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Erdoğan-Karikaturisten melden sich zu Wort: „Witz nicht verstanden“

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Die Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz haben kein Verständnis für die Kritik aus der Türkei an einer ihrer Zeichnungen. Darin wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan aus Sicht des Außenministeriums in Ankara verunglimpft. Eigentlich zeige die Karikatur ein positives Beispiel für gelungene Integration, sagte Heribert Lenz am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in Aschaffenburg. „Leute, die das fehlinterpretieren, haben den eigentlichen Witz nicht verstanden.“ Gut zwei Dutzend Menschen demonstrierten am Mittwoch vor dem Kultusministerium in Stuttgart, das die Verwendung der Zeichnung in einem Schulbuch für das Fach Gemeinschaftskunde genehmigt hatte. Dazu aufgerufen hatte unter anderem die AKP-nahe UETD, die Union Europäisch-Türkischer Demokraten.

Die Bundesregierung teilte in einer ersten Reaktion in Person von Regierungssprecher Steffen Seibert mit, dass die Karikatur ihrer Ansicht nach von der Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt sei. Seibert konnte sich zudem einen Seitenhieb auf den türkischen Präsidenten nicht verkneifen: „Für Politiker ist Gelassenheit im Umgang mit dem, was einem alles nicht gefällt, sicherlich die beste Herangehensweise.“

Die beanstandete Zeichnung zeigt zwei Männer in bayerischer Tracht vor einer Berghütte namens „Üzrüms Alpenglück“. Der eine raucht Wasserpfeife, dem anderen scheint das Essen zu scharf zu sein. Die Türkei beanstandet aber vor allem einen zähnefletschenden Hund in Ketten im Hintergrund. Auf seiner Hundehütte steht „Erdogan“.

Ursprünglich war die Karikatur schon 2011 in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erschienen – also zu einer Zeit, als Erdoğan noch gar nicht Präsident in der Türkei war. Dass sie eine solche Debatte auslöst, war laut Lenz damals nicht beabsichtigt. „Damit hat keiner gerechnet, schon mal gar nicht jetzt.“

In einem Kommentar in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am Mittwoch erklärten sie als Reaktion: „Humor- und Ironiekompetenz sind leider im Niedergang begriffen.“ In diesem Fall hätten sie eher Beschwerden vom Deutschen Alpenverein, von konservativen bayerischen Heimatvereinen oder von türkischen Nahrungsmittelproduzenten erwartet, nicht aber vom türkischen Präsidenten.

Die nordrhein-westfälischen CDU-Abgeordneten Cemile Giousouf und Oliver Wittke hatten am Dienstag bei einem Besuch in Ankara gefordert, das Schulbuch solle nicht mehr im Unterricht verwendet werden. Von der Landesregierung in Stuttgart verlangten sie, „sich angemessen zu entschuldigen“. Deutsche Schulen sollten „nicht nur Wissen, sondern auch Werte wie Respekt vor anderen Völkern und deren Repräsentanten vermitteln“. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann wies diese Kritik zurück. Erdoğan wolle nur von Rechtsstaatproblemen in der Türkei ablenken und solle sich lieber darum kümmern, wie er selbst mit Kritikern umgehe, so der Grünen-Politiker. (dpa/dtj)