Connect with us

Panorama

Antidepressiva weiter hoch im Kurs

Spread the love

In Deutschland steigen der Verbrauch und der Umsatz von Antidepressiva für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherungen, wie bereits in den letzten Jahren, ungebremst weiter an. Dies zeigen die Statistiken deutlich. (Foto: ap)

Published

on

Antidepressiva weiter hoch im Kurs
Spread the love

Wie der Forschungsbereichsleiter des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), Dr. Carsten Telschow, dem DTJ mitteilte, betrug im Jahr 2001 die Zahl der Verordnungen 481 Millionen Tagesdosen. Zehn Jahre später hat sich diese Zahl fast verdreifacht und ist auf 1,26 Milliarden Tagesdosen gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist auch der Umsatz von Antidepressiva von 522 Millionen Euro auf 762 Millionen Euro gestiegen.

Laut dem GKV-Arzneimittelindex im WIdO wurden Antidepressiva unter 34-Jährigen am wenigsten und zwischen 85 bis 89-Jährigen am öftesten verordnet. Dr. Carsten fügte hinzu, dabei sei der Verbrauch bei Frauen durchschnittlich in allen Altersgruppen generell höher als bei Männern. Diesen Informationen konnte auch der Pressesprecher der Techniker Krankasse (TK), Hermann Bärenfänger, zustimmen. „Ihren Eindruck, dass immer mehr Menschen wegen psychischer Erkrankungen mit Antidepressiva behandelt werden, können wir bestätigen“, sagte er. Wie die Pressesprecherin der TK, Michaela Hombrecher, berichtete, erhöhten sich die Antidepressiva-Verordnungen unter TK-versicherten Erwerbstätigen pro Kopf von 3,7 Tagesdosen im Jahre 2000 auf 10 Tagesdosen im Jahr 2011.

Nicht nur Bürger ab dem 35. Lebensjahr bekommen Antidepressiva vom Arzt, sondern auch Jugendliche. „Ich hatte prüfungsbedingt Kopfschmerzen und war im Stress. Mit diesen Beschwerden habe ich meinen Arzt aufgesucht und er hat mit sofort ein Antidepressivum verschrieben“, sagte Nergis Karahan (Name geändert) dem DTJ.

Verständnisprobleme bei Patienten mit Migrationshintergrund

Der langjährige Arzt Yaşar Bilgin bringt hierbei eine Problematik zur Sprache, die vor allem Bürger mit Migrationshintergrund betrifft. „Es gibt in Deutschland sehr wenige Ärzte, die die türkische Sprache und Kultur kennen. Deshalb kann man etwa 3 Millionen türkischstämmige Bürger bezüglich ihrer psychischen Krankheiten kaum adäquat beraten und behandeln“, fasste Bilgin seine Beobachtungen zusammen. Ihm zufolge könne man psychische Krankheiten nur durch Gespräche mit Patienten feststellen und behandeln.

Wenn aber Psychologen ihre Patienten nicht gut genug verstehen können, verschreiben sie schnell ein Antidepressivum, als ob man damit schon nicht verkehrt liegen könne. Allerdings sollen Bürger auf die Nebenwirkungen von Antidepressiva ganz genau achten und bevor sie so ein Medikament einnehmen, müssen sie sich bei einem Facharzt richtig untersuchen lassen. Denn laut Forscher können Antidepressiva Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Suchterscheinungen, Magenbeschwerden, mangelnden Appetit, Bluthochdruck bei Frauen und vieles mehr nach sich ziehen.