Connect with us

Gesellschaft

Denkmal für ermordete Sinti und Roma eingeweiht

Spread the love

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Deutschland und den von den Nazis besetzten Gebieten insgesamt 500.000 Sinti und Roma ermordet. Ihre Ausgrenzung und Diskriminierung in Europa hält jedoch bis heute an. (Foto: dpa)

Published

on

Denkmal für ermordete Sinti und Roma eingeweiht
Spread the love

Berlin – Nach einer Planungszeit von 20 Jahren und einer Reihe von Debatten wird es ab heute in Berlin auch einen offiziellen Ort der Erinnerung an das Schicksal der europäischen Sinti- und Roma-Volksgruppen während der nationalsozialistischen Diktatur geben.

Im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose und mehr als 100 Überlebenden des Holocaust wird im Rahmen eines Festaktes in unmittelbarer Nähe des Reichstages ein offizielles Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben.

Das Denkmal wurde vom israelischen Künstler Dani Karavan gestaltet. Es besteht aus einem runden Wasserbecken, in dessen Mitte eine versenkbare steinerne Stele montiert ist. Auf dem Rand steht in englischer und deutscher Sprache das Gedicht „Auschwitz“ von Santino Spinelli.

Sinti und Roma wurden zur Zeit des Nationalsozialismus aus der so genannten „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen, weil sie im Sinne der damals vorherrschenden Hypothesen als „wissenschaftlich“ angesehener Disziplinen wie „Rassenbiologie“ und „Eugenik“ als Träger von „minderwertigem Erbgut“ galten.

„Wissenschaftlich“ begründete Vernichtungspolitik

Auf der Basis der Lehren Charles Darwins hatten dessen europäische Epigonen im Wissenschaftsbetrieb wie Ernst Haeckel, Wilhelm Marr oder Houston Stewart Chamberlain die These, der Staat solle die Bevölkerung nach Erkenntnissen der so genannten „Rassenhygiene“ optimieren, so populär gemacht, dass seit Beginn des 20.Jahrhunderts an zahlreichen Universitäten der gesamten westlichen Welt Lehrstühle unterhalten wurden, die sich mit Fragen der Eugenik beschäftigten.

In vielen Staaten, beispielsweise Schweden, wurden selbst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch gezielte Maßnahmen zur Geburtenkontrolle gegen einzelne Bevölkerungsgruppen durchgeführt, wobei in vielen Fällen Angehörige der Sinti und Roma deren Opfer wurden.

Auch heute noch leben viele der 12 Millionen Sinti und Roma auf dem europäischen Kontinent in Armut und prekären sozialen Verhältnissen. In Staaten wie Tschechien oder Ungarn mehren sich die Berichte über rechtsextreme Übergriffe auf vorwiegend von dieser Bevölkerungsgruppe bevölkerte Wohnviertel.

Im Vorfeld der Denkmalsenthüllung hatte Zentralratschef Romani Rose scharfe Kritik an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich geübt. Dieser hatte im Zusammenhang mit Asylanträgen serbischer Sinti und Roma davon gesprochen, dass die Antragsteller „unser System ausnutzen“ und „Missbrauch“ betreiben würden, da sie wüssten, sie würden die deutschen Kriterien für die Gewährung von Asyl nicht erfüllen. Friedrichs Äußerungen seien „Hetze“ und sein Verhalten „eines Rechtsstaats unwürdig“, so Rose gegenüber der Presse.