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Politik

Aslı Erdoğan: „Ich bin jetzt frei, aber hoffnungsvoll bin ich nicht“

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Die am Donnerstag aus der Untersuchungshaft entlassene türkische Journalistin Aslı Erdoğan hat sich vor dem Gerichtssaal zu ihrer Freilassung geäußert. Der Unterschied zwischen dem Leben im Gefängnis und dem Leben außerhalb in der Türkei werde immer kleiner, sagte die bekannte Journalistin und Autorin. „Ich würde gern hoffnungsvoll sprechen. Für zwei, drei Sätze bin ich angeklagt und soll nun lebenslang ins Gefängnis. Es ist eine große Ungerechtigkeit. Ich habe selbst erlebt, dass Ungerechtigkeit in der Natur dieses Landes liegt. Ich kann jetzts sagen, dass ich frei bin, aber hoffnungsvoll bin ich nicht“, zeigte sich Erdoğan bei ihrer Freilassung wenig zuversichtlich. „Es gibt keine Garantie, dass ich nicht morgen schon wieder ins Gefängnis komme“, fügte sie hinzu.

Bei ihrer Entlassung aus dem Frauengefängnis Bakırköy in Istanbul wurde Erdoğan Mitstreitern und Journalisten empfangen, darunter ihre Mutter Mine Aydoslu. Mit ihr freigelassen wurde die ebenfalls bekannte Linguistin Necmiye Alpay, die kurz nach Erdoğan verhaftet worden war. Sie gab sich den Journalisten gegenüber ähnlich bedrückt wie Erdoğan: „Frei zu sein ist schön, doch je mehr ich an diejenigen denke, die noch drinnen sind, desto trauriger werde ich.“

Im August war Aslı Erdoğan bei einer Razzia gegen die pro-kurdische Zeitung „Özgür Gündem“ festgenommen worden. In Augen der Behörden betreibt das Blatt, für das Erdoğan Kolumnen geschrieben hatte, Propaganda für eine Terrororganisation. Trotz ihrer Freilassung droht der Journalistin weiterhin lebenslange Haft. Der Prozess soll am 2. Januar fortgesetzt werden.

„Die Türkei ist zur Hölle für Journalisten geworden“

Barış Yarkadaş, Abgeordneter der größten Oppositionspartei CHP, verurteilte den Prozess gegen Erdoğan und andere Angeklagte als „Skandal“ und fand harte Worte für den Stand der Pressefreiheit im Land: „Die Türkei ist vollständig zur Hölle für Journalisten geworden.“

Am Donnerstag war der regierungskritische Autor und Journalist Ahmet Şık festgenommen worden. Auch ihm wird Terrorpropaganda vorgeworfen. Şık gilt als scharfer Kritiker des islamischen Prediger Fetullah Gülen, den die türkische Regierung für den Putschversuch im Juli verantwortlich macht. Er kritisiert aber auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, besonders für die enge Verbindung zur Gülen-Bewegung vor 2013.