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Kolumnen

Sind wir wirklich alle Deutschland?

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Wer ist Deutschland?

Bio-Deutsche. Ja, und was ist mit den sogenannten Migranten?

Am Dienstagabend gab es am Brandenburger Tor in Berlin eine beeindruckende Kundgebung. Eine Kundgebung, bei der der Zusammenhalt aller Menschen in Deutschland betont wurde.

Der Zentralrat der Muslime (ZMD) und die Türkische Gemeinde zu Berlin (TGB) hatten die Mahnwache organisiert. Maßgebliche gesellschaftliche Akteure, von den Religionsgruppen bis hin zu den Parteien, waren anwesend. Die Spitze des Staates war vor Ort.

Sie war beeindruckend, an so einem symbolträchtigen Ort wie dem Brandenburger Tor; warf aber auch Fragen auf!

SIND WIR WIRKLICH DEUTSCHLAND?

Bundespräsident Joachim Gauck hielt eine Rede. Er zählte auf: Politiker, die Entschlossenheit mit Besonnenheit verbinden, Journalisten, die ihre Freiheit verantwortungsvoll nutzen, Gläubige, die ihren Überzeugungen folgen, ohne die säkulare Ordnung zu verachten, Bürgerinnen und Bürger, die Demokratie leben und sagte am Ende: „Wir sind alle Deutschland.“

Über die Beschaffenheit dieses Deutschlands sagte er: „Wir, die wir uns zutrauen, ein Leben zu gestalten, wie wir es uns alle wünschen: in Einigkeit, Recht und Freiheit.“ Ein Hinweis auf die staatlichen Symbole dieses Deutschlands.

Alle Flaggen dabei – außer die deutsche

Alles schön und gut, aber beim Blick auf die dort Versammelten sah man alle Arten von Flaggen, von der Flagge der Kurdischen Autonomieregion im Nordirak bis zur palästinensischen, von der Flagge der Türkei bis zur israelischen und iranischen. Selbst die von Milli Görüş und die der EU waren vertreten. Nur eine Flagge war nicht da oder nicht zu erkennen: Die von Deutschland, die Farben schwarz-rot-gold. Warum wohl?

Nun, bin ich weit davon entfernt, Nationalismus zu predigen.

Mittlerweile weiß ich durchaus, wie problematisch dieses Phänomen ist. Diese Einsicht ist keine Leistung von mir, sie wird generell von den sogenannten Migranten gemacht. Sie mögen in ihrem Heimatland noch so nationalistisch oder konservativ eingestellt sein, in der neuen Heimat machen sie die Erfahrung, dass sie am meisten von nationalistisch eingestellten Menschen abgelehnt werden; ihre Rechte aber am meisten von Menschen vertreten werden, die nicht diese Einstellung teilen.

Nationalismus war schon immer problematisch

Auch lehren Geschichte und tagesaktuelle Ereignisse, wie problematisch es sich mit dem Nationalismus und ihren Symbolen verhält.

In der Geschichte wurde im Namen des Nationalismus viel Leid mit diesen Gefühlen verursacht. Praktisch alle Diktatoren und Kriegsverbrecher haben ihre Untaten mit nationalen oder den Interessen des eigenen Gemeinwesens legitimiert – was sie aber trotzdem nicht davon abhielt, in die eigene Tasche zu arbeiten. Das Vermögen Hitlers beispielsweise soll nach heutigem Wert mindestens 10 Milliarden Dollar betragen haben. Gab er denn nicht vor, alles für Deutschland zu tun?

Aber dieses Argument zieht eigentlich immer. Auch heute sehen wir: Beispielsweise Politiker, die in Korruption verwickelt sind oder wegen anderer Vorwürfe sich bedrängt fühlen, brauchen nur die Schuld auf andere zu schieben, ihre Kritiker mit Verrat (also dem Gegenteil von Vaterlandsliebe) zu beschuldigen, sich als Patrioten hinzustellen – es funktioniert.

Auch weiß ich, viele empfinden ihre Identität nicht als etwas historisch Gewachsenes, geschichtlich Entstandenes, sondern als etwas Wesentliches, als etwas in die Gene Eingeschriebenes.

TROTZDEM: SCHWARZ-ROT-GOLD NICHT PEGIDA ÜBERLASSEN

Ja, diese Schwierigkeiten gibt es. Trotzdem möchte ich fragen: Ganz ohne Identität oder Identifizierung geht es auch nicht. Es ist schon Tatsache, dass es verschiedene Länder auf der Erde gibt, die unterschiedliche Namen und Symbole haben.

Andererseits sehen wir bei den Pegida-Demonstrationen viele Deutschland-Fahnen. Sie rufen „Wir sind das Volk!“.

Wir sind Deutschland. Ok. Womit tun wir das kund? Mit den Flaggen der Türkei, der Kurdischen Regionalregierung, Israels und der arabischen Staaten?

Ich frage mich: Sollte man den Pegida-Leuten die Symbole dieses Landes überlassen? Stehen sie für die Werte, die mit den Farben schwarz-rot-gold verbunden sind? Hätten die Menschen am Brandenburger Tor bei so viel Offenheit seitens des Staates auch nicht mal dort mit der Flagge dieses Landes aufkreuzen können? Wo, wenn nicht dort?