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Wirtschaft

Drama in Zonguldak: Bergarbeiter verbarrikadieren sich und treten in Hungerstreik

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In der nordtürkischen Bergbaustadt Zonguldak befinden sich 25 Bergleute seit neun Tagen im Hungerstreik. Seit Januar haben sie keinen Lohn mehr erhalten und ihre Grube soll geschlossen werden – aus politischen Gründen. Seit gestern gibt es keinen Kontakt mehr.

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Im nordtürkischen Zonguldak sind vor 9 Tagen insgesamt 120 Bergleute in einen Hungerstreik getreten, weil sie seit vier Monaten kein Gehalt mehr erhalten haben und ihre privat betriebene Grube geschlossen werden soll. Der größte Teil der Kumpel hat den Hungerstreik bereits aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen, sodass nur noch 25 von ihnen verblieben sind. Aus Angst davor, dass die Polizei in die Grube eindringt und den Hungersteik gewaltsam beendet, haben sich die Bergleute verbarrikadiert. Wie Ömer Kaplan, der Sprecher der Gruppe, berichtet, besteht seit Donnerstag 16 Uhr kein Kontakt mehr zu ihnen: „Sie haben sich für diesen Weg entschieden, weil sie über Verhandlungen kein Ergebnis erzielt haben.“

Der Betreiber der Grube Balçınlar Özel Maden ist die Aktiengesellschaft Deka Madencilik A.Ş. Die Staatsanwaltschaft von Zonguldak führt derzeit ein Verfahren gegen das Unternehmen, dem sie vorwirft „Mitglied einer terroristischen Organisation“ zu sein. Namentlich ist dabei von der sogenannten „Parallelstruktur“ die Rede. Unter dieser Bezeichnung führt die AKP-Regierung einen Kampf gegen die Hizmet-Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen.

Am 6. Mai 2016 hat das Gericht Treuhänder eingesetzt, die nun die Grube schließen wollen. Das hätte zufolge, dass die insgesamt 120 Bergmänner ohne Abfindung vor die Tür gesetzt würden. In den von regierungstreuen Häusern dominierten türkischen Medien wird die Situation der Bergleute so gut wie gar nicht thematisiert. Lediglich oppositionelle linke Zeitungen wie Birgün oder das Nachrichtenportal Diken berichten ausführlich über den Fall. Am Donnerstag wollten Abgeordnete der oppositionellen Republikanischen Volkspartei CHP, den streikenden Bergleuten einen Besuch abstatten und sich über deren Lage informieren. Das wurde von dem Gouverneur der Stadt verhindert.

Der CHP-Politiker Veli Ağababa sagte dazu: „Weder der Polizeipräsident noch der Gouverneur haben uns die Erlaubnis gegeben. Eigentlich ist eine Erlaubnis gar nicht notwendig. Da, wo es kein Recht und Gesetzt gibt, herrschen Banditentum und Terror. Das ist genau das, was uns hier widerfährt. Dass uns der Zugang zu der Grube verwehrt wird, ist rechtswidrig und willkürlich.“ Auch Gruppensprecher Ömer Kaplan sieht der Situation wenig optimistisch entgegen. Über seine Kollegen sagt er: „Sie haben sich dem Tod überlassen.“