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Politik

Christian Lindner ist der Hoffnungsträger der FDP

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Wären heute Wahlen, würde die FDP Umfragen zufolge mit 3% noch weniger Zuspruch bekommen als bei der ohnehin schon blamablen Bundestagswahl. Christian Lindner will dennoch nicht die Flinte ins Korn werfen. Wer ist dieser Mann, der unlängst wegen einer Haartransplantation in die Schlagzeilen geriet? (Foto: dpa)

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Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Lindner verfolgt am 25.09.2013 im Landtag in Düsseldorf die Debatte.
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Berlin  – Die FDP hat eine historische Wahlniederlage erlitten. Offenbar hat es die Partei bei der Bundestagswahl nicht geschafft, die liberalen Werte, für die sie einst stand, ausreichend glaubwürdig zu vertreten. Sofort werden erste Auflösungserscheinungen sichtbar: Spitzenkandidat Brüderle und Parteichef Rösler ziehen Konsequenzen und werden ihren Platz für andere freimachen. Christian Lindner scheint der letzte Strohhalm für die FDP zu sein. Doch wer ist dieser Mann, was will er, und kann er es schaffen, die FDP 2017 wieder in den Bundestag zu führen?
Christian Lindner ist der designierte Bundesparteichef der FDP und sich dieser Rolle bereits bewusst. Er ist der letzte Hoffnungsträger nach dem Wahldebakel der Liberalen bei der Wahl zum Deutschen Bundestag. Spätestens seit der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012, als er die FDP nach bundesweit schwachen Ergebnissen mit 7,8 Prozent zurück in den Düsseldorfer Landtag brachte, ist er zur Allzweckwaffe der FDP mutiert. Nun macht er Schlagzeilen mit seiner Haartransplantation, statt mit Politik.

Schon mit 21 Jahren war Lindner Landtagsabgeordneter und machte unter dem Spitznamen „Bambi“ Blitzkarriere. Unvergessen bleibt seine kurze Amtsperiode als FDP-Generalsekretär. Als er 2011 überraschend seinen Rücktritt von diesem Posten ankündigte, brach er bereits mit der Führungsspitze seiner Partei. Ein Zerwürfnis mit Parteichef Phillip Rösler zum Thema Eurorettungsschirm brachte damals den Stein ins Rollen.

„Außergewöhnliche Lösungen“ nach „historischer Zäsur“

Die Wahlschlappe der Liberalen vom vergangenen Wochenende beschreibt er selbst als „historische Zäsur“, die nach radikalen Veränderungen verlange. Fest steht: Lindner will aufräumen. Mit der alten Machtclique um Rösler, Brüderle und Westerwelle und mit der desolaten Außenwirkung seiner Partei. „In einer außergewöhnlichen Situation fordere ich außergewöhnliche Lösungen“, sagt Lindner.

Außergewöhnlich ist sein Wille zur Macht definitiv. Ende des Jahres will er sich auf dem FDP-Parteitag zum Parteichef wählen lassen. Dazu hat er sich bereits selbst vorgeschlagen und wird bei diesem Vorhaben von der FDP-Landtagsfraktion in NRW einstimmig unterstützt. Er will es aus eigener Kraft schaffen. Kein Mitglied der alten Führungsspitze, mit der Lindner radikal brechen will, soll sich da noch einmischen.

Projekt 2017 beginnt jetzt

Parteichef Rösler kündigte bereits am Tag nach der Bundestagswahl seinen Rücktritt an und machte damit Platz für Lindner. Nun muss der Hoffnungsträger der FDP aus seiner sich in Selbstauflösung befindlichen Partei eine Gruppe formen, die es in vier Jahren zurück in den Bundestag schaffen kann. „Jetzt geht’s darum, der Partei wieder ein bisschen Achtung zu geben, auch Selbstbewusstsein langsam wieder aufzubauen, um uns dann mit den politischen Fragen zu beschäftigen“, sagte der FDP-Politiker am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin”.

Das Projekt 2017 beginnt jetzt. Lindner weiß, dass es einer neuen Spitze bedarf. Ein radikaler Schnitt ist überfällig. So ermuntert er Parteifreunde zur Gegenkandidatur um den Parteivorsitz. Er würde es begrüßen, wenn sich noch ein weiterer Kandidat um den Parteivorsitz der Liberalen bewerbe, sagte Lindner der „Bild“-Zeitung. „Als Liberaler finde ich fairen Wettbewerb belebend.“

Neuanfang von unten

Tatsächlich ist die Krise der FDP kein ausschließliches Problem des Spitzenpersonals um Noch-Parteichef Rösler. Bei der Partei geht es um das große Ganze. Lindner muss die Partei nicht nur personell – die ganze Führung wird neu gewählt –, sondern auch inhaltlich erneuern.

In vier Jahren, sagt er, wolle er die FDP wieder in den Bundestag bringen. Seine Partei brauche jetzt eine „Phase der Besinnung und Neuorientierung”. Es gehe um eine „kritische Selbstprüfung“.

Lindner wird den Neuanfang über die Länder versuchen müssen. Die FDP ist (noch) in vielen Landtagen vertreten. In Sachsen steht sie sogar noch in einer schwarz-gelben Koalition in der Regierungsverantwortung. Bei der parallel zur Bundestagswahl stattgefundenen Wahl in Hessen schaffte die FDP nach langem Zittern doch den knappen Einzug ins Parlament. Nun sei jede Landtagsfraktion eine „kleine Bastion“, so Lindner.

Lindners Ansatz ist anspruchsvoll. Viele der FDP-Mitglieder befürchten jedoch, es werde zahlreiche Übertritte zur CDU geben. Nicht jeder in der FDP dürfte in den kommenden vier Jahren so geduldig sein wie er.