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Politik

Bosnien: „Die ganze Gewalt der ethnischen Säuberungen liegt hier nun offen“

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Der Prozess gegen Radovan Karadžić geht langsam zu Ende. Die Anklage sieht es als erwiesen an, dass der Serbe verantwortlich für die Kriegsverbrechen im Bosnienkrieg ist. Karadžić bezeichnete die Ankläger in seinen Schlussplädoyer als „Lügner“. (Foto: rtr)

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Der Prozess gegen den ehemaligen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, neigt sich langsam dem Ende zu. In dem seit 5 Jahren laufenden Marathon-Prozess haben nach Ansicht der Anklage Hunderte Angeklagte, Zeugen und rund 50.000 Seiten Prozessakten bewiesen, dass der 69 Jahre alte Serbenführer seinen Plan eines rein serbischen Bosnien-Herzegowinas bedingungslos durchsetzen wollte. „Die ganze Gewalt der ethnischen Säuberungen liegt hier nun offen mit Dr. Karadžić als treibende Kraft“, sagte Chefankläger Alan Tieger bei seinem Schlussplädoyer am Montag vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemaligen Jugoslawien in Den Haag. Karadžić hat vor dem Tribunal seine Unschuld beteuert und die Ankläger in seinen Schlussplädoyer als „Lügner“ bezeichnet.

Dem in Montenegro geborenen früheren Psychiater und Dichter werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 zur Last gelegt. Dazu zählt auch das Massaker von Srebrenica. Im Juli 1995 hatten serbische Einheiten die UN-Schutzzone überrant und im Anschluss mehr als 8.000 bosnische Jungen und Männer exekutiert. Der serbische Präsident Tomislav Nikolic entschuldigte sich im April 2013 für das Massaker von Srebrenica während des Bosnienkrieges.

Karadžić nennt sich „toleranter Mensch“

Karadžić zeigte während des Prozesses keine Anzeichen der Reue. Bei seiner ersten Verteidigungsrede vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sagte er über sich selbst, er sei ein „toleranter Mensch“. Außerdem behauptete er:„Ich habe alles getan, um einen Krieg zu verhindern. Statt hier als Angeklagter zu erscheinen, sollte ich ausgezeichnet werden.“

Während des Krieges hatten serbische Nationalisten zahlreiche Konzentrationslager errichtet. In denen wurden zehntausende Bosniaken gefoltert und ermordet. Auch Kroaten gehörten zu den Opfern in den Lagern. Die Lager waren auch gefürchtet, weil in diesen systematisch bosnische Frauen vergewaltigt wurden.

Karadžić tauchte nach dem Krieg unter und wurde nach 13 Jahren auf der Flucht 2008 in Serbein verhaftet und an das Kriegsverbrechertribunal in Den Hagg übergeben. Ein Urteil gegen den einstigen Präsidenten der „Republika Srpska“ wird nicht vor 2015 erwartet. (dtj/dpa)