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Gesellschaft

„The Cut“ sorgt für Ärger – Akın provoziert mit neuestem Film türkische Nationalisten

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Der neue Film „The Cut“ schmeckt einigen Kreisen offensichtlich nicht. Mutmaßlich türkische Ultranationalisten sprachen Drohungen gegen den Regisseur Fatih Akın aus Hamburg aus. Sie wollen verhindern, dass er in türkischen Kinos gezeigt wird. (Foto: rtr)

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Der türkische Filmregisseur Fatih Akin.
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Fatih Akın, türkischer Filmemacher aus Hamburg, sorgt mit seinem neuen Film „The Cut“ für Schlagzeilen. In dem Film geht es um einen Mann aus Armenien, der 1915 die Massendeportationen in der türkischen Stadt Mardin überlebt und sich auf die Suche nach seinen Töchtern macht. Akın verwendet dabei den Begriff „Völkermord“.

Die Armenierfrage ist in der Türkei ein sehr heikles Thema. So heikel, dass sich mutmaßliche Ultranationalisten offenbar von dem Film gestört fühlen und Drohungen aussprachen. Sie bestreiten, dass die armenischen Opfer im Zuge eines Völkermordes ums Leben kamen. Offiziell, so heißt es in der Türkei, seien 500 000 Armenier gestorben und das im Kampf oder durch Hunger. Die armenische Seite hingegen spricht von 1,5 Millionen Todesopfern. In der Vergangenheit hat es zwischen den Nachbarn deswegen viel Streit gegeben.

Film erster Schritt, „die Lüge“ zu akzeptieren

Der Film „The Cut“ stellt die Geschehnisse als Völkermord da. Die Ultranationalisten begründen ihre Drohung wie folgt: „Der Film ist ein erster von mehreren Schritten, die Türkei dazu zu bringen, die Lüge vom armenischen Genozid zu akzeptieren.“ Diese Worte veröffentlichten sie im Internet, berichtet DER SPIEGEL.

Die türkisch-armenische Wochenzeitung „Agos“ hatte ein Interview mit dem mehrfach preisgekrönten Regisseur geführt, worauf die Extremisten reagierten: „Wir drohen der Zeitung Agos, den armenischen Faschisten und den sogenannten Intellektuellen. Dieser Film wird in keinem einzigen Kino in der Türkei gezeigt werden.“ Die Zeitung kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Urheber einzuleiten.

Kein Türke wollte die Hauptrolle spielen

Die Türkei sei jetzt reif für diesen Film, sagte der 40-jährige Filmemacher. „Wer auch immer Angst davor hat, dem sage ich: Es ist nur ein Film. Aber ich bin mir sicher, dass die türkische Gesellschaft, deren Teil ich bin, reif ist für diesen Film.“

Eigentlich wollte Akın einen anderen Film drehen. Darin sollte es um den armenischen Journalisten Hrant Dink gehen, der 2007 auf offener Straße erschossen worden war. Er war der damalige Chefredakteur der „Agos“. Allerdings konnte er keinen türkischen Schauspieler finden, der die Hauptrolle spielen wollte. Offenbar aus Angst vor den Reaktionen ultranationalistischer Kreise.

„WIR müssen uns selbst mit diesem Thema auseinandersetzen“

Es war ihm wichtig, dass Hrant Dink von einem türkischen Schauspieler gespielt wurde. „Ein amerikanischer oder französischer Schauspieler hätte Hrant nicht spielen können“, sagte er „Agos“. „Wir müssen uns selbst mit diesem Thema auseinandersetzen.“ Doch alle Schauspieler sagten ab, nachdem sie das Drehbuch gelesen hatten. Akın musste das Projekt aufgeben.

Er kam auf die Idee von „The Cut“. Er wird erstmals am Ende des Monats beim Filmfestival in Venedig gezeigt. Offizieller Start ist der 16. Oktober. Da Akın selbst bisher im Urlaub war, gibt es noch keine öffentliche Reaktion von ihm zu den Drohungen.