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DTJ-Blog

Die Kurden sind eine Chance 

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Massoud Barzani, Präsident der Regionalregierung Kurdistans.
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Am 25. September wollen die Kurden über einen eigenständigen Staat per Referendum abstimmen. Aus weiten Teilen der Welt wird den Kurden mitgeteilt, dass sie dieses Referendum zur Unabhängigkeit nicht abhalten sollen. Ein unmoralischer Fehler.

von Ahmet Agdas

Mesud Barzani, der Chef des bereits weit autonomen kurdischen Gebietes im Norden des Irak, hält an seinen Plänen für den 25. September fest. Mit den Begründungen, weshalb das Referendum zum unabhängigen Kurdistan nicht abgehalten werden soll, kann Barzani nichts anfangen. Das ist kein Wunder und bestätigt Barzani in seiner Position. Insbesondere aus den Vereinigten Staaten ließen die Diplomaten mitteilen, dass die Stabilität und die Einigkeit des Irak Vorrang haben. Barzani fragt zu Recht: Welche Stabilität und welche Einigkeit? Der Irak ist seit über 15 Jahren kein funktionierender Staat mehr. Terror, Plünderungen, Militär und kriminelle Banden dominieren den Alltag. Eine Perspektive haben die Menschen dort nicht. Die autonomen Kurden im Norden verwalten ihre Region selbstständig, da fragt Herr Barzani berechtigt, warum kein eigener Staat daraus entstehen soll und fügt hinzu, dass die Kurden ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müssen. Die größte Volksgruppe ohne einen eigenen Staat wird seit Jahrzehnten massiv unterdrückt. Im Irak unter Saddam Hussein waren sie sämtlichen Giftgas Angriffen ausgesetzt. Unterdrückung in ihrer Freiheit haben sie in der Türkei erlebt. Dass die kurdische Kultur nicht ausgestorben ist, grenzt an einen Wunder. So war die kurdische Sprache über Jahrzehnte verboten, kulturelle Riten wurden untersagt. Barzani repräsentiert ein Volk, das das Lachen schon fast vergessen hat. Und ausgerechnet dieser Volksgruppe zu sagen, sie würden Einheit und Frieden stören, indem sie ein Referendum zur Unabhängigkeit abhalten wollen, ist ein unmoralischer Fehler. Unmoralisch, weil kaum eine Volksgruppe in den letzten Jahrzehnten so sehr schikaniert wurde wie die Kurden. Ein Fehler, weil große Nationen noch immer daran denken, kleinere Staaten als Spielball ihrer Machtfantasien auszunutzen. Die Kurden verdienen ihre Unabhängigkeit. Und wenn Europa die Kurden politisch nicht aufnimmt und unterstützt, werden sie sich in die Arme der Russen werfen, also weiter ein Spielball, nur eben von anderen. Europa muss die Kurden im Aufbau ihrer Strukturen, ihrer Demokratie, des Rechtsstaats und den zivilen Gemeinschaften unterstützen. Die Kurden sind keine Gefahr für den Nahen Osten. Sie sind vielleicht sogar ihr Retter. Auf dem Weg dahin müssen wir sie begleiten und ihnen Mut machen für eine eigene Zukunft, mit dem Schicksal in der eigenen Hand. 

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