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Politik

„Auch unsere Enkel sollen noch von unserer Freundschaft sprechen”

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Auf einer Veranstaltung in Berlin würdigte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Kossendey die Bedeutung der deutsch-türkischen Beziehungen. Er fand aber auch kritische Worte mit Blick auf die Situation im Nahen Osten. (Foto: Kemal Kurt)

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„Auch unsere Enkel sollen noch von unserer Freundschaft sprechen”
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Die Veranstaltung der World Media Group AG am letzten Dienstag in Berlin, der neben zahlreichen anderen prominenten Persönlichkeiten unter anderem auch der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslıoğlu seine Aufwartung gemacht hatte, rief weit über die Leserschaft unseres Magazins hinaus reges Interesse hervor.

Das DTJ dokumentiert an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung das Grußwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Kossendey (MdB) zur Veranstaltung „Deutsch-Türkische Beziehungen im 21. Jahrhundert” am 27. November 2012:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

wir Deutsche bringen der Türkei große Wertschätzung entgegen. Umgekehrt genießt auch Deutschland in der Türkei ein hohes Ansehen. Unsere beiden Länder blicken auf eine lange gemeinsame Geschichte zurück: Die türkisch-deutschen Beziehungen sind vielschichtig und intensiv. Sie sind getragen von Vertrauen und Freundschaft, von gemeinsamen Erfahrungen, gemeinsamen Interessen und einem gemeinsamen Streben nach Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Daran haben nicht zuletzt die in Deutschland lebenden rund 2,5 Mio. Menschen türkischer Abstammung (davon 1,7 Mio. türkische Staatsangehörige) großen Anteil. Unsere türkischen Mitbürger haben in der Vergangenheit ganz wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands beigetragen. Sie haben unser Land auch kulturell bereichert. Sie sind das Bindeglied, das unsere beiden Völker eng miteinander verbindet, auch in der Zukunft.

Die Türkei und Deutschland sind Verbündete und Freunde. Seit Jahrzehnten stehen wir in der NATO Seite an Seite, um die Freiheit und Sicherheit Europas zu schützen. Damals, in der Zeit des Kalten Krieges, war Deutschland geteilt und die Türkei ein wichtiger Eckpfeiler des Bündnisses.

„Türkei im Unterschied zu Deutschland nicht nur von Freunden umgeben“

Die türkische Wirtschaft boomt seit Jahren. Und auch die Prognosen sind positiv: Als Energiedrehscheibe und Brückenland zwischen Okzident und Orient wird der Türkei gerade in Zukunft eine Schlüsselrolle zukommen.

Deutschland ist in einer – historisch betrachtet – einzigartigen Position: Es ist von Freunden und Partnern umgeben. Eine unmittelbare konventionelle Bedrohung ist sehr unwahrscheinlich geworden. Für die Türkei stellt sich die Lage anders dar.

Stichwort Syrien: Die Türkei ist vom Bürgerkrieg in Syrien besonders betroffen. Täglich verlassen hunderte Menschen ihre Heimat und suchen Schutz in der Türkei.

Ich möchte der Türkei ein Wort des aufrichtigen Dankes und der Anerkennung für die Aufnahme der Flüchtlinge aussprechen. Sie helfen damit den Syrern, die – auch in diesen Minuten – um ihr Leben fürchten müssen. Auch möchte ich die Zurückhaltung würdigen, mit der die Türkei bisher auf die kritische Lage an der syrischen Grenze reagierte. Zugleich möchte ich die Gelegenheit nutzen, um auch für die Zukunft zur Besonnenheit aufzurufen. Nicht zuletzt gilt das für die Situation an der türkisch-syrischen Grenze.

In dieser Lage steht die Türkei nicht allein. Die Türkei bittet um Unterstützung zum Schutz ihrer Bevölkerung und in diesem Kontext zur Sicherung ihres Luftraumes und zum Schutz vor syrischen Raketen um PATRIOT Waffensysteme der NATO. Wie viele PATRIOT-Systeme durch Deutschland, die USA und die Niederlande gestellt werden, ist noch nicht entschieden. Aber wir werden solidarisch mit der Türkei Seite an Seite stehen.

Keine „ethnischen Säuberungen” im Gazastreifen

Deutschland akzeptiert weder politische Aussagen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen noch Äußerungen, auch nicht von engen Partnern, die Israel als terroristisches Regime bezeichnen.

In aller Deutlichkeit: Der Vorwurf der ethnischen Säuberungen im Gazastreifen ist absurd.

In dieser Bewertung weiß ich mich mit Verteidigungsminister Thomas de Maizière und den Mitgliedern der Bundesregierung einig.

Lassen Sie uns gemeinsam, ohne brunnenvergiftende Rhetorik, lösungsorientiert und in aller partnerschaftlichen Offenheit diese Zeit der Anspannung in der Region meistern.

Syrien und Iran bleiben auf absehbare Zeit dominierende Themen auf der globalen Agenda. Niemand ist heute in der Lage, eine schnelle regionale Lösung zu skizzieren. Eines ist jedoch klar: Ohne die Türkei wird es keine Lösung in diesen drängenden Fragen geben. Wir haben also genug Gründe, die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern und in den bewährten sicherheitspolitischen Institutionen wie den UN und der NATO weiter zu intensivieren, um gemeinsam den Herausforderungen zu begegnen.

Die Türkei und Deutschland sind auch innerhalb der NATO militärische Partner. Unsere Zusammenarbeit ist über lange Jahre gewachsen. Sie ist vertrauensvoll und vor allem mit Blick auf unsere Streitkräfte von hoher Qualität.

Deutschland steht als Partner an der Seite der Türkei. Und umgekehrt ist es genauso, dessen bin ich mir sicher. Dennoch ist jetzt nicht die Zeit, sich zurückzulehnen. Auf unsere historisch gewachsene Partnerschaft und Freundschaft dürfen wir uns verlassen, ausruhen dürfen wir uns darauf nicht. Wir müssen auch weiterhin vertrauensvoll zusammenarbeiten, damit auch unsere Kinder und Enkel die türkisch-deutsche Freundschaft rühmen können, wie wir es heute tun.“