Wirtschaft
Deutsch-Türkisches Energieforum setzt auf erneuerbare Energien
Die Hoffnungen, durch Öl- und Gasförderung im eigenen Land das Problem der Importabhängigkeit der Türkei in den Griff zu bekommen, haben sich eingetrübt, seit „Shell“ sich aus dem Förderprogramm am Schwarzen Meer zurückgezogen hat. (Foto: cihan)
Die staatliche türkische Ölgesellschaft „Turkish Petroleum Corporation“ (TPAO) räumte vor einigen Wochen in einem Vertrag über etwa 200 Millionen US-Dollar dem weltweit größten Mineralölkonzern „Shell“ Bohrungsrechte in türkischen Gewässern des Schwarzen Meeres ein. Dennoch hat die Exploration bei weitem nicht zu jenen Ergebnissen geführt, die von beiden Seiten gewünscht waren.
Ankara sucht bereits seit Jahren fieberhaft nach Möglichkeiten, die Energieversorgung des Landes auf eigene Beine zu stellen. Angesichts der Tatsache, dass sich der Energiebedarf des Landes durch steigende Bevölkerungszahlen und wirtschaftlichen Aufschwung künftig noch massiv ausweiten wird, ist die derzeitige Situation, wonach die Türkei 90 Prozent seines Erdöls importieren muss und dadurch massiv von den Förderländern abhängig ist, außerordentlich unbefriedigend.
Die Hoffnung der türkischen Regierung, durch den Fund fossiler Brennstoffe auf türkischem Boden und in türkischen Gewässern zehntausende Barrels an Öl vor der eigenen Haustür zu fördern, hat sich bislang nicht erfüllt. „Shell“ zog sich am Ende sogar aus dem Förderprojekt am Schwarzen Meer zurück.
Die Angaben, ob und wie viel an Ölvorkommen im Schwarzen Meer vorhanden sind, bleiben spekulativ. Angesichts der Tatsache, dass die TPAO seit den 1970er-Jahren ca. zwölf Milliarden Dollar in Erkundungs- und Probebohrungen im Schwarzen Meer investiert hatte und insgesamt 57 Probebohrungen kein leicht förderbares Öl zutage gefördert hatten, wächst die Skepsis.
Zwar gibt es Schätzungen, dass die Türkei in 40 Jahren ihren Eigenbedarf an Gas durch die Schiefergasvorkommen im Südosten komplett decken könnte, aber es fehlen auch hier Erfahrungen und belastbare Zahlen. Wie die „Stimme Russlands“ berichtete, ist im Februar 2013 auch der erste Vertrag über Bauarbeiten im Rahmen des Projekts AKW Akkuyu in der Türkei unterzeichnet worden.
Ministerium für Ausbau der regenerativen Energieträger
Das 2. Deutsch-Türkische Energieforum für erneuerbare Energien, zu dem im Dezember 2012 über 350 türkische und deutsche Unternehmer erschienen waren, gibt zu bedenken, dass angesichts der Importabhängigkeit, die sich insbesondere auf Öl und Gas erstreckt, die Türkei gut beraten wäre, neue Kooperationen zwischen türkischen und deutschen Unternehmen aufzubauen, um den Anteil der regenerativen Energien im Strom-Mix auszubauen.
Taner Yıldız (m.), Minister für Energie und Natürliche Ressourcen der Türkei, gab gegenüber den teilnehmenden Unternehmern an, dass bis 2023 der Anteil erneuerbaren Energien mehr als 30% betragen soll. Das Energieforum, das der Bundesverband der Unternehmervereinigungen (BUV) in Kooperation mit der Konföderation Türkischer Industrieller und Geschäftsleute (TUSKON) organisiert hatte, befasste sich unter anderem mit Instrumenten der Projektfinanzierung und der Erarbeitung weiterer möglicher Maßnahmen, um die türkische Regierung bei der Umsetzung dieses Ziels zu unterstützen.
Unter www.dasenergieforum.com sind die wichtigsten Ergebnisse und Positionen, die im Rahmen der Veranstaltung erarbeitet wurden, noch einmal im Detail abrufbar.