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Panorama

Diyarbakır-Bombenanschlag: Spur führt nach Syrien

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Die türkische Polizei hat vier Tage nach dem tödlichen Doppelanschlag auf eine Wahlkampfveranstaltung der pro-kurdischen HDP in Diyarbakır Haftbefehl gegen einen Verdächtigen erlassen. Der Mann wurde offenbar in Syrien ausgebildet.

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Die türkische Polizei hat vier Tage nach dem tödlichen Doppelanschlag auf eine Wahlkampfveranstaltung der pro-kurdischen Halkların Demokratik Partisi (HDP) in Diyarbakır Haftbefehl gegen einen Verdächtigen erlassen. Die Nachrichtenagentur DHA meldete am Mittwoch unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, der Mann sei bereits am Wahlsonntag in Gaziantep nahe der türkisch syrischen Grenze festgenommen worden. Ihm werde „vorsätzliche Tötung“ und „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ vorgeworfen.

Die türkische Zeitung Zaman veröffentlichte nun weitere brisante Details zu den Hintergründen des Täters. Demnach handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen aus Adıyaman stammenden Mann namens Orhan G.. Dem Bericht zufolge handelt es sich bei Orhan G. um ein Mitglied der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Der Mann sei in den Lagern des IS in Syrien ausgebildet worden.

Orhan G. sei am 2. Juni nach Diyarbakır gefahren, um dort „ein Blutbad“ anzurichten, so ist in dem Bericht zu lesen. Er habe sich in der Stadt zwei Prepaid-Karten besorgt und sei in ein Hotel eingecheckt, wo er sich – offenbar zur Tarnung – den Kopf kahl rasiert und eine Brille aufgesetzt habe.

Mutmaßlicher Bombenleger von Diyarbakır: „Ich muss hier sofort raus!“

Am Samstag habe er gegen 11 das Hotel verlassen. Obwohl an dem Tag die HDP-Wahlkampfkundgebung abgehalten werden sollte, gab es an den Zugängen zum Ort der Veranstaltung keine Personenkontrollen. Orhan G. hatte folglich freien Zugang. Zeugenaussagen zufolge sei der Mann anschließend auf dem Bahnhofsplatz gesehen worden, wo er knapp zwei Stunden mit einem Straßenhändler gesprochen habe. Der Straßenhändler sagte laut Bericht später aus, Orhan G. habe ihm zu diesem Zeitpunkt ein Paket mit dem Hinweis, es handele sich um Drogen, übergeben. „In der Tüte sind Drogen. Behalte es, ich komme nach der Veranstaltung und hole es wieder ab“, so Orhan G. laut Aussage des Straßenhändlers.

Auf die Spur des Mannes kam offenbar die Geheimdienstabteilung des Polizeipräsidiums von Gaziantep (Gaziantep Emniyet Müdürlüğü İstihbarat Şube Müdürlüğü). Diese war durch ein Telefonat des Mannes mit einer weiteren Person auf ihn aufmerksam geworden. „Ich muss hier sofort raus!“, sagte der Verdächtige der Darstellung der Polizei zufolge am Telefon. Daraufhin habe man weitere Telefonate des Mannes abgehört. Bewahrheiten sich die Vorwürfe gegen Orhan G., wäre er ein weiteres Beispiel für die akute Gefahr, die von sog. „Syrien-Rückkehrern“ ausgeht.

Am Freitag, kurz vor der Parlamentswahl, waren bei zwei Sprengstoffanschlägen auf eine Veranstaltung der pro-kurdischen Partei HDP mindestens drei Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass am Montag ein 17-Jähriger im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Bei den Bomben handelte es sich um zwei TNT-Sprengsätzen, die im Abstand von wenigen Minuten am Rande der HDP-Kundgebung deponiert waren. An den Sprengsätzen befestigt waren offenbar Metallkugeln, die bei der Explosion als verheerende Schrapnell Geschosse durch die geschleudert wurden.