Connect with us

Politik

Angriffswelle gegen IS in Syrien – Türkei und Russland skeptisch

Spread the love

Die USA und einige Verbündete aus dem arabischen Raum haben nun auch mit Angriffen gegen Stellungen der Terrormiliz IS in Syrien begonnen. Die Türkei hält jedoch eine eigene Beteiligung an Operationen weiterhin nicht für unproblematisch. (Foto: reuters)

Published

on

Spread the love

Die USA haben mit Unterstützung von Saudi-Arabien, Jordanien, Bahrein und den Vereinigten Arabischen Emiraten nach jüngsten Angaben Luftangriffe auf nahezu 20 Objekte der extremistischen Gruppierung Islamischer Staat (IS; ehem. ISIS) auf dem syrischen Territorium geflogen, berichtet der TV-Sender Fox News unter Hinweis auf anonyme US-Beamte.

Zuvor hatte das Pentagon mitgeteilt, dass die USA und deren Partnerländer Luftangriffe auf Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat auf syrischem Territorium unter Einsatz von Kampfjets, Bombenflugzeugen und Tomahawk-Raketen geflogen hätten. Das Pentagon nannte jedoch keine Einzelheiten der Operation.

Den Einsatzbefehl an das Truppenkommando habe US-Präsident Barack Obama als Oberbefehlshaber der Streitkräfte gegeben, sagte der Pentagon-Sprecher Konteradmiral John Kirby.

US-Medien zufolge wird erwartet, dass Präsident Barack Obama eine offizielle Erklärung zum Beginn der Operation gegen IS-Kämpfer in Syrien abgeben wird.

Zuvor schon hatten die USA eine Militärkampagne gegen den Islamischen Staat im Irak begonnen. Bei dem US-Luftangriff auf Stellungen der Terrorgruppierung „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien sind am Dienstagmorgen mehrere Dutzend IS-Kämpfer getötet worden, meldet Reuters unter Berufung auf eine Monitoring-Gruppe.

Bei dem Angriff wurden die USA von mehreren arabischen Ländern unterstützt, hieß es. Ziel des Angriffs waren IS-Positionen im Raum der Stadt Al-Raqqa.

Kampfflugzeuge und Drohnen über Al-Raqqa

Laut einem ranghohen Sprecher der US-Administration mischten sich die Regierungstruppen Syriens nicht in die Situation ein. Die USA hätten über die geplanten Schläge gegen die IS-Stellungen im Voraus informiert, meldet AFP. „Die Amerikaner haben den Uno-Botschafter Syriens informiert, dass Luftangriffe auf IS-Positionen in der Provinz Raqqa unternommen werden“, zitiert AFP eine vom syrischen Fernsehen verbreitete Erklärung des syrischen Außenministeriums.

„Gewaltige Explosionen erschütterten die Stadt zum möglichen Beginn von US-Luftangriffen gegen IS-Hauptquartiere in Al-Raqqa“, twitterte Abdulkader Hariri als einer der Ersten am frühen Morgen. Direkt aus Al-Raqqa, der Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien, setzte er demnach seine Nachricht in abgekürzter Form ab. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht im Internet. „Die Geräusche von Kriegsflugzeugen sind deutlich zu hören“, schrieb er Minuten später. Und dann: „Der Himmel über Al-Raqqa ist jetzt voller Drohnen.“

Ziel der Operation sind Kommandozentren, Führungsposten, Waffenlager und Trainingscamps der Dschihadisten. Mehr als einen Monat hatten Kampfflieger auf Überwachungsflügen Informationen gesammelt, um mehr Erkenntnisse über das Chaos in dem schwer umkämpften Land zu gewinnen.

Anders als im Irak, wo die Amerikaner alleine losschlugen und erst nach und nach militärische Unterstützung etwa von Frankreich bekamen, sicherten sie sich bei ihrer Syrien-Strategie schon vorher breiten Rückhalt in der Region. Saudi-Arabien, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Katar greifen nun an Seite des US-Militärs an, wie die „Washington Post“ unter Berufung auf Regierungsvertreter berichtet. Diese Partner gelten als Schlüssel, um die Extremisten zurückzudrängen. Europäische Länder sind bei den Angriffen in Syrien bislang nicht dabei.

Stunden nach den ersten Berichten über Explosionen wurden die Bombardements durch Kampfjets, Bomber und „Tomahawk“-Marschflugkörper fortgesetzt. Auch Kampfdrohnen und das sündhaft teure Jagdflugzeug F-22 „Raptor“ waren im Einsatz. Eine ganze Angriffswelle aus Raketen und Präzisionsbomben ging auf die Al-Raqqa und Orte entlang der syrisch-irakischen Grenzen nieder, wie US-Medien berichteten.

USA halten weiter an Unterstützung der „Rebellen“ fest

Die IS-Hochburg Al-Raqqa sei Hauptziel der Aktion, aber andere Stellungen würden ebenfalls befeuert, sagte ein Angehöriger des Militärs dem Sender CNN. „Umfangreich und nachhaltig“ werde der Anti-Terror-Krieg gegen IS sein, hatte Obama den Amerikanern bei seiner Rede an die Nation vor zwei Wochen gesagt, als er sie auf einen langen Krieg gegen die laut CIA bis zu 31 000 Kämpfer starke Terrormiliz eingeschworen hatte.

Die Bevölkerung Syriens, wo seit dreieinhalb Jahren ein erbitterter Bürgerkrieg tobt, der Menschenmassen in die Flucht gezwungen hat, muss sich nun auf noch schwerere Kämpfe und ein noch größeres Chaos gefasst machen. Zugleich können die Menschen hoffen, dass die breit angelegte Attacke gegen IS ein Wendepunkt bedeutet.

Die Luftangriffe allein werden den IS allerdings kaum besiegen. Als zweite Säule der Strategie gegen die „Djihadisten“ in Syrien soll eine Trainings- und Bewaffnungsmission des US-Militärs für die als gemäßigt geltenden Gruppe der Rebellen folgen. Noch wird gerätselt, wie das Pentagon die schwarzen Schafe bei dieser Operation aussieben und „gute“ von „bösen“ Rebellen unterscheiden will.

Im seit 2011 tobenden syrischen Bürgerkrieg waren die Übergänge zwischen als regulär angesehenen Rebellenverbänden wie der „Freien Syrischen Armee“ (FSA) und den „djihadistischen“ Extremisten fließend. Die Fluktuation zwischen den Verbänden war hoch, nicht selten kämpften „gemäßigte“ Rebellen und Al-Kaida-Verbände sowie ISIS Seite an Seite oder Kämpfer aus anderen Rebellengruppen liefen zu ISIS über. In weiten Teilen der Weltöffentlichkeit hat die Brutalität zahlreicher Rebellengruppen dazu geführt, dass die anfänglichen Sympathien für den Aufstand gegen Assad rasch wieder abebbten.

Kampf gegen die Terrormiliz als Türöffner für dauerhaftes Engagement in Syrien?

Die Türkei hat sich nicht an dem amerikanisch-arabischen Sechserbündnis beteiligt. Das einzige Nato-Mitglied in der Region hatte sich zum Schutz von 49 im Irak entführten Geiseln erst nicht an Attacken auf IS-Ziele beteiligen wollen. Ankara habe nach deren Befreiung aber keinen Vorwand mehr, sich herauszuhalten, bemerkten Moderatoren in Washington.

In der türkischen Regierung dürfte man dies jedoch etwas anders sehen. Man hält ein aktives Vorgehen gegen die Extremisten vor der eigenen Haustüre weiterhin für problematisch. Die regierungsnahe türkische Zeitung „Daily Sabah“ hatte kürzlich geschrieben, selbst wenn die Geiseln frei kämen, arbeiteten weitere 80 000 Türken im Irak. „Niemand kann garantieren, dass sie nicht zum Ziel vom IS werden.“

Auch Russland hat – während man ein Vorgehen gegen den terroristischen IS unterstützt – eine kritische Haltung zu Angriffen in Syrien eingenommen. Man argwöhnt, dass Angriffe in Syrien am Ende zum Vorwand für einen gewaltsamen Sturz der Regierung genommen werden könnten. Russia Today berichtete, dass das in US-Medien beschriebene Auftauchen einer bislang unbekannten, Al-Kaida zuzurechnenden Terrormiliz mit dem Namen Khorasan zum Anlass genommen werden könnte, einen zeitlich unbeschränkten militärischen Feldzug in Syrien zu führen.

Die israelische Armee hat unterdessen ein syrisches Kampfflugzeug über den Golanhöhen abgeschossen. Der Kampfjet sei in den israelischen Luftraum eingedrungen, sagte Armeesprecher Arye Shalicar. Die israelische Armee habe ihn daraufhin mit einer Patriot-Rakete abgeschossen. Es sei der erste bekannte Vorfall dieser Art seit den 70er Jahren. Ein Großteil der syrischen Golanhöhen ist von Israel besetzt. (RIA Novosti/dpa/dtj)