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Wirtschaft

Deutschlands Mittelständler stehen vor einem Investitionsstau

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Unternehmen hierzulande legen ihr Geld viel zu gern auf die hohe Kante. Doch sparen ist nicht alles, sie sollten auch investieren. Die Bedingungen, um kräftig zu investieren und zuzukaufen, werden für deutsche Mittelständler immer besser. (Foto: dpa)

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Schrift einer Deutschen Bank und Straßenschild - dpa
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„Der Mittelstand baut wieder massiv Liquidität auf, hat hohe Reserven und daher hohen Anlagebedarf“, sagt Professor Volker Wittberg von der Fachhochschule des Mittelstandes in Detmold. Seit 2009 geht es wieder bergauf für den deutschen Mittelstand. Es hört sich natürlich sehr gut an, wenn die Wirtschaft vom Konjunkturaufschwung mächtig profitiert und Gewinne einstreicht. Die Akteure haben aber auch viel zu viel Angst vor Krisen und zögern deswegen bei Investitionen. Aus Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung bauen die Firmenchefs lieber Finanzpolster auf, um für den Fall schwindender Umsätze in der Zukunft gewappnet zu sein.

Laut der Studie, die die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld im Auftrag der Commerzbank erstellt hat, ist der Anlagebedarf von Unternehmen maßgeblich von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig. Demnach hatten rund 60 Prozent der befragten Unternehmen 2012 einen gestiegenen Bedarf an Finanzanlagen. Im Durchschnitt wollen die Unternehmen rund 1,2 Mio. Euro anlegen. Nach Ausbruch der Finanzmarktkrise im Jahr 2009 hatten hingegen nur 52% der befragten Unternehmen Anlagebedarf – im Durchschnitt nur rund 100 000 Euro. Damit hat sich das Anlagevolumen binnen zwei Jahren mehr als verzehnfacht. Die Unternehmen sparen mit Blick auf einen langfristig ausgerichteten Anlagehorizont an. Zugleich zeigen die Zahlen auch, dass die Investitionen schnell ansteigen könnten, sobald sich die Unternehmen wieder sicherer fühlen – Geld ist schließlich genug da.

Man setzt auf Sicherheit

Mittelständler legen ihre Überschüsse vor allem in Wertpapieren mit kurzer Laufzeit an. Deren Verzinsung ist zwar mikroskopisch, dafür können sie umstandslos versilbert werden, sobald sich eine sinnvollere Gelegenheit zum Geldausgeben bietet. Für ihr angelegtes Geld erwarten die Unternehmen im Durchschnitt eine Mindestverzinsung von 2,6 Prozent. Im Vergleich zu den Jahren 2009 (5,24 Prozent) und 2007 (5,88 Prozent) ist die Renditeerwartung damit deutlich gesunken, jedoch immer noch ambitioniert. Der Mittelstand reagiert damit auf das im Laufe der Zeit gesunkene Zinsniveau.

Doch es gibt auch Hoffnung auf mehr Investitionsfreude. Die Rekordstände an den Börsen locken inzwischen auch die Firmen an. So sind immerhin 38 Prozent der Unternehmen in Aktien- und Aktienanleihen investiert. Renditestärkere Produkte erfreuen sich allmählich zunehmender Beachtung.

Aufgrund der Investitionszurückhaltung und der hohen Liquiditätspolster hält sich der Kreditbedarf des Mittelstands laut Commerzbank derzeit in Grenzen. „Wir haben unseren Kunden vielfach höhere Kreditlinien eingeräumt, jedoch fällt die Inanspruchnahme eher moderat aus”, sagt Martin Keller. Die Praxiserfahrungen des Commerzbank-Experten bestätigen die Studienergebnisse weitestgehend.