Connect with us

Panorama

Angeklagter streitet jegliche Beteiligung ab

Spread the love

Der junge Berliner Jonny K. stirbt nach einer Prügelattacke am Alexanderplatz. Sieben Monate später müssen sich sechs Männer vor Gericht verantworten. Doch die Angeklagten scheinen sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. (Foto: rtr)

Published

on

Angeklagter streitet jegliche Beteiligung ab
Spread the love

Zum Auftakt des Prozesses um die tödliche Prügelattacke nahe des Berliner Alexanderplatzes hat einer der Angeklagten jegliche Schuld am Tod von Jonny K. bestritten. „Ich habe ihn weder geschlagen noch getreten”, hieß es am Montag in der persönlichen Erklärung des 19-jährigen Onur U., die sein Anwalt Axel Weimann vor dem Landgericht der Hauptstadt verlas. Er habe mit dem Tod des 20-Jährigen nichts zu tun, die anderen wollten alles auf ihn schieben, hieß es in der Erklärung weiter.

Der 19-Jährige war monatelang in der Türkei untergetaucht und stellte sich erst nach juristischem Tauziehen im April, nachdem der Ermittlungsdruck der türkischen Behörden zu groß wurde. Er sitzt nun zusammen mit fünf weiteren jungen Männern zwischen 19 und 24 Jahren auf der Anklagebank. Vier von ihnen wird gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen, zwei müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage davon aus, dass Onur U. den Angriff provoziert hat. Auch ein Freund von Jonny K. war schwer verletzt worden.

Onur U. räumte in seiner Erklärung ein, in jener Nacht einen anderen Mann mit beiden Fäusten ins Gesicht geschlagen zu haben, als er nach einer Party auf dem Weg nach Hause gewesen sei. Die anderen, jetzt Mitangeklagten, habe er nur flüchtig oder gar nicht gekannt. Nachdem er von dem Mann weggezogen worden sei, sei er an jemand vorbeigekommen, den er zuvor nicht gesehen habe. „Der Junge lag da einfach nur – als ob er schlief.” Der junge Mann beteuerte laut Erklärung, er bedauere den Tod von Jonny K., sei dafür aber nicht verantwortlich. Aus Angst vor einer Vorverurteilung sei er zudem so lange in der Türkei gewesen.

Richter äußert Zweifel an der Aussage des Angeklagten Onur U.

Der Vorsitzende Richter Helmut Schweckendieck äußerte Zweifel. Mehrere andere Angeklagte hätten bei der Polizei ausgesagt, Auslöser des Streits sei gewesen, dass Onur U. einen Stuhl weggestoßen habe, auf den Jonny K. und seine Begleiter einen betrunkenen Freund vor dem Lokal gesetzt hatten, um ein Taxi zu rufen. „Das klingt ein bisschen anders als das, was Sie gesagt haben”, so der Richter zu dem 19-Jährigen.

Der 20 Jahre alte Jonny starb an Gehirnblutungen. Er war laut Anklage in der Nacht zum 14. Oktober 2012 mit wuchtigen Schlägen sowie Tritten vor den Rathauspassagen völlig grundlos so heftig attackiert worden, dass er stürzte. Ein 24-jähriger Angeklagter soll laut Staatsanwaltschaft Jonny K. noch gegen den Kopf getreten haben, als dieser schon reglos am Boden lag.

Der Tod von Jonny K. hatte bundesweit Entsetzen und eine neue Debatte über Jugendgewalt ausgelöst. Die Schwester des Opfers, Tina K., tritt als Nebenklägerin auf. Die 28-Jährige engagiert sich seit dem Tod ihres Bruders öffentlich gegen Gewalt und tritt für Zivilcourage ein. „Ich will wissen, wer schuld ist”, sagte sie vor Prozessbeginn.

Alle Angeklagten haben selbst oder über ihre Anwälte angekündigt, sich zu äußern. Laut Staatsanwaltschaft war ein Tötungsvorsatz nicht erkennbar, so dass Anklagen wegen Mordes oder Totschlags ausschieden. (dpa/dtj)