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Kultur/Religion

Aschura: als muslimisches Fest unterschiedlich gefeiert, als Süßspeise gleichermaßen beliebt

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Aschura findet am 10.Muharram, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, statt und wird von Sunitten, Schiiten und Aleviten unterschiedlich gefeiert. Doch eines haben sie gemeinsam – die gleichnamige Süßspeise Aşure.

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Vergangene Woche zelebrierten die Muslime das islamische Neujahr. Am 24. September 622 wanderte der Prophet Muhammad mit seinen Anhängern von Mekka nach Medina aus, um dort das erste islamische Staatswesen aufzubauen (Hidschra). Dieses wichtige Ereignis bildete den ersten Tag des Jahres und den Beginn der islamischen Zeitrechnung. Da der islamische Kalender 11 Tage kürzer ist als der Gregorianische Kalender und sich an dem Mond orientiert, wandern die islamischen Monate durch das Jahr. Allerdings besitzt auch dieser Kalender zwölf Monate, der Anfang eines Monats richtet sich jedoch nach dem Neumond.

Am 10. Muharram, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, ist für sunnitische, schiitische und alevitische Muslime ein wichtiger Tag: Aschura. Dieser wird jedoch auf unterschiedliche Weise gefeiert.

Verschiedene Konfessionen, verschiedene Traditionen

Für die sunnitischen Muslime ist Aschura ein heiliger Tag. Der Begriff Aschura ist aus dem arabischen Wortstamm für „zehn“ abgleitet. Allerdings finden im Unterschied zum schiitischen Islam keine Festlichkeiten oder Zeremonien statt. Den Muslimen steht offen, an diesem Tag zu fasten. Denjenigen, die an diesem Tag fasten, werden laut dem Propheten Muhammad die Sünden des letzten Jahres vergeben. Außerdem soll der Prophet Muhammad laut einer Überlieferung ebenfalls am 9. Muharram gefastet haben. Daher ist es an diesen beiden Tagen sunnah („empfohlen“ und wird belohnt). Außerdem wird der Rettung Noahs gedacht, der mit seiner Arche auf dem Berg Cudi in der türkischen Provinz Şırnak gelandet ist.

Der Kernpunkt an Aschura ist aus schiitischer Sicht das Gedenken an den Märytertod Al-Hussein ibn Alis, dem Enkel des Propheten Muhammad und der Sohn Alis, des vierten Kalifen. 680 n.Chr. starb er in der Schlacht von Kerbela. Aus Angst vor dem Umayyaden-Kalif Yazid I. waren viele Anhänger Husseins von ihm abgefallen und hatten ihm im Kampf nicht beigestanden. Aus schiitischer Sicht sollen 10.000 Männer für Yazid I. gegen die 72 Männer Husseins gekämpft haben und sich mit seinem Tod die „unrechtmäßige“ Übernahme des Kalifats durch die sunnitische Mehrheit für viele Jahrhunderte gesichert haben.

Während der Aschura-Feierlichkeiten, welche während der ersten zehn Tage des Monats Muharram stattfinden, gedenkt man nicht nur dem Tod Husseins, sondern auch dem Leid der Imame, die aus schiitischer Sicht den Märtyrertod gestorben sind und somit als Gerechte stellvertretend für die Ungerechtigkeit gelitten haben. Indem die Gläubigen um den Märtyrer weinen, erklären sie sich damit auch bereit, das Martyrium auf sich zu nehmen.

Viele Schitten tragen an den ersten zehn Tagen des Monats Muharram schwarze Trauerkleidung. Zudem finden an diesen Tagen Treffen statt, an denen Versrezitationen, Inszenierungen des Martyriums Husseins vorgetragen werden oder Selbstgeißelungen stattfinden. Bei den Selbstgeißelungen verletzten sich die Schiiten selbst mit Schwertern oder Ketten als Zeichen für ihre aus eigener Sicht bemitleidenswerte Lage als Unterdrückte. Wer sich nicht verletzen will, schlägt sich symbolisch mit der Hand auf die Brust oder auf die Stirn. Viele Schiiten pilgern auch nach Kerbela zum Grabstein Husseins, der ca. 100 km südwestlich von Bagdad liegt und zu den wichtigsten schiitischen Wallfahrtsorten zählt.

Bei den Aleviten erstrecken sich die Feierlichkeiten über 12 Tage, an denen sie fasten. Gefeiert wird erst am 13. Tag, also drei Tage später als die Schiiten. Ähnlich wie bei den Sunniten gedenken auch sie der Rettung Noahs. Außerdem zelebrieren sie die Dankbarkeit dafür, dass Zein Al Abidin, der Sohn Husseins, die Schlacht von Kerbela überlebte, an welcher er aufgrund einer Krankheit nicht teilgenommen hatte. Anders als bei den Schiiten gibt es bei den Aleviten jedoch keine Selbstgeißelung.

Aschura als Süßspeise

Was alle drei Konfessionen gemeinsam haben ist die Süßspeise Aschura, auf Türkisch Aşure, die an diesen Tagen zubereitet und gerne verschenkt wird. Der Brauch soll auf die Rettung Noahs zurückgehen, der am 10.Muharram nach der Sintflut mit seiner Arche auf dem Berg Cudi in der türkischen Provinz Şırnak gelandet ist. Um diesen Anlass zu feiern, warfen die Überlebenden an Bord alle Überreste des Proviants zusammen, woraus diese Süßspeise entstand. Sie setzte sich aus Körnern, Früchten und Nüssen zusammen. Heute wird sie auf verschiedene Arten zubereitet und am 10.Muharram an die Nachbarn verteilt. Doch sie ist nicht nur bei Muslimen beliebt, auch armenische Christen bereiten sie zu, allerdings an Neujahr und zum armenischen Weihnachtsfest am 6. Januar.