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Panorama

Das tragische Leben des türkischen Nasa-Preisträgers

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Yunus Karaca ist ein Name, den sowohl in Deutschland, als auch in der Türkei vermutlich nur die wenigsten kennen. Doch seine Projekte haben ihm großen Ruhm bei der Luft- und Raumfahrtbehörde der USA, der NASA, geschaffen. Seine Geschichte ist aber mehr als dramatisch.

Yunus Karaca ist ein Name, den sowohl in Deutschland, als auch in der Türkei vermutlich nur die wenigsten kennen. Doch seine Projekte haben ihm großen Ruhm bei der Luft- und Raumfahrtbehörde der USA, der NASA, geschaffen. Seine Geschichte ist aber mehr als dramatisch. Yunus Karaca hat neben der Türkei auch in Usbekistan und in den USA als Lehrer und Akademiker gearbeitet. Seine Projekte verschafften ihm viele Preise. Seine wohl bekannteste Krönung bekam er von der NASA.

Ehrenamtliche Arbeit an staatlichen Schulen

Die Geschichte Karacas beginnt mit dem Studium der Biologie in der Türkei. Nach Abschluss des Studiums geht Karaca nach Usbekistan. „In Usbekistan habe ich unerwartet ein Stipendium bekommen. Geld spielte für mich gar keine Rolle“, so Yunus Karaca bei einem Gespräch mit dem türkischen Exil-Medium Bold. In Usbekistan habe er seinen Doktortitel erlangt, um dann zurück in die Türkei zu kommen. In der Türkei war er Dozent an unterschiedlichen Universitäten und Schulen. „Ich habe angefagen, mich auf Projekte zu konzentrieren. Hier haben wir sehr erfolgreiche Projekte entwickelt. So haben wir beispielsweise ein mit Sonnenenergie angetriebenes Auto entwickelt. Viele Politiker, wie beispielsweise Binali Yildirim [Anm. d. Red. ehemaliger Ministerpräsident der Türkei] haben sich das Auto näher angesehen.“ Nach ein paar erfolgreichen Projekten hat Karaca ehrenamtlich an sehr vielen staatlichen Schulen Projektunterricht gelehrt.

Preis von der NASA

Seine erfolgreichen Projekte haben auch grenzüberschreitend Aufmerksamkeit erregt, weshalb er 2008 in die USA ausgewandert ist. Dort hat er weiter an Projekten gearbeitet und mit seinen Schülern ein Wettbewerb in der Kategorie Raketenabwurf gewonnen. Nach drei Jahren erfolgreicher Arbeit kehrt Karaca zurück in seine Heimat und entwickelt weiter neue Projekte. Dort hat er an einem Projekt über Müllrecyling gearbeitet. „Das Projekt sollte dem Land jährlich 5 Milliarden Dollar Gewinn einbringen“, behauptet Karaca.

Briten wollen 37 Milliarden in türkisches Projekt investieren

Das Projekt lief an. Dann aber passiert etwas schreckliches: Der Putschversuch 2016, der in der Türkei so vieles verändert hat. Auch Yunus Karaca sollte festgenommen werden. Nach einem Aufenthalt in der Untersuchungshaft wurde er vom Richter auf Bewährung freigelassen. Die Umstände werden schwieriger. Karaca will aber weiterhin im Land bleiben und an seinen Projekten arbeiten. Irgendwann kamen dann britische Investoren zu Karaca. Sie sagten, sie wollen 37 Millionen Euro in das Müllrecyling-Projekt investieren. „Genau zu dieser Zeit habe ich ein Schreiben bekommen, worin ich erfahren habe, dass gegen mich 18 Anschuldigungen bestünden, weil ich ein Konto bei der „Bank Asya“ hätte, bei der Hilfsorganisation „Kimse Yok Mu“ gespendet hätte und mein TV-Abo bei „Digitürk“ gekündigt hätte“, erzählt Karaca weiter. Nach dem Putschversuch wurden all diese Taten als Straftat angesehen, weil man vermutete, dass all dies aufgrund von Anweisungen der Gülen-Bewegung geschehen sein. Die Gülen-Bewegung wird von der türkischen Regierung verantwortlich für den Putschversuch gemacht, obwohl es bislang keine handfesten Beweise dafür gibt.

Gemischte Gefühle

Karaca erzählt, wie durcheinander seine Gefühle waren: „Ich habe in dem Moment gedacht: `was mache ich und was tut mir dieser Staat an. Der britische Investor sitzt mir gegenüber, aber ich kann ihn nicht ansehen. Er will investieren, das Land bekommt Geld, ich muss mir Gedanken über meine Freiheit machen.` Drei unterschiedliche Gefühle.“

Alpträume gehen weiter

„Irgendwann wurde mein Projekt bei staatlich errichteten Wohngebäuden genutzt. Ich konnte kein Wort sagen. Ich konnte meine Arbeiter nicht mehr bezahlen und musste mein Haus verkaufen.“ Dann entschied sich Karaca für die Flucht mit der Familie: „Ich habe meinen Kindern gesagt, dass wir zum Rafting fahren“, sagt Karaca bezüglich des Wegs über den Evros-Fluss, der die Türkei von Europa trennt. Nach einem Aufenthalt in Griechenland schaffte es Karaca nach Deutschland zu kommen und arbeitet jetzt weiter an seinen Projekten. Karaca ist froh über die Unterstützung, die er in Deutschland erfährt. Investoren wollen jetzt über 100 Millionen Euro investieren, sagt er.
Hin und wieder, sagt er, habe er aber noch Alpträume. Sehr oft müsse er an Serkan Gölge denken, der ebenfalls von der Nasa gekrönt wurde und nun seit über zwei Jahren im türkischen Gefängnis sitzt.