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Politik

Ansehen des Iran auf dem Tiefpunkt- selbst in der islamischen Welt

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Im Zuge seines Abschiedsempfangs pöbelte der iranische Botschafter gegen die „Zaman“ und die türkische Regierung. Einmal mehr wird auf diese Weise der Überbringer für eine schlechte Nachricht verantwortlich gemacht. (Foto: ap)

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Ansehen des Iran auf dem Tiefpunkt- selbst in der islamischen Welt
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Der iranische Botschafter Bahman Hüseyinpur, dessen Amtszeit in der Türkei abgelaufen ist, gab Reportern in Ankara einen diplomatischen Abschiedsempfang. Bei dieser Gelegenheit hat er als Gastgeber in seinem Noch-Amtssitz abseits aller diplomatischen Umgangsformen und gängigen Höflichkeitsregeln noch einmal ausgiebig seine Gäste beleidigt.

Er forderte Journalisten in drohendem Ton dazu auf, vorsichtiger zu werden und gab auf diese Weise seinem Verständnis von Pressefreiheit Ausdruck. Damit nicht genug, beschuldigte er auch noch einen Berichterstatter von „Today’s Zaman“ (TZ) einer Falschmeldung und fügte noch hinzu: „Ganz gewiss sind wir uns darüber im Klaren, wer Sie steuert!“

Die Begründung des iranischen Gesandten für seine Pöbelattacken war höchst merkwürdig: Der TZ-Korrespondent hatte lediglich nach der politischen Haltung gefragt, die der Iran in Anbetracht der aktuellen Lage in Syrien an den Tag legt. Anstatt auf diese harmlose Frage zu antworten, zog der Botschafter es vor, sich beleidigend über eines der führenden Medienunternehmen der Türkei zu äußern.

In solchen Fällen wäre eigentlich von den anderen anwesenden Journalisten zu erwarten gewesen, dass sie aus Protest gemeinsam mit dem TZ-Kolumnisten das Abendessen verlassen. Dazu kam es nicht. Immerhin hat jedoch ein erfahrener Journalist der „Hürriyet“, Metehan Demir, einen Artikel verfasst, in welchem er seine Reaktion auf den Vorfall schildert. Dies sollte in gewisser Maße die knieweiche Haltung seiner Kollegen kompensieren.

Die Liebe der „Säkularisten“ zu Syrien und dem Iran

Diese bleibt dennoch bezeichnend. Bis vor kurzem glänzten ja einige Medien sogar selbst vorwiegend mit bedingt originellen Wortspenden wie beispielsweise „die Türkei soll sich nicht in Iran umwandeln“. Es sind die gleichen, die immer noch bei jeder Gelegenheit gegen „Zaman“ vom Leder ziehen. Nicht nur Ergenekon-nahe Sender wie Oda TV oder Aydınlık und andere nationalistische oder ultrasäkularistische Publikationen, sondern auch islamistische Kreise hatten ins gleiche Horn gestoßen.

Auch angesichts der Unterstützung der Massaker in Syrien lässt gleichzeitig ihre die Liebe zum Iran nicht nach. Die iranische Seite wird dabei als völlig unschuldig dargestellt. Während weder die von Mousawi geführte Revolution, die blutig niedergeschlagen worden ist, noch das Befürworten der Hinrichtung Oppositioneller, noch die Kumpanei mit Syrien für viele türkische Medienorgane ein Problem darzustellen scheint, sieht man umso mehr eines in der Berichterstattung der „Zaman“ bzw. „Today’s Zaman“.

Und die enthüllten so einiges: Beispielsweise einen ungewöhnlichen Anstieg der Anzahl persischer Unternehmen innerhalb türkischer Grenzen trotz Embargos, Geheimdienst-Ausbildung für Krankenschwestern iranischer Herkunft mit dem Ziel, türkische Geheimnisträger in einen ungefällige Lage zu bringen, um somit an Dokumente zu kommen.

Es ist viel geschehen und wäre das Ansehen des Iran in der islamischen Welt nicht tatsächlich so sehr auf dem Tiefpunkt, würde TZ nicht schreiben, dass es so wäre.

Um zu vermeiden, dass sich die nukleare Krise und der Syrienkonflikt zu einem Flächenbrand ausweiten, führte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan eine Reihe von Verhandlungen durch. Infolge dessen gerieten Erdoğan und der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu sogar in einen Konflikt mit Obama, als wäre Türkei seitens der iranischen Regierung nicht früher auch schon enttäuscht worden.

Die Unbelehrbaren von Teheran

Während der Heimkehr aus den VAE äußerte sich Erdoğan über die Syrienpolitik Irans folgendermaßen: „Irans Haltung ist seit dem Beginn ambivalent. Es ist äußerst schwer zu verdauen, dass die persische Regierung, im Unterschied zu unserer Haltung, gegenüber dem Töten der muslimischen Gesellschaft in Syrien neutral ist.“

Die federführenden Politiker mehrerer Länder, die den Iran gewarnt hatten, sind mindestens genauso frustriert wie Erdoğan.

In 20 islamischen Ländern, einschließlich der Türkei, zeigt eine Zogby-Umfrage nicht nur ein eingetrübtes Bild hinsichtlich der Wahrnehmung des Iran, sondern auch, dass dieser immer mehr als die Quelle des Problems angesehen wird.

Laut der Umfrage hat sich in mehreren Ländern das Ansehen des Iran in der Bevölkerung um mehr als 50% verringert, und zwar in der Türkei um 67%, in Pakistan um 68%, in Aserbaidschan um 71%, in Tunesien um 71%, im Sudan um 72% und in Palästina um 76%. Während vor etwa sieben Jahren nur 15% der Saudis der Auffassung waren, der Iran würde nach Atomwaffen streben, ist dieser Anteil rasant auf 78% gestiegen. Mit Ausnahme der Angehörigen der schiitischen Glaubensrichtung irakischer und libanesischer Herkunft ist der Ansehensverlust immens.

Autoreninfo: Abdülhamit Bilici ist Kolumnist und schreibt für die türkische Tageszeitung „Zaman“.