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Gesellschaft

Aserbaidschaner im Iran

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Die im Iran lebende ethnische Minderheit der Aserbaidschaner erwartet unter der Präsidentschaft Ruhanis keine Verbesserung der Rechtslage oder Zugeständnisse bei der Ausübung kultureller Aktivitäten. Viele Aktivisten sitzen im Gefängnis. (Foto: ap)

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Aserbaidschaner im Iran
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Der aus dem Iran stammende Aserbaidschaner Duman Radmehr, aktives Mitglied der „Südaserbaidschanischen Erweckungsbewegung“ (Güney Azerbaycan Milli Oyanış Herekatı, kurz Gamoh), sagte, es werde in der Außen- und Innenpolitik des Iran unter Ruhani durchaus zu einigen Veränderungen kommen. „Aber diese Veränderungen scheinen die Situation der Südaserbaidschaner im Iran nicht zu betreffen“, mutmaßte Radmehr. Gamoh ist eine panturkistische Separatistengruppe, die sich für die Angliederung der von Aserbaidschanern bewohnten nordwestlichen Region des Iran an Aserbaidschan einsetzt.
Der Iran ist ein Vielvölkerstaat.

Immer mehr im Iran lebende Aserbaidschaner, auch „Südaserbaidschaner“ genannt, zweifeln an den Wahlversprechen des neugewählten iranischen Präsidenten Ruhani. Ruhani hatte der größten ethnischen Minderheit des Landes vor der Wahl versprochen, ihr das Recht auf Bildung in ihrer Muttersprache, dem Aserbaidschanischen, zu gewähren. Während seiner Wahlkampagne sprach Ruhani davon, die iranischen Aserbaidschaner mit einer „türkischen Sprach-Institution im Iran“ auszustatten und die Austrocknung des in der von Aserbaidschanern bewohnten Nordwestregion gelegenen Urmiasees zu stoppen.

Schwächung des persischen Nationalismus nicht zu erwarten

Sollten diese Versprechen eingehalten werden, würde das bedeuten, dass der persische Nationalismus seine Dominanz in (der Innenpolitik des) Iran verliert. Aber davon ist nicht auszugehen. Das System im Iran liegt nicht in den Händen des Präsidenten. Es liegt in den Händen des iranischen Geheimdienstes und der Richterschaft. Und diese Kreise sind direkt mit dem Obersten Rechtsgelehrten des Iran (Ayatollah Ali Chameni) verbunden“, erklärte Rodmehr.

Unterdessen setzten mehrere aserbaidschanische Politiker aus den nordwestlichen Provinzen des Iran ihren bald einmonatigen Hungerstreik fort. Die Politiker wurden von iranischen Sicherheitsbehörden inhaftiert, nachdem sie eine politische Partei, welche sich für die Rechte und die Identität der Aserbaidschaner im Iran einsetzt, gegründet hatten.

Die Aktivisten Latif Hassani (43), Mahmoud Fazli (45), Shahram Radmehr (38), Ayat Mehr Ali Bayglu (35) und Behboud Gholi Zade wurden vom Islamischen Revolutionsgericht Täbris zu jeweils 9 Jahren Haft veruteilt. Die inhaftierten Männer seien den Angaben Rodmehrs nach dazu entschlossen, den Hungerstreik fortzusetzen, bis ihre Haftstrafe aufgehoben wird. Das Urteil sei außerdem unter Druck des iranischen Geheimdienstes zustande gekommen, so der Vorwurf des aserbaidschanischen Politikers.

Bislang erlangte ihr Anliegen kaum internationale Aufmerksamkeit, da sich die westliche Berichterstattung über den Iran meist auf Standardthemen wie etwa den Streit um das iranische Atomprogramm oder die Haltung der iranischen Führung gegenüber Frauen, Homosexuellen oder dem Staate Israel beschränkt.
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Aserbaidschaner im Iran – eine ernstzunehmende Größe

Im Vielvölkerstaat Iran leben neben Persern unter anderem auch Aserbaidschaner, Araber, Kurden, Armenier, Belutschen und Turkmenen. In vielen nordwestlichen Provinzen des Iran stellen Aserbaidschaner einen Großteil der Bevölkerung dar, so etwa in „Ost-Aserbaidschan“, „West-Aserbaidschan“, „Ardabil“, „Zandschan“ und „Gilan“. Die vielen Millionen schiitischen Aserbaidschaner, die hauptsächlich in der ebenfalls Aserbaidschan heißenden nordwestlichen Region des Iran leben, gehören zu den Turkvölkern Westasiens.

Über die genaue Zahl der im Iran lebenden Aserbaidschaner gibt es unterschiedliche Angaben. Das CIA World Factbook gab für das Jahr 2012 die Anzahl der Aserbaidschaner mit 12-15 Millionen an, also etwa 16% der Gesamtbevölkerung. Für Teheran stellt der aserbaidschanische Seperatismus die größte Bedrohung im südlichen Kaukasus bezüglich des eigenen Zusammenhalts dar.