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Panorama

„Blitz-Marathon“ erwischt reihenweise Raser

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Beim ersten bundesweiten „Blitz-Marathon“ haben die Autofahrer nach Beobachtung der Polizei den Fuß deutlich vom Gaspedal genommen. Dennoch wurden zahlreiche Temposünder erwischt. Sogar zwei Lamas gerieten in die Kontrolle. (Foto: dpa)

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Polizeikommissar Dieter Gottschalk zeigt am 09.10.2013 in Berlin ein Riegl-Laser-Geschwindigkeitsmessgerät FG21-P der Polizei. Am 10.10.2013 findet der «1. Bundesweite 24-Stunden-Blitz-Marathon» statt, an dem auch in der Hauptstadt an vielen Punkten das Tempo der Verkehrsteilnehmer kontrolliert wird.
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Beim ersten bundesweiten „Blitz-Marathon“ hat die Polizei den Autofahrern eine entspannte Fahrweise attestiert und dennoch reihenweise Temposünder erwischt. Fast 15 000 Polizisten kontrollierten an mehr als 8700 Stellen seit Donnerstagmorgen 24 Stunden lang Autofahrer. Dabei dürfte die Geschwindigkeit von weit mehr als einer Million Autofahrern gemessen werden. Ergebnisse wollte die Polizei an diesem Freitag bekanntgeben.

Im Norden meldete die Polizei deutlich gedrosseltes Tempo: „Wir stellen fest, dass die Leute langsamer fahren“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern. So sei an einem Kontrollpunkt in Schwerin kein einziger Raser erwischt worden, während an derselben Stelle sonst dutzendweise Autofahrer als zu schnell auffallen. Auch aus Hamburg und Schleswig-Holstein wurde ein auffällig ruhiger Berufsverkehr gemeldet. Im Südwesten bremste zusätzlich starker Regen den Verkehrsfluss. Entsprechend wenig Temposünder fielen auf, hieß es in Stuttgart.

Raser in Dortmund gleich zweimal ertappt

In Dortmund sei ein Raser dafür gleich zweimal geblitzt worden, teilte die Polizei mit. Das erste Mal raste er trotz der groß angekündigten Aktion mit Tempo 96 statt 50 Stundenkilometern in eine Kontrollstelle. Dabei wurde festgestellt, dass er seine Kraftfahrzeug-Steuer nicht bezahlt hatte. Mit quietschenden Reifen fuhr er wutentbrannt davon – und landete mit Tempo 78 direkt in der nächsten Tempofalle. Macht zusammen 230 Euro Geldbuße, vier Punkt in Flensburg und einen Monat Fahrverbot.

In Krefeld und Hückeswagen (Nordrhein-Westfalen) gerieten Lamas ins Visier der Tempokontrolleure. Die entlaufenen Tiere verhinderten dort eine Weile weitere Kontrollen, weil die Beamten alle Mühe hatten, die Andentiere wieder einzufangen. Auf der Autobahn 1 bei Lübeck kam der Verkehrssünder aus der falschen Richtung: Ein Radfahrer war als Geisterfahrer auf der Autobahn unterwegs – und wurde vom Kontrollteam gestoppt.

In Köln wurde ein Autofahrer mit Tempo 91 in einer Tempo-50-Zone gemessen. Weil sein Flensburger Konto bereits 16 Punkte aufwies, ist sein Führerschein nun futsch.

Die Innenministerkonferenz hatte die bundesweite Aktion im Mai beschlossen. Alle 16 Bundesländer und Stadtstaaten beteiligten sich. Inzwischen werde die Idee aus Nordrhein-Westfalen auch in Ländern wie Finnland, Portugal und Polen kopiert, hieß es in Düsseldorf.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) und ADAC-Präsident Peter Meyer zogen in Grevenbroich Zwischenbilanz: „Die meisten Autofahrer fahren in ganz Deutschland verantwortungsbewusster“, sagte Jäger. „Mit solchen Aktionen besteht die Chance, das Bewusstsein von Auto- und Motorradfahrern zu ändern“, erklärte ADAC-Präsident Meyer.

Kritik von Piraten und FDP

Im vergangenen Jahr sank die Zahl der von Rasern verursachten Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen, wo bereits vier landesweite „Blitz-Marathons“ stattfanden, um 32 Prozent. „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind“, erklärte Innenminister Jäger.

Der Verein „Mobil in Deutschland“ steht der Aktion hingegen kritisch gegenüber. Der einzige Grund des „Blitz-Marathons“ sei, die Staatskasse zu füllen. Dem widerspricht die Polizei: Es gehe darum, die Autofahrer zu langsamerem Fahren zu bewegen.

Kritik kam auch aus den Reihen der Piratenpartei und der FDP. Die wenigsten Verkehrstoten kämen wegen zu hohen Tempos ums Leben, sondern wegen unangepassten Fahrens und Fahrfehlern, erklärte die Piratenfraktion im NRW-Landtag. (dpa)