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Sport

Auflösungserscheinungen bei den Löwen

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Die Fans von Galatasaray werden in den letzten Wochen Zeuge, wie ihr Herzensklub in seine Einzelteile zerfällt. Sowohl in der Liga als auch in der Champions League hat man den Anschluss verpasst. Das Schlimme dabei: Es ist keine Besserung in Sicht.

Schlusspfiff im Derby. Ein 2:2 gegen Fenerbahçe. Nur 2:2, muss man sagen. Denn Cimbom, wie die Löwen vom Bosporus auch genannt werden, hatte in dem Spiel mit zwei Toren geführt gegen ein Team, das kurz zuvor seinen Trainer auf die Straße gesetzt hatte. Nach den 90 Minuten kochen die Emotionen über. Mittendrin: Hasan Şaş. Der Co-Trainer rennt aufs Spielfeld und packt sich einen Spieler vom Rivalen. Drei Spieler sehen Rot, Şaş, schon als Spieler als Heißsporn bekannt, wird für acht Spiele gesperrt.

Das war vor etwa einem Monat. Mittlerweile wäre der ein oder andere Fan sicher froh, wenn nach oder besser während eines Spiels mal die Emotionen überkochen würden. Dazu kommt es aber nicht, da Gala keine Tore schießt und auch weitgehend ideen- und eben emotionslos agiert.

Eren Derdiyok, Cimbom Derdivar

In der Champions League ist man seit vier Spielen tor- und entsprechend sieglos und in der Süper Lig tut man sich selbst gegen Gegner wie Bursa sehr schwer. Und auch heute im Pokal gelangen gegen einen unterklassigen Gegner nur zwei Tore. Das größte Manko des Teams von Fatih Terim: Es fehlt schlicht ein torgefährlicher Stürmer.

Als Bafetimbi Gomis, der Torschützenkönig der vergangenen Saison, verkauft wurde, hatte die Klubführung noch versprochen, dass man Ersatz holen werde. Es kam: niemand. Stattdessen setzten die Verantwortlichen mit Eren Derdiyok auf einen aus der Bundesliga bekannten Mann. Wahrlich kein schlechter Stürmer, aber eben auch einer, der seine Tauglichkeit auf hohem Niveau nie konstant nachgewiesen hat. Wie man als solch großer Verein mit einem einzigen, dazu durchschnittlichen Stürmer in eine Saison mit drei Wettbewerben gehen kann, erschließt sich nicht nur Gala-Anhängern nicht.

Kabak einziger Lichtblick

Und so ist aus einer Mannschaft, die als traditionell offensivstark galt, eine verteidigende geworden. Viele Punkte oder knappe Unentschieden waren neben Keeper Muslera – man erinnere sich an das Spiel in Istanbul gegen Schalke – vor allem einem jungen Talent geschuldet, der sich in den letzten Wochen in den Vordergrund gespielt hat: Ozan Kabak. Der erst 18-jährige Innenverteidiger erweckt den Eindruck, dass er schon seit Jahren bei Gala ist und kocht seine Gegenspieler mit einer erstaunlichen Ruhe ab. Wenn er noch sein Timing bei Zweikämpfen und Kopfbällen verbessert, kann er in wenigen Jahren zu den ganz Großen werden.

Besser wäre es natürlich gewesen, wenn ein Eigengewächs vor dem gegnerischen Tor Eigenwerbung für sich betrieben hätte. Aber das hätte nur die Fehler der sportlichen Führung kaschiert. Ob sie in der Winterpause korrigiert werden können, muss abgewartet und – angesichts eines schwierigen Transfermarktes – bezweifelt werden.

Ziele in Gefahr

So müssen die erfolgsverwöhnten Fans sich weiter in Geduld üben müssen. Die Minimalziele – Überwintern in Europa und erneute Qualifikation für die Champions League – sind auf jeden Fall in Gefahr. Schießt Gala keine Tore, werden sie das auch bleiben. Ohne Tore keine Siege, ohne Siege Stillstand – mindestens.

Fußball kann manchmal so einfach sein.