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Geschichte

Türkei gedenkt erstmals offiziell der Auschwitz-Opfer

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Nie wieder Auschwitz. Diese Forderung ist längst Gemeingut. Aber die Überlebenden des Holocaust mahnen: Rassismus und Antisemitismus sind immer noch weltweit verbreitet.

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70 Jahre nach der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau haben Überlebende des Holocaust zum Kampf gegen Intoleranz, Gleichgültigkeit und Antisemitismus aufgerufen. „Wir alle müssen uns erinnern“, sagte der ehemalige Auschwitz-Häftling Roman Kent vor fast 50 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, darunter Bundespräsident Joachim Gauck und der französische Staatspräsident François Hollande. „Wenn Sie, die Führer der Welt, sich erinnern, dann wird anderes Unrecht wie in Darfur, Biafra, Kosovo keinen Platz auf der Erde mehr haben.“

Überlebende wie er könnten das in Auschwitz Geschehen niemals vergessen, sagte Kent. „Die Schreie der ermordeten Kinder klingen in meinen Ohren, bis ich sterbe. Die Unmenschlichkeit von damals ist in meine Erinnerung gemeißelt. Diese Erlebnisse halten uns wach bis ans Ende unserer Tage.“ Die Überlebenden könnten nie vergessen – denn dann würde „das Gewissen der Menschheit zusammen mit den Opfern begraben werden.“

„Wir alle müssen unsere Kinder Toleranz und Verständnis lehren“, forderte Kent, dem stellenweise die Stimme versagte. „Wenn ich könnte, würde ich ein elftes Gebot verfügen: Du sollst kein unbeteiligter Zuschauer sein.“

Auschwitz war das größte der nationalsozialistischen Vernichtungslager, in dem mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden. Soldaten der Roten Armee hatten das Lager und die rund 7500 noch lebenden Häftlinge am 27. Januar 1945 befreit. Auch die Türkei gedachte in diesem Jahr erstmals mit einer offiziellen Veranstaltung der Opfer. Die Gedenkfeier fand an der Bilkent-Universität in Ankara unter der Schirmherrschaft des Parlamentspräsidenten Cemil Çiçek statt. Daran nahmen auch hochrangige Vertreter der jüdischen Gemeinde in der Türkei teil. In Auschwitz wurde die Türkei durch Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu vertreten.

Das Außenministerium veröffentlichte auch eine Erklärung, in der die „abscheulichen Gräueltaten der Nazi-Zeit“ verurteilt wurden. Man müsse dafür Sorge tragen, dass schon die Umstände, die zum Holocaust geführt hätten, gar nicht erst entstehen. Die Türkei werde ihren Teil dazu beitragen. (dpa/dtj)