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Politik

Albanischer Ministerpräsident Rama sagt Reise nach Belgrad ab

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Das Skandalspiel Serbien gegen Albanien hat Folgen. Albaniens Ministerpräsident Edi Rama hat seine Reise nach Belgrad abgesagt. (Foto: reuters)

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An diesem Mittwoch wollte erstmals ein albanischer Regierungschef nach 70 Jahren die serbische Hauptstadt Belgrad besuchen. Es sollte ein historisches Treffen sein, das die zerrütteten Beziehungen beider Staaten kittet. Doch dazu wird es nicht kommen. Ministerpräsident Edi Rama hat seine Visite ins Nachbarland abgesagt. Das Treffen mit seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vučić soll aber dennoch stattfinden. Beide Seiten einigten sich auf den 10. November als Ausweichtermin.

Skandalspiel belastet Beziehungen zwischen Tirana und Belgrad

Grund für das Verschieben des Treffens ist das EM-Qualifikationsspiel Serbien gegen Albanien am 14. Oktober in Belgrad. In der 42. Minuten tauchte über dem Stadion ein Modellflieger mit einer großalbanischen Flagge auf. Daraufhin kam es zwischen den serbischen und albanischen Spielern zu tumultartigen Szenen. Das Spiel musste abgebrochen werden.

Hinter der Aktion stand offenbar der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama, Olsi Rama. Serbische Medien hatten berichtet, dass er von der VIP-Loge aus den Modellflieger gesteuert habe. Rama wurde mittlerweile festgenommen.

Am Freitag entschied der europäische Fußballverband UEFA, das Spiel mit 3:0 für Serbien zu werten. Gleichzeitig teilte die UEFA mit, dass Serbien diese drei Punkte wieder abgezogen werden. Damit haben beide Teams jeweils dieselbe Punktzahl wie vor der Partie, die am 14. Oktober beim Stand von 0:0 abgebrochen wurde. Beide Verbände wurden zudem von der UEFA mit einer Geldstrafe von 100 000 Euro belegt. Serbien muss zudem seine nächsten beiden Heimspiele am 14. November gegen Dänemark und am 4. September 2015 gegen Armenien in der Ausscheidung für die EM in Frankreich 2016 vor leeren Rängen austragen. Beide Länderverbände wollen aber gegen das Urteil der UEFA vorgehen.

Konflikt zwischen Serben und Albanern liegt weit zurück

Doch das Skandalspiel zwischen beiden Ländern ist nur ein vorzeitiger Schlusspunkt in den vergifteten Beziehungen gewesen. Der Konflikt geht weit zurück. Serbien hatte während der Balkankriege (1912/1913) große Gebiete von den Albanern erobert und Kriegsverbrechen begangen.

Nach dem Tod von Tito 1980 spitzte sich die Lage zwischen Serben und Albanern zu. Das Ende Jugoslawiens führte zum Wiederaufflammen nationalistischer Bestrebungen auf dem Balkan. Am 28. Juni 1989 hielt der spätere serbische Präsident Slobodan Milošević im Kosovo eine Rede vor über einer Million Serben. Darin zeigte er seine militant-nationalistische Haltung. Im Juli 1990 löste Belgrad zudem das Parlament im Kosovo auf. Die Autonomie innerhalb Jugoslawiens wurde praktisch aufgehoben.

In den folgenden Jahren nahmen die Repressionen im Kosovo gegenüber den Albanern zu. Ab Mitte der neunziger Jahre begann der bewaffnete Widerstand der Albaner durch die UÇK-Organisation gegen die serbische Führung im Kosovo. Anschläge auf serbische Einrichtungen nahmen zu. Ab 1998 ließ Milošević das Kosovo nach und nach ethnisch säubern. 800.000 Albaner wurden nach Mazedonien und Albanien vertrieben. Tausende wurden getötet. Erst mit dem Eingreifen der NATO 1999 fand das Blutvergießen ein Ende. Am 17. Februar 2008 proklamierte das Parlament in Priština die Unabhängigkeit des Kosovo.

Normalisierung für beide Staaten wichtig

Eine Normalisierung der Beziehungen bleibt aber für beide Staaten sehr wichtig, vor allem aus wirtschaftlicher Sicht. Die EU verlangt zudem vom Beitrittskandidaten Serbien eine Annäherung zum Kosovo. Bis heute hat Serbien den Kosovo nicht als unabhängigen Staat anerkannt.

Die jüngsten Ausschreitungen beim Skandalspiel in Belgrad und die Verschiebung des Treffens der Regierungsspitzen haben gezeigt, dass die Gräben zwischen beiden Ländern weiterhin tief sind. Eine Alternative zu guten Beziehungen haben Serben und Albaner aber nicht. (dtj/dpa)