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Politik

Türkei: Fidan-Kampagne eine „psychologische Operation“

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Der amerikanische Journalist David Ignatius erhebt schwere Vorwürfe gegen den türkischen Geheimdienst. Von der „sachkundigen Quelle“, von der die belastenden Informationen stammen sollen, fehlt jedoch weiter jede Spur. (Foto: cihan)

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Der türkische Geheimdienstchef Hakan Fidan. Er steht im Verdacht, dem Iran sensible Informationen über mehrere israelische Agenten weitergegeben zu haben.
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Vor einigen Tagen hatte ein Artikel des armenisch-amerikanischen Journalisten und Redakteurs der Washington Post, David Ignatius, über die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen der Türkei und den USA in der Syrienpolitik und die aus Sicht der USA fragwürdige Rolle des türkischen Geheimdienstes hingewiesen. Der türkische Geheimdienstchef Hakan Fidan steht seitdem im Kreuzfeuer der Kritik.

Ignatius verwies in seinem Artikel auf eine nicht weiter genannte und lediglich als „sachkundig“ beschriebene Quelle. Die türkische Regierung bestreitet die Vorwürfe vehement. Der türkische Außenminister Davutoğlu bezeichnete die Anschuldigungen Ignatius‘ an Fidan sogar als eine „Schmierenkampagne“ und eine gegen die Türkei gerichtete „psychologische Operation“.

Die Schwere der Anschuldigungen und die immer aggressiver werdende Rhetorik lassen die Beantwortung der Frage, woher genau der Autor seine Informationen bezogen hat, als immer dringlicher erscheinen.

Washington und Tel Aviv: Haben keine Informationen über die Quelle

Das US-Außenministerium sagte nun, die amerikanische Regierung habe bislang keine Informationen bezüglich dieser „sachkundigen Quelle“ gewinnen können. Kurz zuvor hatte bereits die israelische Regierung verlauten lassen, dass die Quelle nicht aus ihren Reihen stamme. Die Vorwürfe von Ignatius an Fidan sind somit weder entkräftet noch bestätigt und die Angelegenheit droht – obwohl die Quelle mangels stringenterer Beweise auch gut und gerne eine angeheiterte nächtliche Kneipenbekanntschaft gewesen sein kann – nun das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Israel und der Türkei weiter zu belasten.

Die USA betrachten die schlechten Beziehungen zwischen Ankara und Tel Aviv, zwei wichtigen Verbündeten der USA im Mittleren Osten, mit wachsender Sorge. „Die Türkei ist ein enger Freund und Verbündeter. Die Türkei und Israel sind beide wichtige Verbündete und Freunde der USA. Ich will hier kein Ratespiel bezüglich dieser Sache (den kritischen Berichten über Fidan) spielen und darüber spekulieren, wo diese Informationen herkommen, die dann bei der Presse landen“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, bereits am Mittwoch.

„Wir legen großen Wert darauf, dass positive Beziehungen zwischen ihnen (Israel und der Türkei) nötig und gleichzeitig gewinnbringend sind. (Die US-Regierung) wird auch weiterhin mit beiden Regierungen daran arbeiten“, erklärte Harf.

Schwieriges Verhältnis zwischen Ankara und Tel Aviv

Auch die israelische Regierung stritt ab, mehr über Ignatius‘ Quelle zu wissen. Der Bericht beschuldigte Fidan unter anderem, dem Iran sensible geheimdienstliche Informationen über einen Spionagering des israelischen Geheimdienstes Mossad im Iran an die Regierung in Teheran weitergegeben zu haben.

Ignatius deutete in dem Bericht auf eine ernsthafte Vertrauenskrise zwischen den Regierungen in Washington und Tel Aviv und der Türkei hin. Er zitierte in seinem Bericht angebliche israelische Geheimdienstoffiziere, die den türkischen Geheimdienstchef Hakan Fidan gegenüber Kollegen der amerikanischen CIA als „den Chef des MOIS-Büro in Ankara“, also als iranischen Doppelagenten bezeichnet haben sollen. MOIS ist die englische Abkürzung für den wichtigsten iranischen Geheimdienst.

Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei sind seit der blutigen Erstürmung der aus der Türkei kommenden Gaza-Flottilla und trotz der Entschuldigung des israelischen Ministerpräsidenten im März dieses Jahres angespannt.