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Wirtschaft

Fachkräfteengpässen im gemeinsamen Wirtschaftsraum begegnen

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Deutschland klagt über Fachkräfteengpässe und einen zunehmenden Brain Drain, während in anderen Staaten der EU junge Menschen trotz Ausbildung keine Jobs finden. Zu dieser Thematik hielt BAREX e.V. ein europäisches Wirtschaftsforum ab.

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Während die Politik auch in Deutschland langsam, aber sicher bemerkt, welche demografischen Entwicklungen sich bereits für die nahe Zukunft abzeichnen und welche Konsequenzen dies für Wirtschaft und Arbeitsmarkt nach sich ziehen könnte, erleben Unternehmer bereits jetzt tagtäglich, was es heißen kann, wenn Aufgaben nicht mehr oder nur noch mit unverhältnismäßigem Aufwand wahrgenommen werden können, weil man kein geeignetes Personal mehr dafür findet.

Deutschland steht vor einem doppelten Problem: Es gibt zum einen immer weniger Nachrücker in den Arbeitsmarkt und zum anderen hat sich die Ausbildungssituation unter Selbigen nicht verbessert. Immer mehr Schulabgängern fehlt es an einer grundsätzlichen Ausbildungsreife.

Gleichzeitig wurde keine Willkommenskultur für gut ausgebildete Menschen aus dem Ausland oder auch nur eine Kultur der Pluralität mit Blick auf Einwandererkinder in Deutschland selbst geschaffen, sodass viele ausländische Fachkräfte gar nicht erst Deutschland als Zielland für die Arbeitssuche ins Auge fassen, zum anderen bleiben viele in Deutschland aufgewachsene Fachkräfte nicht im Land, sondern verlassen dieses in Richtung der USA, Großbritanniens oder aber wie viele Deutschtürken in Richtung des ursprünglichen Herkunftslandes der Familie.

Dieser Brain Drain verringert von vornherein die ausreichende Versorgung heimischer Betriebe mit gut ausgebildetem Nachwuchs. Dazu kommt aber auch noch die mancherorts fehlende Diversität und Vielfältigkeit in Teilen der Bildungslandschaft oder das fehlende Wissen um eine solche dort, wo sie vorhanden ist.

Chancen unternehmerischer Vielfalt bleiben ungenutzt

Obwohl es in Deutschland mehr als 300 Ausbildungsberufe gibt, ist es gerade in der Einwanderercommunity nicht unüblich, dass sich die Berufswünsche jugendlicher Schulabgänger immer wieder auf bestimmte – dann hoffnungslos überlaufene –Branchen konzentrieren. Die meisten Berufe, für welche sich die Mädchen entscheiden, sind so zum Beispiel Friseuse, Kassiererin, Arzthelferin und Verkäuferin, während Jungs eher Berufe wie Kfz-Mechaniker, Elektriker, Klempner, Gas-Wasserinstallateur und Maler wählen. Auf diese Weise bleibt auch den Fachkräften und Unternehmern von morgen die Bandbreite unternehmerischer Vielfalt verschlossen.

Der Berliner Arbeitgeber und Existenzgründer e.V. (BAREX) hat in Anbetracht des Fachkräfteengpasses und der Problematik eines zunehmenden Brain Drains in Berlin eine Konferenz im Rahmen des Wirtschafts- und Gesellschaftsforums organisiert, die sich genau dieser Problematik widmete und zu der neben BAREX-Geschäftsführer Selçuk Ceyhan unter anderem auch Dr. Jens Regg vom Referat AS 1 im Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration im Bundeskanzleramt erschienen und viel beachtete Redenbeiträge lieferten.

Zu einem Podiumsgespräch fanden sich darüber hinaus der Europaabgeordnete Joachim Zeller MdEP, die Geschäftsführerin des Mittel- und Osteuropa Förderkreises e.V., Irina Slot und Dr. Serdar Tütüncü, Arzt und Vertreter der Vereinigung ACADEMIA Berlin ein.

Brain Drain und Brain Gain müssen sich die Waage halten

Vor etwa 70 Teilnehmern aus Universitätswesen und Wirtschaft kam man einhellig zu dem Ergebnis, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften mit und ohne Hochschulabschluss weiter steigen werde. Aktuell gebe es noch keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, befand Dr. Regg, aber Fachkräfteengpässe seien aktuell bereits bei den MINT-Berufen sowie bei Gesundheits-, Pflege- und Erziehungsberufen zu beobachten.

Um der Situation zu begegnen, sei eine Doppelstrategie notwendig: „Das inländische Potenzial müsse optimal ausgenutzt und ausländische Fachkräfte durch gezielte, bedarfsgerechte Zuwanderung gewonnen werden“, erklärte Dr. Regg. Die europäische Perspektive zeige, dass zahlreiche Länder der EU über eine hohe Jugendarbeitslosigkeit klagen, während in Deutschland Stellen unbesetzt bleiben und Betriebe keine Nachfolger fänden. In einem gemeinsamen Wirtschaftsraum müssten, darin stimmten die Teilnehmer überein, die Anstrengungen darauf gerichtet sein, dass sich Brain Drain und Brain Gain die Waage halten. Dazu bedürfe es auch einer Reihe von Verbesserungen im Diversity Management und bei den interkulturellen Kapazitäten.