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Wirtschaft

Deutsche Arbeit besser als ihr Ruf

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Einer IW-Studie zur Arbeitszufriedenheit zufolge wiegt ein Mindestmaß an Bestätigung und Unterstützung seitens des Chefs sogar niedrige Löhne oder Stress auf. Allerdings kümmern sich nur 69% der Letzteren um diesbezügliche Verbesserungen. (Foto: dpa)

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Gute Arbeit in Deutschland ist rar, lautet die Klage von Opposition, Gewerkschaften und Sozialverbänden an die deutsche Politik. Mit diesem typisch deutschen Klischee soll nun Schluss sein. Laut einer repräsentativen Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind die deutschen Arbeitnehmer überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz.

Das arbeitgebernahe Institut in Köln gab bekannt, dass deutsche Arbeitnehmer unabhängig von Stress, Burn-out und einem Niedriglohnsektor von Millionen Menschen im Land überdurchschnittlich mit ihrem Job zufrieden sind. Selbst Dumpinglöhne scheint die allgemeine Zufriedenheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht zu trüben.

Dem Institut zufolge liegt die Jobzufriedenheit in Deutschland bei 93 Prozent, also neun von zehn Arbeitnehmer sind grundsätzlich zufrieden mit ihrer Arbeit, auch wenn einzelne Jobmerkmale als negativ erlebt würden. Nur Dänemark, Norwegen, Österreich und das Vereinigte Königreich erreichen noch bessere Werte, in 21 anderen europäischen Staaten ist die Quote dagegen schlechter. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher, nachdem sie die Daten von drei verschiedenen Erhebungen rund um das Thema Arbeitszufriedenheit ausgewertet hatten.

„Auf die Führungskräfte kommt es an“

Danach sind Aspekte wie Arbeitsplatzsicherheit, höheres Gehalt, wenig Stress oder nette Kollegen für viele Befragte in Deutschland weniger wichtig, als es in der öffentlichen Diskussion häufig den Anschein hat. So sind 82 Prozent aller Arbeitnehmer, die nicht angemessen entlohnt werden, trotzdem mit ihrer Arbeit zufrieden. Ähnlich sieht es aus, wenn Arbeitnehmer großen Arbeitsdruck, also Stress, am Arbeitsplatz empfinden. 85 Prozent aller Arbeitnehmer sind dennoch zufrieden.

Für die Arbeitszufriedenheit der Deutschen spielt vielmehr der Chef eine besonders wichtige Rolle. „Auf die Führungskräfte kommt es an”, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter auch nur gelegentlich unterstützen, steige der Anteil der zufriedenen oder sehr zufriedenen Beschäftigten bereits auf über 93 Prozent. Diese Unterstützung erfahren hierzulande aber nur 69 Prozent der Befragten gegenüber 81 Prozent im EU-Durchschnitt. Chefs, die einen respektvollen Umgang pflegen, Konflikte lösen können, gute organisatorische Fähigkeiten besitzen und ihre Mitarbeiter einbinden, erhöhen die Arbeitszufriedenheit und damit die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten, heißt es in der Studie.

Die Studie macht deutlich, dass deutsche Unternehmen im Umgang mit ihren Arbeitnehmern noch Nachholbedarf haben. Doch die Firmen reagieren bereits und implementieren spezielle Trainings für ihre Führungskräfte. Ziel ist es, die Arbeitskräfte in ihrer täglichen Arbeit besser und kompetenter unterstützen zu können.