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Kolumnen

Das arme Geschlecht – Männer sind immer Täter

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Rainer Brüderle belästigt mit sexistischen Bemerkungen eine junge Journalistin. Bei der Diskussion ist die Rollenverteilung – wie sonst auch – sehr schnell verteilt: Er Täter, sie Opfer. Ist das nicht aber auch Sexismus? (Foto: dpa)

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Das arme Geschlecht - Männer sind immer Täter
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Bundesdiskussionsrepublik Deutschland. Deutschland liebt es zu diskutieren. Egal was, Hauptsache man kann sich erregen, sich allen Frust von der Seele reden. Anders kann man sich die derzeitige Diskussion um Stern, Brüderle und über den Sexismus kaum erklären. Bei genauerem Hinhören sieht man: Es wird eine notwendige Debatte mit falschem Anlass am Ziel vorbei geführt. Dabei ist das Thema Sexismus doch eigentlich viel zu wichtig.

Nehmen wir uns zuerst die Definition vor. Wikipedia sagt: Ausgehend von ungleicher Bewertung der Geschlechter wird das andere Geschlecht ungleich behandelt, benachteiligt und diskriminiert. Erfunden wurde der Begriff durch amerikanische Feministinnen in den 1960er Jahren. Ausgehend von dieser Definition sehen manche auch in der Befürwortung des Hausfrauendaseins einen sexistischen Ansatz.

Notwendige Diskussion mit falschem Anlass

Wie läuft aber die Diskussion? Auch jede kleine oder unbedeutende Äußerung über Aussehen der Frauen wird als Beispiel für sexuelle Belästigung angeführt. Wo ist aber die Grenze? Was ist sexuelle Belästigung, was ist Kompliment? Wird es am gesprochenen Wort festgemacht, oder an der aussprechenden Person? Oder am geographischen Ort? Überfrachtet man den Begriff auch mit vielen eher belanglosen Sachen, so ufert die ganze Diskussion ins Grenzenlose aus und verpufft. Wie auch beim gegebenen Thema.

Insofern führt die Diskussion am Ziel vorbei. Auch der Anlass ist eher fragwürdig. Ein gestandener Politiker im fortgeschrittenen Alter belästigt mit einer sexistischen Bemerkung eine junge Journalistin. Also: Er Täter, sie Opfer! Aber: Warum lässt sich die junge Journalistin solche Äußerungen gefallen? Wenn sie so betroffen war, warum wird sie weiterhin auf Brüderle angesetzt?

Opfer Brüderle, seiner selbst und des „Stern“s

Wenn sich eine Frau an der Bar bei einem Glas Wein zu später Stunde mit einem Spitzenpolitiker trifft, die Macht und Geld besitzt und sich vielleicht ermutigt fühlt, sich manche Freiheiten zu nehmen, muss sie sich dann noch in einer solchen Atmosphäre über die eine oder andere Äußerung groß wundern? Und überhaupt: Ist denn ein Magazin geeignet, eine Diskussion über Sexismus loszutreten, das häufig von nackten Frauen auf ihrem Deckblatt als Verkaufsargument profitiert?

Man mag Brüderles Äußerungen als taktlos ansehen. Auch sollten Frauen beim Nachgehen ihrer Beschäftigung vor Belästigung geschützt sein. Das schließt gewisse Manieren seitens der Männer mit ein. Aber bei der Beurteilung Brüderles sollte auch die Kirche im Dorf gelassen werden. Möglicherweise durch Alkohol enthemmt hat er sich zu grenzwertigen Bemerkungen verleiten lassen, dafür aber auch viel Prügel eingesteckt. Er hat sich selber zum Opfer gemacht und vom „Stern“ zum Opfer machen lassen.

Männer sind nicht automatisch Täter und Frauen Opfer. Wer das glaubt, ist auch ein Sexist.