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Gesellschaft

Das „Trio“ ist tot: Zschäpe will kein Mitglied des NSU gewesen sein

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Beate Zschäpe hat ihre viel erwartete Aussage abgelegt. Eineinhalb Stunden lang verlies ihr Anwalt eine vorgefertigte Erklärung, in der sie eine Mitgliedschaft im NSU und ihre Beteiligung an den Anschlägen abstreitet, sich aber bei den Opfern entschuldigt.

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Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe hat bestritten, an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen beteiligt gewesen zu sein, die die Bundesanwaltschaft der Terrorgruppe NSU vorwirft. Das geht aus Zschäpes Aussage hervor, die ihr Anwalt Mathias Grasel am Mittwoch im NSU-Prozess verlas. Ihre Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hätten sie erst hinterher darüber informiert. Als sie davon erfahren habe, sei sie sprachlos und fassungslos gewesen.

Ihre Erklärung begann sie mit Erläuterungen ihrer Kindheit und Jugend sowie ihrem Weg in die rechte Szene. Sehr früh und mehrmals im Verlauf der Erklärung fiel dabei der Name Tino Brandt, der einen wesentlich Anteil an ihrer Radikalisierung gehabt haben soll. Tino Brandt war der Anführer des Thüringer Heimatschutzes und über Jahre V-Mann des Verfassungsschutzes, welcher ihm mehrere Hunderttausend Euro zukommen ließ, mit denen er rechtsextreme Strukturen in Thüringen finanzierte.

Sie stritt ab, in die Mordserie und den Bombenanschlag in der Kölner Probstgasse beiteiligt gewesen zu sein. Über den ersten Mord an dem Blumenhändler Enver Şimşek im Jahr 2000 sei sie im Vornherein nicht informiert gewesen, das Motiv sei ihr bis heute nicht bekannt. Außerdem sagte sie aus, sich niemals als Teil des Nationalsozialistischen Untergrundes verstanden zu haben, vielmehr sei der Begriff eine Schöpfung von Uwe Mundlos gewesen. Der NSU habe nur aus ihm und Böhnhardt bestanden.

Auch an dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter im April 2007 in Heilbronn sei sie nicht beteiligt gewesen, behauptete Zschäpe. Böhnhardt und Mundlos hätten erklärt, es sei ihnen dabei nur um die Pistolen der beiden Polizisten gegangen, auf die sie geschossen hatten. Als sie von dem Mord erfahren hat, habe es einen heftigen Streit zwischen ihr und den beiden Männern gegeben. Ein Polizist hatte den Angriff überlebt.

Ihren Schilderungen zufolge sei sie über die gesamte Zeit des Lebens im Untergrund gegen die Mordanschläge gewesen, habe sich jedoch mangels Alternativen nicht von Mundlos und Böhnhardt trennen können. Eigentlich habe sie vorgehabt, sich der Polizei zu stellen, doch ihre beiden Gefährten hätten ihr gedroht, sich in diesem Falle umzubringen. Die Kraft, sich von beiden zu trennen, habe sie über all die Jahre nicht gehabt.

Am Ende der Erklärung entschuldigte sich Zschäpe bei den Opfern des NSU. Die Schuld an den Verbrechen trügen nur Mundlos und Böhnhardt, sie fühle sich jedoch „moralisch schuldig“, da sie die zehn Morde und zwei Bombenanschläge nicht verhindern konnte.

Zschäpe muss sich vor dem Oberlandesgericht München als Mittäterin an sämtlichen Verbrechen verantworten, die dem NSU angelastet werden, darunter zehn vorwiegend rassistisch motivierte Morde. Mundlos und Böhnhardt starben 2011 nach einem Banküberfall. (dpa/dtj)