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Wirtschaft

Die Männerdomäne Arbeitsmarkt braucht frischen Wind

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Trotz familiärer Doppelbelastung als Hausfrau und Mutter stellen sich Frauen in Deutschland der Herausforderung in der harten Männerwelt. Auch wenn die Politik ihnen die Rückendeckung verweigert, sind sie unentbehrlich für die Wirtschaft. (Foto: rtr)

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Die Männerdomäne Arbeitsmarkt braucht frischen Wind
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Seit 2000 ist die Erwerbsquote von Frauen in Deutschland deutlich angestiegen. Vor 13 Jahren trugen noch 15,793 Millionen Frauen zum Erfolg der deutschen Volkswirtschaft bei. 2013 liegt die Anzahl erwerbstätiger Frauen bereits 17,633 Millionen – immerhin ein Anstieg um beachtliche 2 Millionen innerhalb von 13 Jahren. Insgesamt sind 41,7 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Auch sind wesentlich mehr Frauen als erwartet heute selbstständig. 2000 traf dies noch auf 780.000 Frauen zu. In diesem Jahr geht die Bundesregierung von fast doppelt so vielen selbstständig erwerbstätigen Frauen aus. Insgesamt sollen damit 1,34 Millionen Frauen den Weg in diese Form der beruflichen Unabhängigkeit erfolgreich gewagt haben.

Auch die berufliche Qualifikation von Frauen in der Bundesrepublik hat sich verbessert. Nach Angaben der Bundesregierung verfügten 2010 bereits 8,4 Prozent aller Frauen über einen Hochschulabschluss. Zehn Jahre zuvor waren es erst 5,2 Prozent gewesen. Auch wuchs der Anteil von Frauen mit einem Fachhochschulabschluss um knapp ein Prozent an auf 4,2 Prozent. Der Anteil an Frauen ohne beruflichen Bildungsabschluss war hingegen erfreulicherweise rückläufig. Er ging von 30,1 auf 28,4 Prozent zurück.

Frauen einzustellen ist mit Sicherheit beliebter geworden. Gerade die 30 Dax-Konzerne sind an einer Auffrischung ihres Personalbestandes interessiert. Sie wollen sich öffnen und frischen weiblichen Wind in die bisherigen Männerdomänen bringen. Bislang galt „weiblich, ledig und jung“ als Nachteil in der Karriereplanung – „weiblich, jung, verheiratet und mit Kindern“ war sogar noch prekärer -heute ist es hingegen für viele Konzerne eine Peinlichkeit, gar keine Frauen in ihren Reihen präsentieren zu können. Egal ob Automobil-, Chemie- oder Finanzbranche: Alle wollen sich dem Trend anpassen.

Wie weit darf die Karriere einer Frau gehen?

Die Integration der Frau in die männlich geprägte Arbeitswelt erfolgt allerdings nur halbherzig. Die Frauen in Deutschland haben viel Potenzial, doch sie können sich noch immer nicht frei entfalten. Immer wieder gibt es Hemmnisse. Auch die steigende berufliche Qualifikation der Frauen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen gerade bei der Entlohnung benachteiligt werden. Die Lohnungleichheit zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten beträgt immer noch mehr als 21 Prozent. Die Lohn-Kluft zwischen Mann und Frau ist dabei branchenübergreifend und im Westen Deutschlands größer als im Osten. Deutschland steht im europäischen Vergleich damit immer noch im oberen Drittel, was die Ungleichheit anbelangt.

Das Ungleichgewicht der Einkommen ist die Folge tief verwurzelter gesellschaftlicher Entwicklungen, die über Jahrzehnte hinweg ein Wertesystem geformt hatten, das Frauen von Grund auf benachteiligt. Es ist ernüchternd, dass die Regierung und die führenden Köpfe der großen deutschen Konzerne bisher nichts Wirksames gegen die Diskriminierung der Frau unternommen haben. Eine umfassende politische Strategie, die sich Themen wie Frauenquote und Entgeltgleichheit annehmen würde, gibt es bislang nicht.

Noch immer sind fast 90 Prozent der Aufsichtsrats- und Vorstandsposten börsennotierter Unternehmen mit Männern besetzt. Doch der Ansturm der Frauen auf die Chefsessel der Konzerne kommt langsam, aber sicher inzwischen auch bei den großen Konzernen an.

Die Regierung stellt sich quer

Auch in der Politik war die Frauenquote zum ersten Mal ein ernsthaftes Thema. Am 18. April entschied der Bundestag über eine gesetzliche Regelung zur Quotierung von Aufsichtsräten. Die emotional geführte Debatte war vor allem in Hinsicht auf die kommenden Wahlen schwierig und unergiebig. Die Opposition hatte gehofft, mithilfe von Stimmen aus der Union doch noch eine gesetzliche Frauenquote durchsetzen zu können. Union und FDP haben mit ihrer Mehrheit im Bundestag jedoch wie erwartet eine solche Regelung abgelehnt. In Deutschland wird es weiterhin keine gesetzliche Frauenquote geben. Das Ergebnis war desillusionierend und wohl für viele ambitionierte Frauen, die auf Rückenwind gehofft hatten, ernüchternd.

Eines aber ist sicher: Das weibliche Geschlecht wird nicht aufgeben. Frauen werden weiter um ihre Rechte und ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft, vor allem aber auch in der Wirtschaft kämpfen. Langfristig werden sich die Wirtschaft im Allgemeinen und die Vorstände der Dax-Konzerne im Besonderen dem weiblichen Geschlecht nicht entziehen können. Die Wahlen in diesem Jahr können auch für Frauen in der Wirtschaft eine Chance werden, endlich Veränderungen zu bewirken.