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Panorama

Davutoğlus Aussage über Reichtum türkischer Armenier löst Debatte aus

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Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu zeigt sich versöhnlich. Seine Aussagen über die Armenier in Istanbul sorgten aber für Verwirrung. (Foto: DHA)

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Die Aussagen von Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu zu den türkischen Armeniern haben zu heftigen Diskussionen in der Türkei geführt. „Die Reichsten in Istanbul sind Armenier“, hatte der Regierungschef beim TV-Sender Kanal 24 gesagt. „Die Armenier haben nicht wie in Europa in Ghettos gelebt. Die türkisch-armenischen Beziehungen sind keine Blutigen. Wir müssen für die Schmerzen (der Armenier, Anm. der Redaktion) Verständnis haben.“

Kritik an Aussagen von Davutoğlu

Kritik wegen der Worte des Regierungschefs kam von der Oppositionspartei HDP (Halkların Demokratik Partisi). „In Istanbul sind eh nur 70.000 Armenier verblieben. Nur drei bis fünf von ihnen sind reich“, so Garo Paylan, Kandidat als Abgeordneter der HDP in einem Gespräch mit derselben Zeitung. Der Reichtum der Armenier sei nicht mehr als der der anderen. „Im Gegensatz zu dem, was Davutoğlu sagt, leben die meisten Armenier unterhalb der Armutsgrenze. Nur weil es Gerüchte gibt, sie lebten auf irgendwelchen Inseln wird so darüber gedacht. Schließlich hat auch Recep Tayyip Erdoğan dasselbe behauptet“, so Paylan. Davutoğlu solle nicht nur auf die Armenier „um sich herum“ schauen, sondern auch mal in den Stadteilen von Istanbul wie etwa Bakırköy, Dolapdere und Küçükçekmece. „Wir können zusammen die Plätze wo sie leben besuchen und uns ihre Situation anschauen“, so Paylan zu Hürriyet.

Versöhnliche Töne aus Ankara

Gleichzeitig kommen auch versöhnliche Töne von Davutoğlu. „Am 24. April wird im armenischen Patriarchat wie in der gesamten Welt den osmanischen Armeniern gedacht“, heißt es auf der offiziellen Internetseite des Regierunschefs. „Wie schon Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan bei seiner Botschaft vom 23. April 2014 mitgeteilt hat, wäre es viel bedeutsamer, wenn Armenien gemeinsam mit der Türkei in einer für sie passenden Zeremonie den osmanischen Armeniern gedenken würde,“ so Davutoğlu. Wegen der historischen Verantwortung und menschlichen Pflicht werden an die Gedacht, die vor einem Jahrhundert bei den Geschehnissen ihr Leben verloren haben.

Ankara und Eriwan stellen sich gegenseitige Forderungen

Seit Jahren schon gibt es zwischen beiden Staaten heftige Diskussionen. Armenien fordert von Ankara die Geschehnisse von 1915 als „Völkermord“ anzuerkennen. Die Türkei spricht von Umsiedlung unter Kriegsbedingungen und fordert eine unabhängige und internationale Historikerkommission, die die Geschehnisse von 1915 untersuchen soll.

Ähnliche Umsiedlungen hatte es auch nach 1947 zwischen Pakistan und Indien gegeben. Zudem war Armenien nach seiner Unabhängigkeit in Aserbaidschan einmarschiert und hat die Region Berg-Karabach besetzt. Über eine Millionen Aserbaidschaner wurden vertrieben und hausen auch nach über 20 Jahren in anderen Teilen des Landes in vorübergehenden Unterkünften. Bei zahlreichen Progromen wie etwa in der Gemeinde Hocali hatten armenische Soldaten Hunderte Aserbaidschaner, viele von ihnen Flüchtlinge, ermordet. Zahlreiche UN-Resolutionen konnten bislang Armenien nicht dazu bringen, sich aus dem Gebiet zurückzuziehen. Auch Ankara fordert eine Rückgabe des Territoriums an Aserbaidschan sowie eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat.

Bislang scheint eine Einigung zwischen Armenien und der Türkei weit entfernt zu sein. Auch die Aufforderung des EU-Parlaments per Resolution, die Türkei solle die Ereignisse von 1915 als Völkermord an den Armenien anerkennen, wird  wahrscheinlich nichts an der Situation ändern.