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Politik

Aslı Erdoğan bleibt doch in Haft

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Die Schriftstellerin Aslı Erdoğan bleibt wegen eines Terrorvorwurfs in Haft, entschied ein Gericht und stimmte zugleich der Anklageschrift zu. Dabei hoffte die türkische Autorin freizukommen.

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Statt Freilassung droht der türkischen Autorin Aslı Erdoğan womöglich lebenslange Haft. Ein Gericht in Istanbul nahm die Anklageschrift gegen die Autorin mit der entsprechenden Forderung an. Erdoğan bleibe in Untersuchungshaft, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Mittwoch. Zwar habe das Istanbuler Gericht die Freilassung in einem Anklagepunkt angeordnet. Wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation bleibe Erdoğan jedoch im Gefängnis.

Erdoğan und acht weiteren Angeklagten wird unter anderem Mitgliedschaft und Propaganda für die PKK vorgeworfen. Nach Angaben der Zeitung Cumhuriyet ist der erste Verhandlungstag in dem Fall am 29. Dezember.

Die Autorin war Mitte August im Rahmen einer Razzia gegen Unterstützer der pro-kurdischen Zeitung Özgür Gündem festgenommen und wenig später verhaftet worden. Sie schrieb unter anderem Kolumnen für die Ende Oktober per Notstandsdekret geschlossene Zeitung.

Anfang November hatte Aslı Erdoğan in einem Brief aus der Haft an den Sender Deutsche Welle die Situation in der Türkei als „extrem besorgniserregend“ beschrieben. „Europa unterschätzt die Gefahren des totalen Verlusts der Demokratie in der Türkei“, mahnte die Schriftstellerin.

Seit dem Putschversuch vom 15. Juli hat sich der Druck auf Kritiker der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP und des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erhöht. Nach Angaben der türkischen Nichtregierungsorganisation P24 sitzen zurzeit 145 Journalisten in der Türkei im Gefängnis. Seit Beginn des Ausnahmezustand am 21. Juli wurden rund 170 Medien und Verlage geschlossen.

Die 1967 in Istanbul geborene Erdoğan ist auch international bekannt. Ihre Bücher wurden unter anderem im Züricher Unionsverlag publiziert. Sie hatte zunächst Informatik und Physik studiert und arbeitete von 1991 bis 1993 als Physikerin am europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf. Deutschland war vor knapp zwei Wochen Gastland auf der internationalen Buchmesse in Istanbul, wo eine deutsche Delegation auch die Meinungsfreiheit in der Türkei thematisierte.(dpa/ dtj)