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Politik

Merkel – ein „Geschenk Gottes“ an die Deutschen?

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Heute feiert Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren 60. Geburtstag. Als erste Frau, erste Naturwissenschaftlerin und jüngste Person in diesem Amt erlebt sie nun ihre dritte Amtszeit. Nun werden Gerüchte über einen vorzeitigen Rücktritt laut. (Foto: reuters)

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Bundeskanzlerin Angela Merkel während des WM-Finale 2014. Merkel feiert heute ihren 60. Geburtstag.
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Mal steht sie ernst am Podest und formt mit ihren Händen die Raute, mal ist sie in der Umkleidekabine der deutschen Nationalmannschaft zu finden – und dies fast immer in einem farbigen Blazer. Ich glaube es gibt keine Farbe, die sie bisher nicht trug. Richtig geraten – die Rede hier ist von unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel!

Froh über ihre Wahl zur Bundeskanzlerin war ich nicht

Das erste Mal, dass ich diesen Namen gehört hatte, war im Jahr 2005, als Merkel Gerhard Schröder ablöste und zur ersten BundeskanzlerIN wurde. Froh war ich nicht wirklich über dieses Ergebnis. Doch bereits wenige Tage später machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber, wer mein Bundeskanzler sei, denn die waren doch eh alle gleich.

Erst drei Jahre später, nämlich im Jahr 2008, beschäftigte ich mich ein zweites Mal mit Angela Merkel. Es stand ein großes Ereignis bevor: Die Bundeskanzlerin höchstpersönlich sollte an unsere Schule kommen. Anlässlich der Europa-Tage begaben sich mehrere Mitglieder des Bundeskabinetts an Schulen in Berlin und Brandenburg, eine Initiative, die von Merkel selbst ein Jahr zuvor ins Leben gerufen wurde, damit die Schüler ein Verständnis für den vermeintlichen Klimawandel oder Terrorismus bekämen und sehen konnten, dass damit zusammenhängende Probleme nur gemeinsam im europäischen Verbund zu lösen wären.

Unser Thema damals lautete: „Wir sind Europa“. Besonders interessant fand ich das Ganze ehrlich gesagt nicht, zumal ich mich zu der Zeit noch nicht für Politik in diesem Ausmaß interessierte. Was ich viel spannender fand, war, welche Farbe Merkels Blazer wohl haben würde. Meine Freundinnen und ich versuchten, uns in der Eingangshalle nach vorne zu drängen, um sie besser zu sehen und ihr eventuell die Hand geben zu können. Ihr Blazer hatte die Farbe grün.

Die „Deutschlandkette“

Obwohl Merkels Stil sehr schlicht ist und sie sich stets nach dem gleichen Muster kleidet – nämlich eine schwarze oder weiße Hose und ein farbiger Blazer -, scheinen sich die Menschen trotzdem dafür zu interessieren. Am 1. September 2013 war Angela Merkel beim TV-Duell anlässlich der Bundestagswahl 2013 zu sehen. Das erste, was mir damals auffiel, als ich den Fernseher einschaltete, war Merkels „Deutschlandkette“.

„Wo hat sie die bloß her“, dachte ich mir. Am nächsten Tag las ich in den Medien, dass ich anscheinend nicht die einzige war, der diese Kette gefiel. Dass sie die Kette bewusst an dem Tag trug, ist nicht zu bezweifeln, doch was wollte sie dem Publikum damit mitteilen? Vielleicht wollte sie damit betonen, wie wichtig ihr ihr eigenes Land ist. Im Arabischen gibt es ein Sprichwort, das wortwörtlich lautet: „Es liegt mir um den Hals“. Es will ausdrücken, dass diese Sache einem so wichtig ist, dass man dafür sterben würde. Ob das wohl auch die Botschaft von Angela Merkel war?

Merkels zweiter Name lautet Dorothea, was so viel wie „Geschenk Gottes“ oder „Gottesgabe“ bedeutet. Angela hingegen bedeutet „Engel“. Begabt ist sie zweifellos. Sie ist die erste Bundeskanzlerin, die gleichzeitig Naturwissenschaftlerin ist. Aber ist Angela Dorothea Merkel auch wirklich ein Gottesgeschenk für Deutschland? Etwas Engelhaftes strahlt sie nicht wirklich aus. Im Gegenteil sogar etwas Hartes.

Merkels Rautezeichen

Angela Merkel ist eine ausgesprochene Autoritätsperson. Sie setzt sich als erste Frau, die dieses Amt annimmt, ohne Probleme gegen all ihre männlichen Kollegen durch. Merkel zeigt keine Schwäche oder irgendwelche großen Gefühle. Bei ihrem Auftreten wirkt alles geplant, fast maschinenhaft. Allein schon ihre Rauten-Haltung wirkt streng und verschlossen. Sie setzt eine Grenze zum Gegenüber, vielleicht ist es auch ein Schutzinstinkt. Würde sie ihre Hände so hinter ihrem Rücken halten, würde dies Offenheit ausstrahlen.

Die Bundeskanzlerin selbst sagt, diese Geste „birgt eine gewisse Symmetrie“. Außerdem helfe ihr die Haltung, den Rücken gerade zu halten. Von der physikalischen Seite aus betrachtet bedeutet Symmetrie „die Eigenschaft eines Systems, nach einer bestimmten Änderung unverändert zu bleiben“. Und aus geometrischer Sicht heißt es, dass ein „ein geometrisches Objekt durch Bewegungen auf sich selbst abgebildet werden kann, also unverändert erscheint“.

Und diese Beschreibungen passen in der Tat zu Angela Merkel. Seitdem sie Bundeskanzlerin ist, wirken all ihre Gesten und Handlungen geplant und gezielt. Sie ist nicht offen für spontane Ereignisse. Selbst bei Fußballspielen jubelt sie gekünstelt. Das einzige Mal, dass sie spontan war, war wohl bei ihrem Unfall beim Ski-Langlauf – ich denke zumindest nicht, dass das geplant war… Übrigens scheint die Raute trotzdem sehr gut anzukommen: Guido Westerwelle, Gordon Brown und sogar der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan kopierten ihre Geste.

Merkel und der Islam

Wenn ich mich mit Freunden über unsere Bundeskanzlerin unterhalte, dann bekomme ich meist die gleiche Antwort: „Ich mag sie nicht wirklich, aber ich respektiere sie.“ So ähnlich geht es mir auch. Es ist beeindruckend, wie sie dieses Amt als Frau bekleidet. Ihre Vorliebe zu Fußball ist sehr sympathisch, aber ich glaube, das ist das einzige, was man von Merkel wirklich weiß.

Während Bundespräsident Joachim Gauck besonders in den letzten Monaten die Nähe zu dem Volk suchte, so vermisse ich dieses Bemühen bei der Bundeskanzlerin. Es herrscht eine Grenze zwischen ihr und uns, dem Volk. Doch würde das Volk ihr und ihrer Partei nicht vertrauen, so würde sie jetzt nicht ihre dritte Amtszeit erleben. Laut Einschätzung von Kabinettsmitgliedern plant Angela Merkel, freiwillig aus ihrem Amt auszuscheiden. Sie wolle gehen, bevor sie eine Wahlniederlage erlebe. Passt das wirklich zu Angela Merkel? Ist sie zu stolz oder plant sie, wie einige vermuten, ein internationales Amt und ist ihr Deutschland somit doch nicht so wichtig, wie sie stets behauptet?

In meinem libanesischen und arabischen Umfeld hält man nicht sehr viel von der Bundeskanzlerin. Zwar wird sie von allen für ihre Politik respektiert und gelobt, doch wirklich beliebt ist sie nicht. Einen wirklichen Grund dafür gibt es nicht. Vielleicht ist einfach nur ihre fehlende Nähe zu den Menschen. Ihr Vorgänger Gerhard Schröder war im Gegensatz viel beliebter in dieser Community.

Wahrscheinlich ist es ihre zögerliche Art, wie sie gegenüber dem Islam in Deutschland auftritt. Während vom Ex-Bundespräsidenten Wulff und mittlerweile auch dem derzeitigen Bundespräsidenten Gauck stets Grüße zu den muslimischen Festen ausgerichtet werden, kommt von der Bundeskanzlerin meist nichts. 2012 sagte sie zwar, dass der Islam „ein Teil von Deutschland ist“, doch auch hier fällt ihre vorsichtige Ausdrucksweise auf. Ex-Bundespräsident Wulff erwarb sich mit seinem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ große Sympathien unter den Muslimen, doch musste dafür aus konservativen Kreisen auch viel Kritik einstecken.

Mit ihrer Formulierung allerdings hat Merkel wieder einmal alles richtig gemacht. Und dieser „muslimische Teil“ wurde wieder einmal ausgegrenzt. Mir persönlich ist es gleichgültig, ob sie mir zu den islamischen Festen gratuliert oder ob sie mich als Teil oder Ganzes von Deutschland betrachtet, denn ich für mich weiß, dass ich als deutsche Muslima mit libanesischem Migrationshintergrund auf jeden Fall zu Deutschland gehöre.

Alles Gute zum Geburtstag!

Ich wünsche Ihnen, liebe Bundeskanzlerin, alles Gute zu Ihrem 60.Geburtstag und lassen Sie mich Ihnen sagen, dass man Ihnen Ihr Alter überhaupt nicht ansieht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Sie in kurzer Zeit so viel abgenommen haben… Verraten Sie uns doch Ihr Geheimnis! Und ich denke, dass der Sieg unserer Fußball-Nationalmannschaft das perfekte Geschenk für Sie war…