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Wirtschaft

Die Türkei und die USA: Erdoğans hausgemachte Krise

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Die türkische Wirtschaft zeigt sich nach wie vor in einem guten Zustand. Die Anhebung der Zinsen, die Gebührenerhöhungen für Ratengeschäfte und der Korruptionsskandal stellen 2014 jedoch Wachstumsrisiken dar.
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Donald Trump droht Ankara offen mit Wirtschaftssanktionen. Aus Ankara dröhnen wenig versöhnliche Worte. Droht der Türkei eine neue Rezession?

US-Präsident Donald Trump drohte der Türkei jüngst mit „wirtschaftlicher Zerstörung“, sollte Ankara in Syrien nicht mit Washington kooperieren. Recep Tayyip Erdoğan solle persönlich dafür sorgen, dass den Kurden im nordsyrischen Rojava keine Offensive der türkischen Streitmächte drohe. Den türkischen Präsidenten ließ das unberührt. Sofort feuerte er eine seiner rhetorischen Salven gen Westen und beschwor das Mantra der türkischen Souveränität.

Trump ließ indes offen, was er genau mit „wirtschaftlicher Zerstörung“ meinte. Für Erdoğan wären wirtschaftliche Sanktionen nichts Neues. Im vergangenen Jahr hatten die USA im Zuge des Streits über einen in der Türkei festgesetzten US-Pastor Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt und zugleich Strafzölle gegen Ankara erhoben. Ein ähnliches Szenario ist aktuell wieder denkbar.

Schulden steigen

Weil nun selbst Experten von einer unübersichtlichen Lage und einem kaum vorhersehbaren Ende der Konfrontation zwischen Washington und Ankara sprechen, sind die internationalen Märkte alarmiert. Prompt sackte die türkische Lira innerhalb kürzester Zeit um mehrere Prozent ab. Erdogan betonte zwar umgehend, die türkische Wirtschaft sei robust und auch in diesem Jahr sei Wachstum absehbar. Dennoch mehren sich die Anzeichen, dass der Türkei die Rezession droht.

Ein Faktor, der in diese Richtung zeigt, ist der große Berg an Schulden, auf dem die Türkei sitzt. Bedrohlich ist das vor allem, weil ein Großteil der Verbindlichkeiten in ausländischen Währungen aufgenommen wurde. Häufig ist der US-Dollar die Ausgangswährung für die türkischen Schulden. Fällt also der Lira-Kurs steigen die Schulden.

Das ist an sich zwar noch kein Anzeichen für eine Rezession. Ein böses Omen sind steigende Schulden aber schon. Schließlich besteht die große Gefahr, dass den Finanzinstituten irgendwann das Geld ausgehen könnte. Die Folge: Neue Projekte könnten nicht mehr finanziert, Wachstum nicht generiert werden. Bei einigen staatlichen Großprojekten ist der finanzbedingte Stopp bereits Realität.

Wahlen könnten Lage verschlimmern

Hinzukommt: Ende März finden in der Türkei Bürgermeister- und Gouverneurswahlen statt – und zwar in allen 81 türkischen Provinzen. Weil die Präsidentenpartei AKP Steuererleichterungen verlängert hat, stehen Erdoğans Parteikumpel den Umfragen zufolge gut da. Nach der Wahl könnte Ankara die Zügel aber wieder anziehen, was nicht Gutes für die Wirtschaft verhieße. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die Steuern steigen, während die Staatsausgaben sinken.

Nicht alles schlecht: Chance, Rezession zu verhindern

Trotz der vielen möglichen ökonomischen Krisenherde ist nicht alles schlecht in der Türkei: Weil die Häufigkeit von Terroranschlägen am Bosporus gesunken ist, schöpfen ausländische Touristen wieder Vertrauen in die Türkei. Deswegen befindet sich der Tourismus wieder im Aufwind. Auch andere Industriebereiche – zum Beispiel Automobil, Rüstung und Textilien – sind krisenresistent.  

Es ist also noch nicht zu spät für Ankara, eine ökonomische Rezession zu verhindern. Wie so oft liegt das Schicksal der Türkei in der Hand eines Mannes: Erdoğan.