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Gesellschaft

Deutschtürken gelingt Integration, Barrieren bleiben aber

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Mittlerweile sind 20% der deutschen Bevölkerung mindestens in zweiter Generation Einwanderer. Die Gesellschaft wird vielfältiger und bunter, auch das Alltagsleben spiegelt dies wieder. Dennoch bleiben Baustellen in der Integrationspolitik. (Foto: cihan)

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Eine deutsche und türkische Flagge - cihan
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Wenn es um Türken in Deutschland geht, sind Begriffe wie Integration, Assimilierung und Parallelgesellschaft nicht weit weg. Seit dem Gastarbeiter-Anwerbeabkommen zwischen der Türkei und Deutschland am 30. Oktober 1961 bis heute werden oft Debatten darüber geführt, ob die Türken gut in die hiesige Gesellschaft integriert seien. Türkische Einwanderer, mit 3 Millionen Menschen die größte Migrantengruppe in Deutschland, sind oft dafür kritisiert worden, dass sie sich angeblich nicht bemühen würden, sich zu integrieren oder sich an die deutsche Kultur, Wirtschaft und das sozialpolitische Leben anzupassen.

Neueste Studien hingegen behaupten das Gegenteil. Türken würden sehr wohl ihr Bestes tun, um sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Dennoch gäbe es weiterhin Hindernisse, welche die Türken daran hindern würden, sich komplett als Teil dieses Landes zu betrachten.

Jüngere Einwanderer profitieren von besseren Bildungschancen

Nun legen das Migrations- und Politikforschungszentrum der Hacettepe Universität (HUGO) und des Berliner Instituts für Markt- und Meinungsforschung die Ergebnisse einer politischen Studie vor, die sich auf ethnische Zielgruppen in Deutschland und Europa bezieht. Data 4U befragte im November in diesem Zusammenhang 2244 Menschen. Dem Ergebnis zufolge fühlen sich 90% der Deutschtürken in Deutschland zu Hause, während 6% eine negative Antwort gaben.

Jeder fünfte Einwohner der Bundesrepublik Deutschland weist heute einen Einwanderungshintergrund auf. Dass sich die Einwanderer überwiegend als Teil der hiesigen Gesellschaft betrachteten, war allerdings nicht der Fall, bis sich Deutschland 2000 erstmals als Einwanderungsland definierte und in weiterer Folge begann, sich um die Schaffung passender Rahmenbedingungen zur Integration von Einwanderern zu bemühen.

Der Präsident des türkisch-deutschen Kultur-und Integrationsverbandes (TANDEM), Nail Alkan, sagte gegenüber Sunday’s Zaman, dass die zweite und dritte Generation der Türken erfolgreicher integriert sei als die erste Generation, da sie bessere Bildungsmöglichkeiten in Deutschland vorgefunden hätten und es ihnen leichter gefallen sei, die deutsche Sprache fließend zu sprechen. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie sprechen 77% der Türken fließend deutsch, während 48% behaupten, dass sie Türkisch besser sprechen als Deutsch.

Alkan wies hinsichtlich der Frage, ob die Türken gut in die deutsche Gesellschaft integriert seien, auf die Aussagen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel hin, wonach dies immer noch nicht in ausreichendem Maße der Fall sei.

Trotzdem könnten türkische Persönlichkeiten wie Fatih Akın (Filmproduzent), Mesut Özil (Fußballer) sowie viele türkischstämmige Personen in der deutschen Politik als Beweis für eine erfolgreiche Integration der Türken in Deutschland gesehen werden. „Wir sollten auch erwähnen, dass es eine begrenzte Anzahl an Türken gibt, welche die türkischen Medien mehr als die deutschen Medien verfolgen und die nicht sehr stark daran interessiert sind, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Die meisten dieser Personen werden möglicherweise zurück in die Türkei gehen, da sie sich (in Deutschland) benachteiligt fühlen.”

Mehr Unternehmer, Studenten, Politiker mit Einwanderungsgeschichte

Er sagte ebenfalls, dass Deutschland die Türken als Teil der deutschen Gesellschaft akzeptieren sollte, dass man von einer Politik, welche die Türken dazu ermutigt, zurück in die Türkei zu gehen, abkehren und sich stattdessen einer solchen zuwenden sollte, die dazu beiträgt, dass Deutsche und Türken friedvoll miteinander leben.

Cemile Giousouf, Kind einer Gastarbeiterfamilie und erste muslimische Bundestagsabgeordnete der CDU, sagte Sunday`s Zaman, dass der Zugang zu guter Bildung und Berufsmöglichkeiten von entscheidender Bedeutung für den Integrationsprozess seien und die Situation der türkischen Migranten nicht so schlecht sei, wie es normalerweise in den Medien dargestellt werde. „Die meisten türkischen Familien bemühen sich, ihren Kindern bessere Bildungschancen in Deutschland zu ermöglichen. Die Erfolge dieser Bemühungen können wir im alltäglichen Leben und in der Öffentlichkeit erkennen. Die Anzahl der türkischen Unternehmer in Deutschland steigt deutlich, ebenso die Anzahl türkischer Studenten an deutschen Universitäten. Wenn wir uns die Prominenz anschauen in den Bereichen, wie Sport, Politik, Kunst und Business, finden wir viele berühmte türkische Persönlichkeiten in Deutschland wieder. Ich finde dies sehr vielversprechend mit Blick auf die Integration und das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken in diesem Land.”

Aydan Özoğuz, erste Staatsministerin mit türkischem Migrationshintergrund, betonte, dass nicht nur die Migrantengruppen, sondern auch Deutsche ohne Einwanderungshintergrund daran arbeiten sollten, eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen. Eine friedliche Koexistenz sei nur dann möglich, wenn sich beide Bevölkerungsgruppen einander tolerieren würden.