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Film/Kultur/Religion

Allein fallen die Ramadan-Menüs bescheidener aus

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Machen wir uns nichts vor. Sämtliche gute Vorsätze für die Fastenzeit werden häufig über Bord geworfen, sobald man fastend in ein Lebensmittelgeschäft läuft. Auf einmal sieht einfach alles so viel leckerer aus. Man hat einfach Lust auf so vieles. Deshalb kommt so auch deutlich mehr als sonst an Naschereien aufs Einkaufsband. Wenn sich dann auch noch Besuch für den Abend anmeldet, gibt es die absolute Eskalation. Angesichts der weltweiten Pandemie müsste man diesen Satz ja heute eher in der Vergangenheit formulieren. Neben all den Nachteilen hat Corona vielleicht einen kleinen positiven Effekt?

So lange liegen die Zeiten noch nicht zurück, als man einander noch zum Fastenbrechen besuchen konnte. Die Hoffnung, dass diese Zeiten heute vielleicht in greifbarer Nähe sind, ist dank der Impfstoffe groß.

Werfen wir an dieser Stelle Mal einen Blick auf den letzten Ramadan vor Corona. Wie viele haben es tatsächlich geschafft, während des Fastenmonats nicht zuzunehmen, geschweige denn abzunehmen? Die meisten Muslim:innen beklagen das Gegenteil. Von wenigen Pfündchen bis hin zu mehreren Kilos ist alles drin. Einen großen Anteil daran haben die vielen Besuche. Ob als Gast oder Gastgeber, wird bei einem Iftar in großer Gesellschaft eigentlich immer (zu) viel serviert. Neben einem gesellschaftlichen Druck, den Tisch immer besonders üppig zu decken, gibt es da auch die Sache mit dem „Übereinkauf“. Man verliert schnell den Überblick über das „Genug“. Der Fokus liegt dann häufig auf „das geht auch noch“. Vor diesem Hintergrund entsteht ein Iftar-Abend mit Schwerpunkt Essen.

Ein klassisches Menü im Ramadan

Zum Start nach Sonnenuntergang gibt es eine Dattel. Ernährungsbewusste Personen wissen, dass eine getrocknete Dattel bereits sehr viel an Kalorien in sich trägt. Auf die Dattel folgt oft eine dicke (Gegenteil wässrig) Suppe mit hohem Fett und Proteingehalt. Die Proteine in der Suppe kommen entweder vom Fleisch oder Hülsenfrüchten und das Fett durch den Einsatz von Ölen sowie zerlassener Kräuterbutter auf die Suppe zur Dekoration und den letzten geschmacklichen Feinschliff. Darauf folgt Ramazan Pidesi, also Weizen-Fladenbrot mit Sesam und Antipasti-Variationen.

Kenner werden bestätigen, dass man eigentlich an diesem Punkt wirklich bereits gesättigt ist und den Deckel drauf tun könnte. Doch darauf folgt ein wirklich mächtiges Hauptgericht. Immer begleitet von Beilagen wie Reis (oder Bulgur), Salat und einer fleischhaltigen Hauptspeise. Wer glaubt, dass jetzt aber Schluss ist, der irrt sich. Denn direkt im Anschluss, da mit jedem Gang auch der Sonnenaufgang immer näher rückt, gibt es Tee und Nachtisch. Danach wird der Tisch gewechselt und man plaudert zu Knabbereien und Obst. Und wenn ein Gastgeber den Gast allmählich nach Hause verabschieden will, dann kommt die Abschieds-Tasse türkischer Mokka.

Ramadan zu Gast: Man isst oftmals, weil man muss

Als Gast fühlt man sich trotz kleinerem Magen dazu verpflichtet, alle Leckereien des Gastgebers zu verköstigen. Wer nicht aufisst, könnte damit den Gastgeber düpieren. Schon allein aus diesen sozialen Beweggründen heraus isst man bei einem gemeinsamen Fastenbrechen immer mehr, als man eigentlich will und auch kann. Doch durch diesen Zwang wird der Magen auch irritiert. Nach dem Motto: „Was denn nun? Schrumpfen oder weiter wachsen?“. Wer den Ramadan jeden Tag mit Besuchern oder Einladungen vollpackt, der wird aufgrund dieses Marathons an kulinarischen Köstlichkeiten wohl oder übel ordentlich zunehmen.

Bescheidenheit am Tisch gehört zum Islam

Dabei will der Islam die Glaubenden mit dem Fastenmonat auf vielfache Weise erziehen. Es geht nicht nur um den Verzicht auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex. Vielmehr ist es das Fasten der Seele, die Besinnung mit dem Geist und der Einklang zwischen dem Handeln und Wirken im Diesseits und für das Jenseits. Der Prophet Muhammad warnte einer Überlieferung zufolge: „Auf desjenigen Hungern und Dursten, der nicht aufhört zu lügen und durch Lügen zu handeln, ist Allah nicht angewiesen“.

So motiviert der Prophet die Menschen, das Fasten als eine innere Reinigung zu betrachten. Und natürlich geht es auch um die Veränderung von Essgewohnheiten. Denn wie bei dem heute populären Intervallfasten schrumpft der Magen eines Fastenden, weil er große Zeitabstände zwischen den Mahlzeiten am Tag hat. Wie gesagt, normalerweise. In diesem Jahr, genau wie im vergangenen Jahr, begleitet die Pandemie den Fastenmonat. Durch die Kontaktbeschränkungen fallen diese massiven Menüführungen aus. Das ist vielleicht ein kleiner Trost, ein gewisser Vorteil mit den Regelungen. Und dennoch: In der Gemeinschaft ist der Ramadan immer noch am besten. In der Hoffnung auf wieder bessere Zeiten.

Überlieferungen des Propheten Muhammad zum Fasten im Ramadan

„Das Fasten ist ein Schutz. Ein Fastender soll keine schlechten Worte von sich geben und sich nicht ärgern. Wenn den Fastenden jemand beschimpft oder mit ihm streitet, soll er ‚Ich faste!‘ sagen.“

„Der Monat Ramadan ist der Monat Gottes, bringt Gottes Segen, Gnade und Vergebung.“

„Wer im Monat Ramadan jeden Tag fastet und zu nächtlicher Stunde Gottes gedenkt statt sich dem Schlaf hinzugeben, bewahrt seinen Magen vor Unerlaubtem, seinen Schoß vor Sünde und seine Zunge vor hässlicher Rede. Wenn er dann den Monat Ramadan gefastet hat, lässt er – ebenso wie er den Fastenmonat hinter sich zurücklässt – auch seine Sünden hinter sich zurück.“

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