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„Balsam auf die Seelen der Menschen“ – Interview mit TTH-Geschäftsführer

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Seit dem Putschversuch 2016 sind in der Türkei über 60.000 Menschen verhaftet worden, über 150.000 Menschen haben ihre Arbeit verloren. Andere konnten aus dem Land fliehen und versuchen sich jetzt eine neue Existenz aufzubauen. Wie man diesen Menschen helfen kann, erklärt unser Geschäftsführer. 

DTJ-Online: Was ist das Ziel Ihrer Kampagne #668BabysHinterGittern?

Murat Güçlü: Mit unserer Kampagne #668BabysHinterGittern möchten wir vor allem auf die Babys und Kinder aufmerksam machen, die mit ihren Müttern im Gefängnis leben und groß werden müssen. Nach dem Putschversuch in der Türkei wurden mehr als 150.000 Menschen vom Staatsdienst suspendiert oder haben ihr Job verloren, 60.000 Menschen wurden verhaftet. Es gibt Tausende Familien, bei denen sowohl Mutter, als auch Vater verhaftet worden sind. Menschen, die ihren Job verloren haben, bekommen keinen neuen Job.. Zudem haben sie eine Ausreisesperre. Die Existenzen dieser Menschen sind bedroht. Ihr ganzes Hab und Gut haben sie verloren und versuchen jetzt noch irgendwie zu überleben.

Was machen diese Menschen denn nun?

Viele von Ihnen versuchen aus diesen Gründen aus dem Land zu fliehen. Das geschieht über gefährliche Wege. Erst kürzlich versuchte eine fünfköpfige Familie aus dem Land zu fliehen. Die drei Kinder sind im Meer ertrunken und wurden an eine griechische Küste angespült, während man die Eltern immer noch nicht gefunden hat.

Wir wollen zumindest versuchen, Balsam auf den Seelen dieser Menschen zu werden. Wir wollen den Menschen in der Türkei helfen, die keine Arbeit mehr finden. Wir wollen auch den Menschen helfen, die unter schwierigen Bedingungen in Flüchtlingscamps leben müssen und zumindest die Grundbedürfnisse dieser Menschen befriedigen.

Kann man im Rahmen der Kampagne lediglich finanzielle Unterstützung leisten oder gibt es auch andere Möglichkeiten?

Wir bitten unsere Spender, lediglich finanzielle Unterstützung zu leisten. Unsere Kooperationspartner in vielen deutschen Städten haben bereits viele Sachspenden geleistet. In den kommenden Tagen wird ein weiterer LKW voller Sachspenden Richtung Griechenland losfahren.

Hier reagiert ein türkisches Kind auf die Freilassungsnachricht ihrer Eltern.

 

Wie ist das bisherige Interesse an der Kampagne?

Obwohl die Kampagne erst kürzlich gestartet ist, gibt es ein großes Interesse seitens unserer Unterstützer. Das freut uns natürlich sehr. Wir versuchen so viele Menschen, wie nur möglich, zu erreichen. Dazu nutzen wir die Sozialen Medien und haben eine Info-Broschüre erstellt, in der wir unser Anliegen zusammenfassend erklären. Ich glaube, wir haben einen guten Start hingelegt. Es wird natürlich noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis wir eine noch größere Zielgruppe erreicht haben. Wir freuen uns natürlich über jegliche Unterstützung.

Wie waren die bisherigen Reaktionen?

Viele unserer Unterstützer geben positive Rückmeldungen. Alleine die Tatsache, dass wir so viele Spender haben, zeigt, dass wir das Richtige tun. Sie zeigen aber auch, dass wir so viele Menschen haben, die sensibel im Bezug auf Menschenrechtsverletzungen sind. Klar bekommen wir beispielsweise über die Sozialen Netzwerke auch Kritik. Wir respektieren jede Meinung und jede Sichtweise. Aber es dürfte nicht zu viel verlangt sein, wenn auch wir Respekt vor unserer Meinung  und Arbeit einfordern. So gibt es Kommentare, die eine vulgäre Sprache beinhalten. Wenn man nach den Profilen der Urheber dieser Kommentare sieht, erkennt man sofort, dass sie politisch voreingenommen sind und dementsprechend kommentieren.

 

 

Wirft Sie so etwas auch mal zurück? Verlieren Sie dadurch nicht an Motivation?

Im Gegenteil: So etwas motiviert uns umso mehr. .

 

Ihnen wird vorgeworfen, sich für Menschen in anderen Ländern einzusetzen, aber weniger für Menschen in Deutschland. Was halten Sie von diesen Vorwürfen? Sind Hilfsleistungen in Deutschland zum Stillstand gekommen?

In der Tat bekommen wir diese Frage oft gestellt. Aber es ist auch Tatsache, dass Hilfsvereine in Deutschland auf diesem Feld sehr erfolgreich sind. Unsere Arbeit in Deutschland ist nicht zum Stillstand gekommen. Wir nehmen an Arbeitsgruppen teil und versuchen beispielsweise hier in Offenbach mit den anderen Vereinen und Organisationen zusammenzuarbeiten, um dort zu helfen, wo wir nur können. Die aktuellen Geschehnisse in der Türkei sind gleichzeitig kein Grund, unsere Arbeit in Afrika, den Balkanländern oder Asien aufzugeben. Seit Jahren führen wir all dort eine erfolgreiche Arbeit und die dauert an.

Wie wollen Sie eigentlich den Menschen in der Türkei helfen? Wie sollen die Hilfen bei den “668 Babys” ankommen? Das ist doch praktisch gar nicht machbar..

Wir versuchen über Banküberweisungen oder ähnliche Wege Geld an die Bedürftigen Menschen zu übermitteln.

Außerdem gibt es tausende von Menschen, die ihr Land verlassen mussten und jetzt versuchen sich eine Existenz in anderen Ländern aufzubauen. Meist sind ihre finanziellen Quellen ausgeschöpft. Nicht überall gibt es Sozialleistungen für diese Menschen. Auch diesen Menschen möchten wir helfen. Die Situation dieser Menschen kann von hier aus nicht immer nachvollzogen werden. Deshalb wollen wir den Menschen zeigen, was dort geschieht. Vielleicht schaffen wir es durch diese Kampagne, dass mehr Menschen diesen Leuten helfen.

Durch die Repressalien bestimmter Gruppen scheuen sich Menschen Spenden zu tätigen. Müssen die Leute Angst haben, dass ihre Daten irgendwo publik gemacht werden?

Nein, keineswegs! Die Daten unserer Unterstützer wird niemanden weitergegeben. Das versichern wir.

Wie können die Menschen helfen?

Dafür gibt es verschiedene Wege: Zum einen können Onlineüberweisungen getätigt werden. Das kann auch über unserer Webseite erfolgen. Auch PayPal oder die klassischen Überweisungen sind möglich. Unsere Spendenseite ist http://de.timetohelp.eu/spenden/. 

Unser PayPal-Konto: paypal.me/timetohelp

Zudem haben sie die Möglichkeit, über SMS zu spenden.

Mit jeder SMS an 81190 mit dem Inhalt “668Babys” spenden Sie 10,00€.

EMPFÄNGER : Time To Help – Yardım Zamanı
BANK : BANK FÜR SOZIALWIRTSCHAFT
IBAN : DE18 5502 0500 0008 6379 00
BIC : BFSWDE33MNZ

per SMS an 81190  – 668BABYS