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Begegnungen schaffen

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Vorurteile und Unwissenheit können tiefe Gräben zwischen den Kulturen schaffen. Das Ehepaar Ceylan und Harun Sert haben sich zur Aufgabe gemacht, die Vorurteile und Unwissenheiten zwischen den Kulturen durch interreligiöse und interkulturelle Begegnungen abzubauen. Hier ihr Gastbeitrag dazu

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Begegnungen, Dialog, Interreligiös, Interkulturell
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Gastbeitrag Ceylan und Harun Sert

Wir, die dritte Generation der hier in Deutschland lebenden Muslime mit türkischem Migrationshintergrund, haben Weihnachten und die damit verbundene besinnliche Atmosphäre immer mitbekommen und miterlebt. Obschon wir uns überwiegend in Christlichen Communitys aufhalten, uns aktiv in der Gesellschaft beteiligen und in verschiedenen interkulturellen und interreligiösen Kreisen bewegen und engagieren, haben wir erst in diesem Jahr die Ehre gehabt eine Einladung zum Heilig Abend entgegenzunehmen. Wir hatten aber auch nie die Erwartung zu solch einem besonderen Anlass eingeladen zu werden, da es uns bewusst ist, dass es im Kreise der Familie gefeiert wird. Desto mehr waren wir über die Einladung überrascht und mit Freude überschüttet.

Wahrhaftiger Dialog trägt Früchte

Kurze Erwähnung zu der Entstehung der Einladung: Im Sommer hatten wir im Rahmen des Fastenbrechens Frau Bettina Ley (Erziehungswissenschaftlerin, Dip. Sozialpädagogin und Prädikantin) als Gast zu uns eingeladen. Daraufhin erhielten wir eine Einladung von ihr.

Traditionell wird bei der Gastfamilie zu Weihnachten Schweinefleisch hergerichtet, doch da sie von unseren muslimischen Essrieten bescheid wussten, haben sie uns gefragt, wie sie uns zuvorkommen könnten. Sie haben sich auch Gedanken dazu gemacht, welcher Raum der geeignetste wäre, damit wir unsere rituellen Gebete (Salah) in Ruhe und ungestört verrichten können. Sie haben mit großer Sorgfalt, Sensibilität und achtungsvollem Respekt Rücksicht auf unsere religiösen Rituale genommen. Diese Geste berührte uns im tiefsten Herzen und zeigte uns welch ein Ausmaß wahrhaftiger Dialog entstehen lässt.

Aufgrund der Tatsache, dass wir „Weihnachtsleihen“ sind und nicht genau wussten, was man an Weihnachten schenkt, haben wir eifrig in unserem Freundeskreis nachgefragt. Mit großer Vorfreunde und Aufregung haben wir dann das passende Geschenk zusammengepuzzelt.

Das treffen

Am 24. Haben wir uns wie vereinbart zunächst einmal in der Matthäuskirche zum Weihnachtsgottesdienst getroffen, bei der die  von Frau Ley geleitete Kinder- und Jugendgruppe das Krippenspiel aufführten. In der Kirche wurden wir herzlich empfangen und haben von einigen Gemeindemitgliedern zu hören bekommen, wie sehr sie sich über unsere muslimische Anwesenheit freuen.

Nachdem einstündigen Weihnachtsgottesdienst ging es dann gemeinsam in das Eigenheim der Familie Ley, bei der wir zunächst einmal mit dem Ehepaar und ihren zwei Kindern das Weihnachtsessen zu uns nahmen.

Im Anschluss ging es mit der Weihnachtsbescherung unter dem Weihnachtsbaum weiter. Hierbei wurden die Geschenke geknobelt, damit die Kinder lernen geduldig zu sein und sich mit den Anderen über ihre Geschenke zu freuen. Auch hier wurde an uns gedacht. Wir haben genau wie alle anderen Familienmitglieder Geschenke erhalten. Eines der Geschenke möchten wir aufgrund der tiefen Bedeutung besonders hervorheben. Es ist ein Freundeskreis bestehend aus drei Menschen aus Ton, der symbolisch die Verbundenheit und Freundschaft der monotheistischen Religionen symbolisieren soll. Auf der Karte, die uns mitgegeben wurde, waren folgende bedeutende Sätze niedergeschrieben:

„..schön, dass ihr heute unsere Gäste seid. Weihnachten ist für uns ein Fest, an dem Gott die Tür zum Paradies wieder aufschließt. Lasst uns heute auch feiern was uns verbindet…der Bund, den Gott mit seinen Menschen macht!“ 

Der für uns so bedeutende Tag klang am späten Abend in gemütlicher Runde bei netten Gesprächen  und interessantem Erfahrungsaustausch aus.

Unser Appell 

Wir möchten an dieser Stelle noch einmal die Gelegenheit nutzen und uns für diese Einladung, die immer in unseren Erinnerungen bleiben wird, herzlichst bedanken.

Wir empfehlen den Leserinnen und Lesern ganz gleich welcher Religion und Kultur sie angehören, sich für den zivilen Dialog einzusetzen und Begegnungen zu schaffen. Aus Vorurteilen und Unwissenheit bezüglich der jeweils anderen Religionen und Kulturen, entstehen unnötige Spannungen. Diese gilt es mit Hilfe des interkulturellen und interreligiösen Dialogs abzubauen. Schon bald ist Ostern und kurz danach ist Ramadan, die für solche tollen Begegnungen eine gute Gelegenheit bieten.

Ceylan und Harun Sert aus der Friedensstadt Osnabrück