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Kolumnen

Als meine Frau ein Lob für ihr Kopftuch erhielt

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Ich habe gestern das „ZDF heute journal“ gesehen.

Ich habe keinen Fernseher zu Hause, daher bin ich nicht jeden Abend dabei, wenn Claus Kleber vor die Kamera tritt. Doch am Mittwochabend war ich es. Über das Internet schaltete ich ein.

Wie so oft in diesen Tagen ging es um die Flüchtlinge. Kleber berichtete dann über den Erlanger Busfahrer, der vor wenigen Tagen 15 Asylbewerber in seinem Bus willkommen geheißen hatte.

Der Moderator wiederholte die Worte. Zunächst auf Englisch, dann auf Deutsch. Als er letzteres tat, verschlug es ihm fast die Stimme, seine Augen wurden feucht.

Ich verstand es erst nicht, aber offensichtlich war Kleber gerührt. Er sagte: „Es kann manchmal so einfach sein“.

Ja, das kann es.

Ich war in diesem Jahr in der Dominikanischen Republik. Das Land befindet sich in der Karibik und teilt sich die Insel mit Haiti, einem der ärmsten Länder der Welt.

Ich war nur sieben Tage dort, es war das erste Mal seit fast 10 Jahren, dass ich Europa verließ. Gut, dass ich es getan habe.

Die Menschen dort haben nicht so viel zu essen, ihnen geht es – im Vergleich zu uns in Deutschland – nicht sehr gut. Aber: Ich habe noch nie so freundliche Menschen erlebt, die so lachen und herzlich sind.

Jeden Morgen mit einem „Hola“ begrüßt zu werden tat so gut. Ein kleines Dankeschön hier, ein kleines Kompliment da.

Mehr als das schöne Wetter und die traumhaften Ananas und Wassermelonen sind mir die lachenden Gesichter der Menschen in Erinnerung geblieben. Vom einfachsten Straßenarbeiter bis zu den Hotelangestellten. Meine Frau bekam ein Lob für ihren Kleidungsstil, für ihr Kopftuch. Das rührte sie fast zu Tränen.

Natürlich lebt das Land auch vom Tourismus, und die Freundlichkeit kann ein Stück weit gespielt sein. Aber nein, die Menschen sind so, es ist ihre Grundeinstellung.

Zurück in Deutschland habe ich diese Freundlichkeit und Herzlichkeit vermisst. Wir haben es so gut in unserem Land, würden wir doch auch nur etwas freundlicher dreinblicken – morgens im Treppenhaus, wenn wir unserem Nachbarn begegnen, auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn, am frühen Abend beim Einkaufen einfach mal einen Kunden begrüßen. Warum fällt uns das so schwer?

Neulich war ich in Bamberg, dort bekam ich morgens auch ein freundliches „Guten Morgen“ zu hören. Mitten auf der Straße. Ich werde das nicht vergessen.

Ich liebe unser Land, doch wünsche ich mir, dass wir etwas mehr Emotionen zeigen. So wie der Busfahrer aus Erlangen, so wie Claus Kleber gestern. Nicht nur den Flüchtlingen gegenüber; jedem, der hier in Deutschland lebt.

Denn wir dürfen nicht vergessen:

Ich wünsche allen einen schönen Tag.