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Panorama

Blutiger Ramadan in vielen Ländern

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Für Muslime weltweit ist der Ramadan eine Zeit der Besinnung und des Gebets. Doch in großen Teilen der Islamischen Welt regiert Terror und Unterdrückung. Etwa 3000 Muslime fielen während der Fastenzeit Krieg und Tyrannei zum Opfer. (Foto: rtr)

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Blutiger Ramadan in vielen Ländern
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Dass der diesjährige Ramadan durch die Sommerhitze viele Gläubige besonders auf die Probe stellte, steht außer Frage. Für Muslime ist der Fastenmonat Ramadan ehrwürdig und gnadenreich. Jeder Muslim sieht darin die Aufgabe, sich mit guten Taten zu bereichern, seinen Tag mit Fasten und die Nächte mit Gebeten zu füllen. Die Hinwendung zu Gott bedeutet für viele Menschen einen Einschnitt oder gar einen Neubeginn. Der Fastende ist während des Ramadans stets bemüht, sich von kontroversen Dingen fern zu halten. Hinsichtlich der religiösen Auslegungen werden die aufeinanderfolgenden drei Monate (Rajab, Shaban und Ramadan) auch als „die heiligen Monate“ bezeichnet, in denen feindselige Aktionen illegitim sind.

Doch für viele Millionen Menschen in der Islamischen Welt stellte die Hitze und der Durst nicht die größte Herausforderung dar: In vielen Ländern waren auch zum langersehnten allabendlichen Iftar anstatt des Adhan Explosionen, Schüsse und Schreie zu hören. Die Gewalt ebbte während dieses Ramadans nicht ab, sie schien sogar noch anzusteigen. Im islamischen Fastenmonat fielen etwa 3000 Muslime dem Krieg und der Tyrannei zum Opfer. Besonders im Irak, Syrien und Ägypten starben tausende infolge von inneren Unruhen. Hier sind einige der vielen blutigen Konflikte, die in der Islamischen Welt auch während des Ramadans herrschten.

Syrien: Beängstigende Zahl der Opfer

Wenige glauben noch an einen baldigen Frieden in Syrien. Doch einige Menschen hofften, dass die verschiedenen Kriegsparteien wenigstens einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand ausrufen würden oder den Ramadan zum Anlass nehmen würden, etwa Gefangene zu begnadigen. Doch all diese Hoffnungen wurden bitter enttäuscht und der Krieg wütet ungebremst weiter. Der seit März 2011 anhaltende bewaffnete Konflikt kostete laut Daten der Vereinten Nationen mehr als 100 000 Syriern das Leben; Hunderttausende sind verwundet und mindestens 1 Million Syrer mussten in benachbarte Länder fliehen.

Auch im Ramadan änderte sich die Situation in Syrien nicht: Laut Berichten kamen bei heftigen Gefechten bis zu 2000 Menschen ums Leben, tausende Verletzte wurden registriert.

Tödliche Spannung am Nil

Nach der Machtergreifung der Putschisten in Ägypten, kam es in vielen Städten Ägyptens zu heftigen Unruhen. Die demokratisch gewählte Regierung wurde durch die Militärs aufgelöst, Präsident Mohammed Mursi abgesetzt. Das Volk rebellierte gegen die antidemokratische Handlung und ging auf die Straßen.

Während der Demonstrationen für ein demokratisches Ägypten auf dem Platz „Rabia-al-Adawiya“ gerieten die Teilnehmer unter Beschuss. Am 27.Juli ermordeten Sicherheitskräfte 200 Menschen, darunter auch zahlreiche Frauen und Kinder. In Ägypten verloren offiziellen Angaben zufolge während der heiligen Fastenzeit insgesamt über 500 Menschen durch Gewalt ihr Leben – und die Gefechte zwischen den beiden Lagern nehmen besorgniserregend zu. Internationale Organisationen appellieren an das ägyptische Militärregime, die Räumung des Rabia-al-Adawiya es zu unterbinden, da diese zu neuen blutigen Auseinandersetzungen führen könne.
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Drohender Konflikt zwischen den Konfessionen im Irak

Seit der amerikanischen Invasion des Iraks im Jahre 2003 gibt es jedes Jahr mehr Tote und Verwundete im Zweistromland. Die in den vergangenen Monaten zunehmenden bewaffneten Konflikte und Bombenanschläge haben sich auch im Ramadan intensiviert. Berichten zufolge kosteten die oft konfessionell motivierten Anschläge 341 Irakern das Leben, 820 wurden verletzt. Auffällig war, dass während des Ramadans viele der Anschläge auf Gläubige vor oder sogar in Moscheen zielten. In den letzten Monaten hatte es in den sunnitisch-arabisch bewohnten Gebieten massive Proteste gegen die Regierung al-Malikis gegeben. Nun befürchten viele Iraker einen erneuten Anstieg der konfessionellen Gewalt.

Bombenterror in Pakistan und Afghanistan

Auch die Bevölerkung Pakistans und Afghanistans erlebte während des diesjährigen Ramadan Gewaltakte und Terror. In dem überwiegend von Schiiten bewohnten pakistanischen Grenzort „Parachinar“ detonierte am 26. Juli auf einem belebten Marktplatz eine Bombe, woraufhin 57 Menschen getötet und hunderte verwundet wurden. Nach dem in 2014 geplanten Rückzug der NATO-Truppen aus Afghanistan sind die Anschläge der Taliban gegen afghanische Sicherheitskräfte angestiegen. Bei vielen der Angriffe geraten Zivilisten zwischen die Fronten und werden entweder von Luftschlägen der Koalitionstruppen oder von Bombenanschlägen der Taliban getroffen. Während des Ramadans sind bei mehreren bewaffneten Zusammenstößen und Anschlägen in Afghanistan bis zu 150 Menschen ums Leben gekommen.

Anschläge in Somalia

Auch in Ländern, die normalerweise nicht in den Auslandsnachrichten der Leitmedien auftauchen, kam es während des Fastenmonats zu Gewalt. In Somalia etwa verübte die Extremistengruppe al-Shabab einen Bombenangriff auf einen Wohnkomplex der türkischen Botschaft und töteten dabei einen türkischern Sicherheitsbeamten. Die Terrororganisation verkündete, dass auch während des Ramadan neue Anschläge auf somalische Regierungskräfte und Soldaten der „African Peace Force“ durchgeführt würden. Im Verlauf des Ramadan starben in allein in Somalia mindestens 18 Menschen durch Anschläge der Terrorgruppe.

Unruhen im Sudan und Äthiopien

Im Sudan und Äthiopien kam es zu bewaffneten Konflikten zwischen verschiedenen Akteuren. Im Süd-Sudan setzten die Mitglieder der Stämme Masiriyya und der Salamat ihren bewaffneten Disput auch während des Ramadan fort. Bei den Auseinandersetzungen kamen bis zu 136 Menschen ums Leben. In Äthiopien erschossen Sicherheitskräfte drei muslimische regierungskritische Demonstranten, mehrere Menschen wurden verletzt.