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Bildung & Forschung

Wer wird der Bildungsverlierer von Morgen?

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Am kommenden Mittwoch wird zum dritten Mal der Begegnungsraum im Rahmen des TransVer-Offensive Projekts stattfinden. Dort soll die Gegenwart und Zukunft der Bildung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. (Foto: forg)

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GASTBEITRAG Das deutsche Bildungssystem ‚wants to play a game‘. Ein Bildungssystem ohne Schwächen ist kaum denkbar, aber was, wenn ein System kontinuierlich nach neuen BildungsverliererInnen sucht? Noch in den 60er Jahren hieß die Bildungsverliererin „das katholische Mädchen vom Land”. Heute ist vornehmlich der Migrantenjunge aus der Stadt für das schlechte Abschneiden beim PISA-Test verantwortlich. Waren es eigentlich nicht Arbeiterkinder die Bildungsbenachteiligten? Oder kommen etwa alle SchülerInnen mit Migrationshintergrund aus Arbeiterfamilien? Was macht das katholische Mädchen vom Lande eigentlich heute? Wer wird morgen die Bildungsverliererin oder der Bildungsverlierer sein? Das Roma-Mädchen? Oder der Sohn nordafrikanischer Flüchtlinge? Vielleicht spielen im Bildungssystem der Zukunft kulturelle oder soziale Herkünfte der Menschen keine Rolle mehr.

3. Begegnungsraum „Bildung und Teilhabe” am 30. April in Dortmund

Über diese und viele weiteren Fragen, Chancen und Probleme, die die Zukunft der Bildung in Deutschland betreffen, werden sich am 30. April die TeilnehmerInnen des 3. Begegnungsraum „Bildung und Teilhabe” diskutieren.

Den 3. Begegnungsraum wird Herr Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani mit einem Keynote-Vortrag zur „Bildungsgerechtigkeit in der Einwanderungsgesellschaft“ bereichern. Er ist Professor an der Fachhochschule Münster und lehrt Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildungsforschung.

Die TeilnehmerInnen des Begegnungsraums werden die Möglichkeit haben, in drei World-Cafés über die Gegenwart und Zukunft der Bildung aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren: 1. Die Zukunft der Schule, 2. Hochschulsystem und 3. Bildung und Geschlecht.

Es ist eine offene Veranstaltung, so dass auch jedermann und -frau sich in die Gespräche einbringen und seine eigene Perspektive zur Zukunft des gesellschaftlichen Zusammenlebens beschreiben kann. Eingeladen sind unter anderem verschiedene Vertreter aus der Stadtverwaltung sowie Kirchengemeinden, Hochschulen und vielen weiteren Verbänden.

Ergebnisse aus dem 2. Begegnungsraum „Arbeit, Wirtschaft und Wissen”

Beim zweiten Begegnungsraum, der am 05. Februar stattgefunden hat, ging es um das Themenfeld „Arbeit, Wirtschaft und Wissen”. Hier sind eine kleine Auswahl an Ergebnissen:

Neue Arbeitswelt

Viele der TeilnehmerInnen stimmten der Annahme stark zu, dass die Trennlinie zwischen Arbeits- und Privatleben zunehmend ineinander fließend wird.

Eine strikte Trennung vom Arbeits- und Privatleben wird für MigrantInnen schwieriger eingeschätzt, da sie – so ein Ergebnis – bereits mit Mehrfachbelastungen konfrontiert sind. Oft sind sie in der Familie oder Bekantenkreis eine „Brücke” zur Bürokratie. Private Anfragen um Hilfeleistung für bürokratische oder ähnliche Angelegenheiten ist kein seltener Fall und wird teilweise als belastend empfunden.

Insgesamt aber zeigten sich die Diskutanten pessimistisch: Sie gehen davon aus, dass künftig Burn-Out Fälle erwartet werden, da die flexiblen Arbeitsanforderungen wie die Nutzung von mobilen Endgeräten dies fördern würden.

Strukturwandel

Industrie war gestern. Davon zeigten sich die TeilnehmerInnen der Veranstaltung überzeugt. Sie gehen davon aus, dass der Anteil des Industriesektors in Deutschland künftig nicht in dem vorhandenen Umfang erhalten bleiben wird. Damit einhergehend wird erwartet, dass die Berufsbilder sich weiter verändern werden. Wissen, Flexibilität, Dienstleistungsbezug, Technologisierung, Globalisierung schaffen neue Anforderungen, die die TeilnehmerInnen bereits jetzt in ihren Berufen erleben.

Vielfalt in Unternehmen

Die Diskutanten sind der Auffassung, dass kein „Wir-Gefühl” existiert, das zur diversitären Gesellschaft passenden würde. Vielfalt in der Gesellschaft und Arbeitswelt sei zwar sozial erwünscht aber sie ist weder Wirklichkeit noch existieren Konzepte und Instrumente dazu. Die Ursachen dafür wurde nicht nur in der gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen oder in der Mehrheitsgesellschaft gefunden. Es wurde auch von den so genannten MigrantInnen erwartet, dass sie soziales Kapital aufbauen und mobilisieren, mit diesem sie sich durchsetzen können. Uneinigkeit herrschte allerdings bei der Frage, ob anonymisierte Bewerbungsverfahren oder Quotenregelungen wirkungsvoll oder gar erwünscht sind.

*Diese Veranstaltungsreihe ist entstanden im Rahmen des Projekts „TransVer-Offensive“ (www.transver-offensive.de). Das Projekt verfolgt das Ziel, Matchingprozesse zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Organisationen zu verbessern, Vorurteile und Barrieren abzubauen und Ressourcen zu aktivieren, um Diskriminierung insbesondere auf dem Arbeitsmarkt abzuwehren und solchen entgegenzuwirken. Es wird gefördert im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds.