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Gesellschaft

Auch TU Berlin schafft Gebetsräume ab – „Sollen wir wieder zwischen Bücherregalen beten?“

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Die TU Berlin will ihre Gebetsräume für Muslime schließen. Sie beruft sich dabei auf die Trennung von Staat und Religion. Das Argument, dass es mittlerweile auch Gebetshäuser in der Nähe gebe, klingt wenig überzeugend.

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Die Technische Universität (TU) Berlin schließt ihre Gebetsräume für Muslime. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Religion und Staat an einer staatlichen Hochschule getrennt werden müssen“, sagte TU-Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Vom 14. März an stehen demnach ein muslimischer Gebetsraum und eine Turnhalle für das wöchentliche Freitagsgebet nicht mehr zur Verfügung.

„Wir haben keine Hinweise auf Salafisten“, betonte Thomsen. Der einzige Grund sei die Trennung der staatlichen Einrichtung von Kirche und Religion. Die Gebetsmöglichkeiten wurden 1954 geschaffen, laut Thomsen habe es damals noch nicht so viele Moscheen gegeben wie heute. Studenten und TU-Mitarbeiter könnten nun auf nahe gelegene Gebetshäuser ausweichen, die Einrichtung eines „Raumes der Stille“ komme nicht infrage.

Von welchen Gebetshäusern die Rede ist, bleibt allerdings unklar – das nächstgelegene befindet sich im Stadtteil Moabit, laut Google Maps zu Fuß über 30 Minuten entfernt. Kaum machbar zwischen zwei Vorlesungen.

Absolvent: Gebetsraum vor allem für Frauen wichtig

Kürşat B., ein Absolvent der TU Berlin, hat wenig Verständnis für die Entscheidung. „Was gedenkt die Univerwaltung zu tun, wenn jetzt wie aus dem nichts junge Männer und Frauen auftauchen, die ihre rituelle Waschung in öffentlichen WCs vornehmen, um anschließend in Korridoren, Treppenaufgängen und zwischen Bücherregalen alleine oder in Gruppen ihr Gebet verrichten?“ Er selbst habe den Gebetsraum jahrelang genutzt, betont er gegenüber DTJ. Vor allem für Frauen sei er wichtig, da sie dort ihre rituelle Waschung, die vor einem Gebet verpflichtend ist, ungestört vornehmen könnten.

Am Donnerstag ist Thomsen zufolge ein klärendes Gespräch mit muslimischen Verbänden geplant. Hunderte Menschen unterzeichneten nach TU-Angaben eine Petition zum Erhalt des Freitagsgebets in der Turnhalle der Hochschule.

Zuletzt hatten etwa die Universität Essen und die TU Dortmund ihre Räumlichkeiten, die zum Beten genutzt wurden, geschlossen. Mit den dortigen Schließungen hänge die TU-Entscheidung aber nicht zusammen. (mit Material von dpa)