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Panorama

Das krumme Geschäft mit der Banane

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Nach dem spektakulären Fund von 140 Kilogramm Kokain aus Kolumbien in einer Berliner Aldi-Filiale haben Polizeibeamte auch weitere Lebensmittelmärkte durchsucht. Nun versucht man, die Spur der Täter zurückzuverfolgen. (Foto: dpa)

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140 Kilogramm sichergestelltes Kokain versteckt in Bananenkisten ist am 07.01.2014 im Landeskriminalamt in Berlin zu sehen - dpa
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In Berliner Supermärkten sind nach dem spektakulären Kokainfund keine weiteren Drogenpäckchen aufgetaucht. Das schließe er auch aus, sagte Zoll-Sprecher Norbert Scheithauer am Mittwoch. Sämtliche Lebensmittelketten seien überprüft worden.

Am Dienstag waren in fünf Aldi-Filialen in Berlin und Brandenburg rund 140 Kilogramm Kokain abgepackt in Beuteln entdeckt worden. Sie lagen in Bananenkisten, die von Kolumbien über den Hamburger Hafen nach Deutschland verschifft worden waren.

Bis dato werteten Polizei und Zoll alle gesicherten Spuren aus. Dabei verfolgten die Ermittler auch den Weg der legalen Ware zurück und kooperierten mit ausländischen Behörden. Er sei optimistisch, dass Zoll und Polizei die Täter identifizieren könnten, sagte Scheithauer.

Einen Zusammenhang des jetzigen Kokainfunds zu einem weiteren am 2. Januar im Hamburger Hafen gebe es nicht, sagte der Sprecher. Das sei bereits überprüft worden.

Bananenkisten als Versteck für Kokain sind laut dem Experten Michael Böhl vom Bund deutscher Kriminalbeamter nichts Ungewöhnliches. Aus den Vorjahren seien solche Fälle auch aus anderen europäischen Ländern bekannt. „Die Banane bietet nicht nur wegen ihres Erscheinungsbildes einen Ansatz für krumme Geschäfte“, sagte Böhl am Mittwochmorgen im Inforadio des RBB.

Schwarzmarktwert bei sechs Millionen

Deutschland habe 2012 insgesamt 1,1 Millionen Tonnen Bananen importiert, sagte er. Bei solchen Größenordnungen sei es unmöglich, in den Häfen alle Container eingehend zu prüfen. Daher biete es sich für Schmuggler an, das Rauschgift in Bananenkisten zu verstecken.

Beim Discounter Aldi in Berlin und Brandenburg hatten Mitarbeiter am Dienstag 140 Kilogramm Kokain mit einem Schwarzmarktwert von sechs Millionen Euro entdeckt – sauber verpackt in Bananenkartons. Die Chancen, die Schmuggler zu finden, schätzt Böhl als „fifty-fifty“ ein. Dafür müsse auf internationaler Ebene ermittelt werden.

Berliner Ermittler von Polizei und Zoll können ihr Glück nicht fassen. Der „absolute Zufall“ habe ihnen den zweitgrößten Drogenfund seit 35 Jahren vor die Füße gelegt, jubelten sie am Dienstag. Die Sensation in braunen Bananenkartons wurde im Landeskriminalamt (LKA) der Hauptstadt präsentiert. Das Kokain habe einen Schwarzmarktwert von sechs Millionen Euro, sagt LKA-Dezernatsleiter Olaf Schremm fast ungläubig. Offensichtlich einem „logistischen Fehler“ der Schmuggler hat Berlin den Erfolg zu verdanken. „Das ist der Knaller“, ist von Ermittlern zu hören.

Kein Zusammenhang mit Drogenfund in Hamburg

„Diese Dimension ist ganz selten“, freut sich auch Polizeisprecher Stefan Redlich. „Es muss sich niemand Sorgen machen. Es gibt kein kontaminiertes Obst“, versichert der Beamte weiter. Nun beginnt das große Nachforschen, warum der Stoff mit einem Wirkstoffgehalt von 55 Prozent in Berlin landete. Es könnte sein, dass er woanders hingehen sollte oder auch gar nicht für Deutschland bestimmt war, sagen die Ermittler. Nur so viel sei klar: Das weiße Pulver kam aus Kolumbien in einem Seecontainer per Schiff im Hamburger Hafen an und tauchte über Großhändler in den Läden auf. Eine Aldi-Sprecherin wollte sich nicht äußern und verwies auf die Ermittlungen.

Dass aus der Charge von mehr als 1100 Kisten weiteres Kokain zum Vorschein kommt, schlossen die Ermittler aus. „Wir haben alles kontrolliert, auch bei anderen Ketten.“

Ansonsten wird nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft im organisierten Rauschgifthandel hoch professionell gearbeitet. Da würden Handy-Karten ständig gewechselt und verschlüsselt kommuniziert. Doch dieses Mal ist offensichtlich einiges schief gegangen.

Auch Kaffeesäcke und Weinkisten als Verstecke beliebt

In anderen Fällen muss monatelang mit Riesenaufwand ermittelt werden, um Drogenschmugglern auf die Spur zu kommen. Der Trick mit Bananenkisten sei gängig, sagt Zollfahnder Andreas Beyer. Auch die Route von Südamerika aus sei bekannt. „Solche Fälle gibt es immer wieder.“ Zuletzt hatten Berliner Ermittler im August 2011 in Bremerhaven zugeschlagen und 100 Kilogramm Kokain beschlagnahmt. Mit 330 Kilo Kokain wurde 1999 die größte Menge seit Jahrzehnten in Berlin einkassiert.

Ein Problem sei, dass illegale „Beiladungen“ mit legalen Transporten ins Land kämen und im Regelfall nur bei der Einfuhr in die EU kontrolliert werde, erläutert Schremm. Heiße Ware wird nach Angaben von Ermittlern gern auch in Kaffeesäcken oder Weinkisten gebunkert. Bei der Menge der Ladungen sind laut Schremm systematische Kontrollen in Deutschland fast unmöglich. (dpa)