Connect with us

Politik

Selbstmordattentäterin identifiziert: Die Spur führt von Istanbul in den Kaukasus

Spread the love

Die Identität der Selbstmordattentäterin, die sich am Dienstag vor der Touristenpolizei in Sultanahmet in die Luft gesprengt hat und einen Polizisten tötete, ist anscheinend geklärt. Sie ist demnach keine DHKP-C Terroristin. Die Spuren führen in den Kaukasus.

Published

on

Kurz nach dem Anschlag sind türkische Ermittler am Anschlagsort, der Wache der Touristenpolizei in Sultanahmet mit der Spurensicherung beschäftigt: Die Spuren führen von Istanbul in den Kaukasus.
Spread the love

Nach dem tödlichen Selbstmordanschlag im Istanbuler Touristenzentrum Sultanahmet am Dienstagabend prüfen die Behörden nach Berichten mehrerer türkischer Zeitungen mögliche Hintergründe der Tat, die nach Russland führen. Darüber hinaus untersuche der türkische Geheimdienst Millî İstihbarat Teşkilâtı (MİT) eventuelle Verbindungen der Attentäterin zu al-Qaida und zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Dies berichtete die Zeitung „Hürriyet“ am Donnerstag.

Die Nachrichtenagentur DHA meldete, die Identität der Attentäterin sei inzwischen festgestellt worden. Es handele sich um eine russische Staatsbürgerin. Diese sei im Juni 2014 als Touristin in die Türkei eingereist. Die türkische Online-Nachrichtenseite hürriyetdailynews berichtete, dass es sich bei der Attentäterin um Diana Ramazova handele. Bei der Identifizierung der Täterin habe auch der Fund von „ausländischen Telefonnummern“ auf dem Handy der Attentäterin und der Umstand, dass die Frau unmittelbar vor der Tat mit einem Taxifahrer offenbar Russisch sprach, geholfen.

Weiter berichtet das Nachrichtenportal unter Berufung auf die russischsprachige Zeitung Kavkazpress, dass Ramazova aus der russischen Republik Dagestan im Nordkaukasus stamme. Außerdem wurde über die „wahabitische Ideologie“ der mutmaßlichen Attentäterin spekuliert. Russische Behörden in Dagestan haben dem Bericht zufolge mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen.

Das Nachrichtenportal todayszaman schrieb in einem Bericht vom Donnerstag, dass es sich bei der Frau um eine tschetschenische Selbstmordattentäterin, die auch als Schwarze Witwen bezeichnet werden, handeln könnte.

Einzeltäterin, Schwarze Witwe, al-Qaida oder IS?

Die Attentäterin in Sultanahmet hatte nach Angaben der Behörden auf Englisch vorgegeben, ihre Geldbörse in der Polizeiwache vergessen zu haben, bevor sie sich in die Luft sprengte. Die Frau soll während des Attentats einen Gesichtsschleier getragen haben. Bei Anschlag vom Dienstagabend riss eine Selbstmordattentäterin an der Wache der Touristenpolizei in Sultanahmet einen Polizisten mit in den Tod und verletzte einen weiteren Beamten.

Doch der Fall wirft etliche Fragen auf. Kurz nach dem Anschlag hatte sich die türkische linksextremistische Untergrundorganisation DHKP-C zu dem Anschlag bekannt. Die Organisation steht in der Türkei, der EU und den USA auf der Terrorliste. Mit dem Anschlag in dem Touristenviertel Sultanahmet sei den „Mördern Berkin Elvans“ und dem „faschistischen Staat“ der AKP-Regierung die Rechnung präsentiert worden, hieß es am Dienstag in einer Erklärung der DHKP-C im Internet. Die linksextremistische DHKP-C hatte sich auch zu einem gescheiterten Anschlag auf den Dolmabahce-Palast am Neujahrstag in Istanbul bekannt.

Wie das Nachrichtenportal Radikal berichtet, hat die Terrorgruppe DHKP-C in einer neuen Erklärung ihre zuvor bekundete Verantwortung widerrufen. In der Erklärung heißt es „Wir haben einen Fehler gemacht, da wir unter faschistischen Bedingungen leben. Auch wir befanden uns in der Vorbereitung einer Aktion. Sie hat sich mit der Aktion in Sultanahmet überschnitten.“

Die Spur führt von Istanbul in den Kaukasus

Außerdem berichtete hürriyetdailynews unter Berufung auf Kavkazpress, dass die verheiratete Ramazova, die mit ihren Kindern in Istanbul gelebt habe, schwanger gewesen wäre. Sollte sich dieser Bericht und die Täterschaft Ramazovas bewahrheiten, so wäre die Frau die erste schwangere Frau, die als Selbstmordattentäterin in Erscheinung getreten ist.

In Istanbul lebt neben anderen Volksgruppen aus dem Kaukasus auch eine vergleichsweise große tschetschenische Gemeinde. Die Bosporus Metropole erlebte in den vergangenen Jahren und verstärkt seit Dezember 2014 immer öfter Gewaltakte, die in Verbindung mit den politischen Konflikten der Kaukasusregion stehen – darunter auch gezielte Tötungen tschetschenischer Rebellenführer. Ein Zusammenhang des Selbstmordanschlags mit den militärischen Konflikten im Kaukasus kann daher nicht ausgeschlossen werden.