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Politik

Bahçeli zu Angriff auf Südkoreaner: „Beide haben Schlitzaugen“

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In der Türkei häufen sich anti-chinesische Übergriffe. Einige Gruppen haben nun sogar Morddrohungen ausgesprochen. MHP-Chef Devlet Bahçeli äußert sich verständnisvoll über antichinesische Ressentiments.

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Der Vorsitzende der rechts-konservativen MHP (Partei der Nationalen Bewegung, Milliyetçi Hareket Partisi), Devlet Bahçeli, hat sich verständnisvoll und entschuldigend über die Übergriffe auf ein chinesisches Restaurant sowie auf südkoreanische Touristen in Istanbul geäußert. Gegenüber dem Hürriyet-Kolumnisten Ahmet Hakan Coşkun erklärte Bahçeli, dass diese Aktionen auch ihr Gutes hätten und sagte: „Unsere (Ülkücü)-Jugend zeigt sich sehr sensibel gegenüber der Unterdrückung in China. Sie sollten ihre demokratischen Rechte nutzen können. Diese Aktionen sind in Hinsicht auf Lenkung der öffentlichen Aufmerksamkeit auf dieses Problem und Herstellung einer internationalen Öffentlichkeit von Nutzen.“

Auf die Frage hin, dass südkoreanische Touristen angepöbelt wurden, die für Chinesen gehalten wurden, sagte der MHP-Chef: „Dies sind junge Leute. Einer spielt den Anführer, die anderen können hinter ihm laufen. Und: Was ist überhaupt die Besonderheit, einen Koreaner von einem Chinesen zu unterschieden? Schlitzaugen. Beide haben Schlitzaugen… Macht es einen Unterschied?“ Die Äußerungen des türkischen Politikers lösten im Netz heftige Diskussionen aus. Viele User empfanden sie als rassistisch.

Vergangene Woche kam es in der Türkei zu einigen Übergriffen auf Grund der Meldungen, wonach die chinesische Führung die muslimisch-uigurische Minderheit in Xinjiang unterdrücke und während des Ramadan die religiöse Freiheit auf Fasten einschränke. In Istanbul wurde ein China-Restaurant, das von einem Türken geführt wurde und einen uigurischen Koch beschäftigte, demoliert. Daneben wurden am Sultanahmet-Platz südkoreanische Touristen angegriffen, die für Chinesen gehalten wurden. Die Istanbuler Polizei leitete Ermittlungen ein.

Türkei: Morddrohungen gegen Chinesen

In den Tagen vor den Vorfällen war in türkischen Medien intensiv über die Situation der muslimischen Minderheit der Uiguren in China berichtet worden. Viele Türken empfinden gegenüber den Uiguren offenbar eine besondere Solidarität, auch weil die muslimische Minderheit zu den Turkvölkern gehört. So wurden in der Türkei aus Solidarität für die Opfer in den vergangenen Tagen Totengebete verrichtet und Demonstrationen abgehalten. Auch das türkische Außenministerium gab eine Erklärung ab, sah aber von einer Verurteilung ab.

Doch in einigen Fällen scheint die Solidarität für die Uiguren in Hass gegen Chinesen umgeschlagen zu sein. Zusätzlich aufgeheizt wurde die Stimmung dadurch, dass auf sozialen Netzwerken etliche Fotos, die Gewalttaten ethnischer Han-Chinesen gegen Uiguren zeigen sollen, kursierten. Die türkische Zeitung Hürriyet berichtete jedoch, dass viele dieser Fotos gar nicht die betroffene chinesische Provinz Xinjiang zeigen würden.

Nicht zuletzt deshalb kam es in den letzten Tagen immer wieder zu anti-chinesischen Vorfällen in der Türkei. Einige politische Gruppierungen gingen bereits so weit, offene Morddrohungen gegen Chinesen auszusprechen. So hing etwa die MHP-nahe Jugendorganisation „Ülkü Ocakları“ an ihrem Hauptsitz im Istanbuler Stadtteil Kemalpaşa ein Banner mit der Aufschrift „Unsere Nasen sehnen sich nach dem Geruch von chinesischem Blut“.

Hintergrund Medienberichten zufolge hat sich die Lage in Xinjiang, dem historischen Ostturkestan, während des Ramadan dramatisch verschlechtert. Muslimen werde das Fasten und das Tragen von Bärten und Kopftüchern untersagt, Moscheen strengstens kontrolliert. Da China keine Journalisten in das Gebiet lässt, ist eine Einschätzung dieser Meldungen äußerst schwierig. Die Gesellschaft für bedrohte Völker geht davon aus, dass 2015 über 500 Uiguren zu Tode gekommen sind. Mehr zur Lage der Uiguren hier.

Besondere Verbindung zwischen der Türkei und den Uiguren

Zwischen der Türkei und den zentralasiatischen Staaten besteht eine historische Verbindung, die nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die heute im Wesentlichen zu sieben Staaten gehörende Region „Turkestan“ wird auf Grund der dort lebenden turksprachigen Völker auch als die „Heimat“ oder das „Stammland der Turkvölker“ bezeichnet.

Diese „Turkvölker“ bilden heute die Bevölkerungsmehrheit in der Region, bestehen aber aus vielen verschiedenen Gruppen und Völkern, so etwa den Turkmenen, Aserbaidschaner, Uiguren, Kasachen, Usbeken, Kirgisen und Tataren. Die Gruppe der Turksprachen umfasst 40 relativ eng miteinander verwandte Sprachen mit etwa 180 bis 200 Mio. Sprechern.