Botschafter von Kosovo in Berlin, lobte seine Nichte Doruntina, wie albanische Medien berichten. „Ich bin stolz auf sie“, schrieb er auf Twitter.

Ein verhängnisvoller Abend brachte drei Schicksale identischer Abstammung zusammen, die unterschiedlicher nicht hätten enden können. Ein Abend, der mit Vorurteilen begann, sie dann aber bis auf den Grund zerstörte.

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